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Heftige Impfreaktion verändert das Leben einer Heilbronnerin

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Eine 53 Jahre alte Heilbronnerin muss das Gehen erst wieder lernen, sie kann nicht arbeiten oder Auto fahren. Ärzte nehmen an, dass die Beschwerden mit der Corona-Impfung zu tun haben.

Foto: Marko Duca/stock.adobe.com
Foto: Marko Duca/stock.adobe.com  Foto: Marko Duca/stock.adobe.com

Das Leben von Ute Neubauer ist nicht mehr wie früher, sagt sie. "Ich war fit." Die 53 Jahre alte Pflegekraft aus Heilbronn arbeitete zuletzt in einer Teststation. Nach der Impfung mit Astrazeneca Mitte Mai fangen die Beschwerden an. Es folgen Krankenhaus- und Reha-Aufenthalte. Mehr als vier Monate später ist sie noch nicht wieder gesund.

Die gesundheitlichen Probleme führen sie drei Mal in die Notaufnahme der Heilbronner SLK-Klinik am Gesundbrunnen. Schüttelfrost, unerträgliche Kopfschmerzen, Rückenschmerzen sind nur wenige Symptome. Sie kann nicht urinieren und kaum mehr gehen. Im Krankenhaus wird Neubauer sorgfältig untersucht mit Computer- und Magnetresonanz-Tomographie, CT und MRT. Die Ärzte stellen "eine ausgedehnte Entzündung des Rückenmarks" fest; das zentrale Nervensystem sei chronisch entzündlich. Im Patientenbericht, der dieser Zeitung vorliegt, heißt es: Eine autoimmune Erkrankung nach Impfung mit dem Vektroimpfstoff von Astrazeneca sei anzunehmen. Es handele sich um eine Impfreaktion.

Ein Todesfall im Hohenlohekreis

Neubauer ist ein seltener, aber kein Einzelfall. In der Stadt und im Landkreis Heilbronn sowie im Hohenlohekreis sind bislang mehr als 360 500 Impfungen verabreicht worden. Der Hohenlohekreis hat laut Sprecherin Mathea Weinstock bislang 93 Meldungen über unerwünschte Impfreaktionen an die zuständige Bundesoberbehörde, das Paul-Ehrlich-Institut, gemeldet und außerdem am 28. September einen Todesfall im zeitlichen Zusammenhang mit einer Corona-Impfung.

Weinstock nennt 53 Fälle von Blutdruckabfall. Vereinzelt sei es zu Kribbeln, Schmerzen oder Taubheitsgefühlen gekommen. Ein Mensch erlitt einen Kreislaufkollaps, ein zweiter kam mit Schwindel und Brustschmerzen in die Klinik. Neun Menschen sind in den Heilbronner SLK-Kliniken wegen neurologischer Erkrankungen im zeitlichen Zusammenhang mit einer Corona-Impfung behandelt worden, sagt Sprecher Mathias Burkhardt. Darunter zwei Fälle einer Herzmuskelentzündung.

Beim Landratsamt Heilbronn sind Sprecherin Lea Mosthaf zufolge elf Arztmeldungen über außergewöhnliche Impfreaktionen eingegangen. Dem Gesundheitsamt der Stadt Heilbronn wurden sieben Fälle gemeldet, bei denen der Verdacht einer gesundheitlichen Schädigung bestand. Ob diese Impfreaktionen längerfristig anhielten, sei dem Gesundheitsamt nicht bekannt.


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Feststellung eines Impfschadens benötigt Gutachten

In Baden-Württemberg gibt es bislang noch keinen registrierten Fall eines nachgewiesenen Impfschadens. Darauf macht ein Sprecher des Landessozialministeriums aufmerksam. Dazu benötige man medizinische Gutachten, deren Erstellung erfahrungsgemäß eine gewisse Zeit braucht. Von einem nicht nur vorübergehenden Impfschaden werde außerdem erst gesprochen, wenn die gesundheitlichen Auswirkungen auch noch ein halbes Jahr nach der Impfung fortbestehen. Da die ersten Corona-Schutzimpfungen erstmals Ende Dezember vorgenommen worden seien, könnten diese Fälle bislang kaum vorliegen, geprüft und beschieden worden sein.

Ute Neubauer hat in der Reha mühsam wieder Gehen gelernt. "Ich kann nicht Auto fahren, nicht arbeiten." Das stellt nicht nur sie selbst vor neue Herausforderungen. Das Leben der ganzen Familie habe sich verändert. In der Reha habe sie einige Menschen kennengelernt, denen es ähnlich wie ihr ergangen sei. Neubauer befürchtet, dass sie nicht mehr richtig auf die Beine kommt. Die Erwerbslosen-Rente ist beantragt. "Wenn ich die Politik verfolge, heißt es immer impfen, impfen, impfen." Trotz ihrer Erfahrungen sei auch sie nicht gegen die Corona-Impfung. Nur werde den - wenn auch seltenen - Fällen von heftigen Impfreaktionen noch zu wenig Beachtung geschenkt.

156.360 Verdachtsfälle bei mehr als 101 Millionen Impfungen

Dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) werden Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen gemeldet, teilt Sprecherin Dr. Susanne Stöcker mit. Bei einem Verdacht ist noch nicht geklärt, ob eine Komplikation auch tatsächlich von einer Impfung verursacht wurde. Derartige Meldungen seien im Verhältnis zu der Anzahl der Menschen zu betrachten, auf die sich das Risiko beziehe. Seit Beginn der Impfungen in Deutschland bis Ende August registriert das PEI 156 360 Verdachtsfälle bei 101,9 Millionen Impfungen. Die Verfahren zur Anerkennung eines Impfschadens laufen bei den Versorgungsämtern.

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