Umzug durch Gundelsheim markiert das Faschingsende im Raum Heilbronn
17.000 Besucher feiern beim Faschingsumzug in Gundelsheim. Es ist der letzte große Narrentreff vor Aschermittwoch im Raum Heilbronn-Franken. Die Teilnehmer nehmen teils weite Anreisen auf sich.

Fastnacht im Endstadium: Mit dem Umzug durch Gundelsheim ging am Faschingsdienstag die Fasnetszeit 2024 im Raum Heilbronn-Franken zu Ende. Laut christlichem Brauchtum beginnt nun mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit bis Ostern.
Wie eine Sprecherin der Polizei Heilbronn mitteilt, sollen rund 17.000 Besucher den Narren und den Umzugswagen, die sich durch die Gundelsheimer Straßen schlängelten, zugejubelt haben. Der Gundelsheimer Ortskern wurde vorübergehend für den normalen Straßenverkehr weitestgehend abgeriegelt.
Pünktlich um 14.11 Uhr fiel der Startschuss, dessen Knall noch einige Straßen weiter zu hören war. Gefeiert wurde jedoch schon im Vorfeld. Um 11 Uhr vormittags setzte vor dem Gundelsheimer Rathaus die erste närrische Musik ein. Passend zum Anlass hielt auch das Wetter. Zehn Grad und Sonnenschein im Februar, bessere Bedingungen für den Umzug kann sich wohl kaum ein Faschingsfan wünschen.
Faschingsumzug Gundelsheim: Gäste aus dem gesamten Unterland und dem Rest Baden-Württembergs
"In diesem Jahr haben wir 50 Fahrzeuge, zehn Kapellen, 45 Gesellschaften und ungefähr 2000 aktive Narren, die beim Umzug mitwirken", sagt Wolfgang Riedle, Sprecher des Gundelsheimer Carnevalvereins, zu Beginn der Parade. Der Verein ist Hauptveranstalter des Umzuges und gehört heute mit seinen mehr als 1000 Mitgliedern zu den größten Carneval-Vereinigungen in Baden-Württemberg.
An der Spitze des Zuges war natürlich das diesjährige Gundelsheimer Prinzenpaar, bestehend aus Prinz Moritz "von den tanzenden Dächern" und Prinzessin Johanna "vom kreativen Tiefenbachtal", zu finden. Neben dem Prinzenpaar besonders umjubelt waren, wie zu erwarten, die Umzugs-Fahrzeuge der heimischen Gundelsheimer Narren.
Aber auch Fahnen von verschiedenen Faschingsgesellschaften aus dem gesamten Umland, unter anderem Bad Wimpfen, Bad Rappenau, Erlenbach, Eppingen, Talheim oder Kirchhausen waren auszumachen. Sogar aus weiter Ferne waren die Narren nach Gundelsheim gepilgert, wie Vereinssprecher Riedle erklärt. "Mit der ´Schweizer Guggemusik´ haben wir in diesem Jahr auch Narren aus der Schweiz zu Gast."
Originelle Faschingskostüme und freche Hexen beim Faschingsumzug in Gundelsheim
Für die größte Begeisterung bei Jung und Alt sorgten die bei Weitem größte Anzahl von Hexen aller Art. Das Kostüm-Urgestein fast eines jeden Fasnet-Vereins durfte natürlich nicht fehlen. In gewohnt dreister Schwabenmanier waren die Hexen für jeden Spaß zu haben und hinterließen teilweise Rußspuren auf den Gesichtern der oft jungen Zuschauer, für die dann natürlich auch ein Lutscher zur Versöhnung heraussprang.
Aber auch jede Menge andere ausgefallene Kostüme waren beim Umzug zu bestaunen. So wanderten Spielkarten, hübsche Frösche, ausgewachsene Faschingsochsen, Hobbits oder auch mit Menschen besetzte Ballonkörbe durch die Straßen. Die Narren legten sich mächtig ins Zeug.
Besonders originell: Die "Schorlatoren" vom Dornbacher Obsthof, die mit geschmückten Rollatoren durch das hier klassische Schorlegebiet fuhren. Zurückhaltung gab es in Sachen politischer Satire beim Gundelsheimer Umzug. Ein Wagen, der prominente, politische Persönlichkeiten auf die Schippe nahm, suchte man vergeblich. Gegen 17 Uhr löste sich der Zug um den Gundelsheimer Bahnhof herum auf.
Gundelsheimer Fasching als Höhepunkt des Jahres für Einheimische
"Jeder in Gundelsheim hat eine Verbundenheit zum Fasching und großen Spaß daran", sagt Hendrik Besier, der zusammen mit seinen Freunden bei der Gundelsheimer Guggemusik in der Spitze des Umzugs läuft. "Der Gundelsheimer Umzug ist vielfältiger als in Bad Wimpfen oder Haßmersheim", findet Maike-Xaver Nehls im Gorillakostüm.
"Die Stimmung hier ist grandios. Der Verein tut viel für die Stadt, das muss man unterstützen", sagt die Gundelsheimerin Rita Hofman. Laut eines Narren, der namentlich nicht genannt werden wollte, gab es bei ihm Probleme mit der Anreise: "Es gibt hier kaum Parkplätze und die Stadtbahn setzt keine zusätzlichen Züge ein."
Zur Erklärung: Daher kommen die Fastnachtshexen
Die Fastnachtshexe ist eine wegen ihres wilden Verhaltens populäre Narrenfigur, insbesondere in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Der Ursprung ist bislang nicht hinreichend geklärt. Als älteste Fastnachtshexen gelten zwei Figuren aus der Ortenau, die dort um 1935 eingeführt wurden und erstmals geschnitzte Holzmasken trugen.
In den Jahrzehnten nach 1950 verzeichnete man in vielen örtlichen Fastnachten eine starke Zunahme von Hexenfiguren. Seit den 1980er Jahren beklagen die Pfleger des Brauchtums sogar ein inflationäres Überhandnehmen der Hexen in der südwestdeutschen Fastnachtslandschaft.



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