Heilbronn und Leingarten bringen gemeinsames Gewerbegebiet auf den Weg
Sie sehen sich in einer Vorbildfunktion: Heilbronn und Leingarten wollen es ermöglichen, dass bei Böckingen Platz für neue Firmen entsteht. Das sind die Gründe dafür.
Heilbronn und Leingarten wollen ein gemeinsames Gewerbegebiet an der Bundesstraße 293 erschließen. Das acht Hektar große Areal soll ans bestehende Gewerbegebiet Böckingen-West anschließen. Für Heilbronn ist es die erste interkommunale Zusammenarbeit in dieser Sachen, weitere könnten folgen. "Wir haben den Blick in die Umgebung", sagte Martin Diepgen. Zunächst geht es um die Zusammenarbeit mit Leingarten, "alles weitere wird sich ergeben". Der Erste Bürgermeister der Stadt Heilbronn hat einen entsprechenden Vertrag mit Ralf Steinbrenner, Bürgermeister von Leingarten, unterzeichnet.
Firmen fragen regelmäßig an, weil sie Flächen benötigen. Sowohl Leingarten als auch Heilbronn sind interessant. Trotz des großen Interesses steht der Zeitplan für das gemeinsame Gewerbegebiet noch in den Sternen. Auch zu den möglichen Kosten wollen sich weder Martin Diepgen noch Ralf Steinbrenner äußern. Leingartens Bürgermeister betont, dass in einem ersten Schritt die erforderlichen naturschutzrechtlichen Untersuchungen gemacht werden.
Heilbronn und Leingarten kooperieren bei einem Gewerbegebiet bei Böckingen
Die Idee hat es schon länger in Heilbronn und Leingarten gegeben, doch welche Seite am Ende genau den Stein ins Rollen gebracht hat, wissen die Vertreter der beiden Nachbarstädte nicht mehr. Nur an eine Zusammenkunft erinnern sie sich: Im September 2022 gab es ein Treffen dazu in Leingarten. Klar ist aus Sicht von Martin Diepgen aber eines: Solche Kooperationen wird es häufiger geben müssen, nicht allein mit Heilbronn. Städte und Gemeinden müssten weg vom Kirchturmdenken: "Es gilt, die Region gemeinsam zu stärken", sagte er.
Eine solche Zusammenarbeit bei Gewerbegebieten sei zeitgemäß, um überhaupt eine bald verbindliche Vorgabe seitens des Landes erfüllen zu können, führte Martin Diepgen aus: Es darf keine Fläche zusätzlich versiegelt werden. "Wir müssen kooperieren." Er versteht einerseits die Haltung des Landes, eine weitere Versiegelung zu verhindern. Nur führe das zu Problemen. Die Automobilbranche präge die Region Heilbronn. Doch gerade diese Firmen steckten mitten in einem Umbruch - weg vom Verbrenner hin zum Elektroantrieb. Man benötige in einer Übergangsphase also Parallelstrukturen, so Heilbronns Erster Bürgermeister.
So groß ist das Areal
Ralf Steinbrenner weiß, dass es ähnliche Gewerbegebiete bereits im Landkreis gibt – beispielsweise im Zabergäu. Dennoch sieht er in der jetzt angestoßenen Kooperation der beiden Nachbarstädte auch eine Vorbildfunktion. Sechs Hektar bringt Leingarten ein, nur ein Teil davon gehört der Kommune.
Die privaten Eigentümer stehen laut Ralf Steinbrenner dem Vorhaben "weitestgehend positiv" gegenüber. Die übrige Fläche bringt Heilbronn ein. Ein solches gemeinsames Gewerbegebiet hat mehrere Vorteile. Beispielsweise wird nur ein Bebauungsplan benötigt, außerdem kann die vorhandene Infrastruktur mitgenutzt werden. Ralf Steinbrenner weist auf die Straße hin, die bereits durchs Böckinger Gewerbegebiet führt und ins neue Areal verlängert wird. Von Westen her ist langfristig ebenfalls eine zusätzliche Anbindung denkbar: Zwischen Umspannwerk und dem Gewerbegebiet soll einmal die verlängere Saarlandstraße in die B 293 münden.
So werden die Einnahmen aus der Gewerbesteuer verteilt
Bei der Gewerbesteuer sind mehrere Szenarien denkbar, führte Martin Diepgen aus. Sollte ein Betrieb das ganze Gebiet kaufen, müssten sich Heilbronn und Leingarten bei der Steuer-Aufteilung einigen. Bei mehreren Firmen könnte strikt nach Gemarkung abgerechnet werden - je nach Lage des Unternehmens. Am westlichen Rand des geplanten Gebiets liegen Hochspannungsmasten. Leingartens Bürgermeister Ralf Steinbrenner erwartet trotzdem keine Schwierigkeiten: Wie diese Flächen sinnvoll genutzt werden können, darum müssten sich nun Planer kümmern, sagte er.
Die ersten Monate verliefen gut. Von einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist die Rede. Martin Diepgen geht davon aus, dass dies so bleibt. Für Probleme, die seiner Ansicht nach garantiert im weiteren Verfahren auftauchen werden, fänden beiden Seite eine Lösung.