Corona-Regeln stoßen in der Region auf breite Akzeptanz, das Krisenmanagement hingegen nicht
Die Mehrheit der Menschen in Stadt und Landkreis Heilbronn steht hinter den geltenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung sind dagegen weit weniger Befragte zufrieden als noch 2020.
Abstand halten, Maske tragen, Hygiene beachten - noch immer bestimmen viele Corona-Regeln unseren Alltag. Bundesweit gibt es Umfragen dazu, wie die Menschen zu den Maßnahmen stehen. Im April sprach sich knapp die Hälfte der Befragten im ARD-Deutschlandtrend für strengere Maßnahmen aus.
Das Krisenmanagement von Bund und Ländern fand eine große Mehrheit von 79 Prozent nicht zufriedenstellend. Wie sieht es in der Stadt und im Landkreis Heilbronn aus?
79 Prozent der Befragten stehen komplett hinter Corona-Regeln
Das Institut für angewandte Marktforschung (H-Infam) der Hochschule Heilbronn hat wie im Vorjahr eine repräsentative Umfrage in der Region zur Corona-Krise durchgeführt. Dabei sticht zunächst ins Auge, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie auch nach eineinhalb Jahren Corona noch auf große Akzeptanz stoßen. Insgesamt 79 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, komplett hinter den geltenden Regeln zu stehen.
2020 wurde derselben Gruppe diese Frage schon einmal gestellt. Damals stimmten 83 Prozent der Befragten den Maßnahmen zu. Die Akzeptanz der Regeln hat in dem Jahr also nur minimal abgenommen.
Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement des Bundes bricht ein
Ganz anders sieht es da bei der Zufriedenheit mit der Bundesregierung aus: Während 2020 noch eine große Mehrheit von 81 Prozent der Teilnehmer zufrieden mit dem Krisenmanagement der Regierung war, ist es in diesem Jahr nur noch die Hälfte der Befragten.
Für den Leiter des H-Infam, Joachim Allhoff, ist das eine überraschende Entwicklung. Dass die Zufriedenheit abnehmen würde, sei erwartbar gewesen, "aber in diesem Ausmaß hätte ich das nicht gedacht". Die Zahl der Zufriedenen sei immerhin um 30 Prozent gesunken. "So etwas haben wir selten in Umfragen", sagt Allhoff.
Der Institutsleiter interpretiert das so: "Es gibt ein breites Verständnis zum Sinn der Maßnahmen für sich selbst und für Angehörige. Zwar sehen das 15 bis 20 Prozent nicht ganz so, aber das ist die deutliche Minderheit." Das decke sich auch mit den Beobachtungen in seinem persönlichen Umfeld, sagt Allhoff. Bei der Corona-Politik des Bundes sei dieses Verständnis dagegen eher nicht vorhanden.
Verordnungschaos und lange politische Diskussionsrunden
Ein Grund dafür sei, dass das Entscheidungschaos auf Landesebene auf die Zufriedenheit mit der Bundesregierung abfärbe: "Über das Jahr hinweg gab es eine Verordnung nach der anderen. Vieles hat sich schnell geändert und war für einige Menschen verwirrend. Sie haben nicht mehr verstanden, was genau für sie gilt. Noch dazu gab es lange politische Diskussionen", erklärt er.
Diese Debatten, wie etwa Ministerpräsidentenkonferenzen, seien aus seiner Sicht zwar notwendig gewesen, hätten aber auch zu dem dramatischen Einbruch beigetragen.
Mehr als die Hälfte der Befragten ist genauso zufrieden wie vor der Krise
Weiterhin wurden die Teilnehmenden gefragt, wie sie sich heute im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise fühlen. Kein einziger Befragter antwortete mit "viel zufriedener", acht Prozent der Umfrageteilnehmenden gaben "zufriedener" an. Mit 54 (2020: 60) Prozent fühlt sich rund die Hälfte der Befragten etwa gleich zufrieden wie vor der Pandemie. 27 (2020: 26) Prozent sind unzufriedener, sechs (2020: vier) Prozent viel unzufriedener. Die Ergebnisse sind im Vergleich zu 2020 fast gleich geblieben.
Ein Trend in die eine oder andere Richtung, sagt Allhoff, sei nicht auszumachen. Dass die Werte nach eineinhalb Jahren Pandemie so stabil geblieben sind, überrascht ihn ein wenig, im Prinzip hatte er aber ähnliche Ergebnisse erwartet: "Viele waren finanziell und gesundheitlich nicht direkt betroffen und sind doch ziemlich gut durch die Krise gekommen."
Bestimmte Gruppen besonders hart getroffen
Das Drittel, das in der Corona-Zeit schon 2020 unzufriedener als vor der Krise war, ist seiner Einschätzung nach immer noch in dieser Kategorie. "Das sind dann zum Beispiel Soloselbstständige, geringfügig Beschäftigte oder Alleinerziehende", sagt Allhoff. Solche Gruppen hätten die Corona-Einschränkungen besonders hart getroffen.
Das H-Infam befragt für das Heilbronn-Barometer seit 2016 jährlich die gleichen Menschen in der Stadt Heilbronn und in einem Umkreis von 20 Kilometern. Dieses Jahr nahmen 844 Befragte teil. Die Antworten werden gewichtet nach Alter, Geschlecht und Haushaltsgröße, sodass sie als repräsentativ gelten.