Heilbronn sucht den richtigen Weg für einen Neuanfang
Die Sorgen und Nöte der Händler und Gastronomen in der Heilbronner Innenstadt wachsen. Gab es bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie bedenkliche Entwicklungen, vor allem rund ums Wollhaus und in der Sülmer-City, so treten die Probleme jetzt wie in einem Brennglas offen zutage.

Die Zahl der Leerstände in der Heilbronner Innenstadt wächst, erste Geschäfte haben Insolvenz angemeldet, die Aufenthaltsqualität im Zentrum sinkt.
Das Rathaus hat nun reagiert und eine Task-Force eingesetzt, die an Plänen für die Wiederbelebung der Innenstadt nach dem Lockdown arbeitet. Zusätzlich traf sich Oberbürgermeister Harry Mergel mit dem Vorstand der Stadtinitiative Heilbronn, um über die Ideen zu diskutieren.
"Unser Ziel ist es, Handel und Gastronomie mit einem Maßnahmepaket den nötigen Rückenwind zu verschaffen und die Innenstadt schnell aufleben zu lassen, sobald es wieder möglich ist", betont Mergel. Wie dieser Rückenwind konkret aussehen soll , soll in der Gemeinderatssitzung am 18. März deutlich werden.
Die Pläne der Task-Force basieren auf dem Masterplan Innenstadt, der 2019 aktualisiert wurde. Demnach sollen in den nächsten Jahren "trotz schwieriger Haushaltslage Millionen Euro in die Innenstadt investiert werden", verspricht Finanzbürgermeister Martin Diepgen. Diepgen sagt zudem zu, dass ÖPNV und die Parkgebühren zur Wiedereröffnung nach dem Lockdown bezuschusst werden. Auch das lange geforderte Parkleitsystem soll bis Ende des Jahres fertiggestellt sein. "Wir haben zumindest diese kurzfristigen Ziele durchsetzen können, jetzt kommt es auf die Umsetzung an", sagt Eva Schnepf, Schatzmeisterin der Stadtinitiative nach dem Gespräch.
Schritt geht Händlern nicht weit genug
Doch vielen Händlern und Gastronomen geht das längst nicht weit genug. "Das Thema Wollhauszentrum muss zur Chefsache erklärt werden, das Sicherheitsempfinden muss verbessert werden und die Stadt muss aktiv gegen Leerstände vorgehen", nennt Axel Palm, stellvertretender Vorsitzender der Stadtinitiative, seine Forderungen. Er denkt sogar daran, dass die Stadt langfristig als Investor auftritt und "Immobilien erwirbt, die sie gezielt weitervermietet." So soll für ein attraktives Händlerangebot gesorgt werden. Johannes Nölscher, Schriftführer der Initiative, setzt sich für eine Verlegung des Wochenendmarktes ein.
"Eine Verlagerung auf den Kiliansplatz bringt Aufenthaltsqualität und sorgt dafür, dass die gesamte Innenstadt vom Markt profitiert", ist der Geschäftsführer der Schuh Kaufmann GmbH überzeugt.
Aufwertung der Seitenstraßen
"Wir haben eine Menge vor, um die Innenstadt nach der Öffnung attraktiv zu präsentieren", sagt Martin Diepgen gegenüber der Stimme. Neben Zuschüsse für ÖPNV und Parkgebühren denkt Diepgen an Blumenschmuck und Attraktionen am Neckar. "Der erste Schuss muss sitzen", betont er mit Blick auf den Zeitpunkt der Aktionen.
Auch die Aufwertung der Zehntgasse, Turmstraße und Eichgasse stehen mittelfristig auf der Agenda der Stadt.
Geld für Gutscheinaktion

Dem Beispiel Eppingen will Heilbronn dagegen nicht folgen. Dort investiert die Stadt 50.000 Euro in eine Gutscheinaktion, die den Händlern zugutekommt. Erwirbt ein Kunde in einem Eppinger Geschäft einen Gutschein von 100 Euro, legt die Stadt 20 Euro drauf. Der Händler bekommt die 100 Euro sofort ausgezahlt, den Rest bei Einlösung des Gutscheins.
"Uns ist klar, dass Friseure, Blumenläden und Modehändler schnell Hilfe brauchen, dann haben wir die Aktion innerhalb weniger Tage umgesetzt", erläutert der Eppinger Oberbürgermeister Klaus Holaschke die Idee. Da der Stadtmarketing-Verein zusätzliche 15.000 Euro einbringt, stehen insgesamt 325.000 Euro zur Verfügung. "Das ist ein Wort, zumal die Aktion stürmisch angelaufen ist", sagt Holaschke. "Ich gehe davon aus, dass wir in 14 Tagen ausverkauft sind", freut sich der OB.
"Man muss wissen, was konkret für die eigene Situation passt", betont Martin Diepgen und verweist darauf, dass die Stadt Pachten stundet, Gebühren erlässt und die Außenbewirtschaftung erleichtert. "Das sind viele kleine Mosaiksteine, die helfen", ist der Heilbronner Finanzbürgermeister überzeugt.