Großstreik im Nahverkehr: So ist die Lage im Raum Heilbronn
Der Streik der Gewerkschaften Verdi und EVG legt am Montag (27. März) große Teile des öffentlichen Verkehrs lahm. Heilbronn und die Region sind stark betroffen. Wir haben erste Eindrücke aus dem morgendlichen Berufsverkehr.

Keine Stadtbahnen, keine Regionalzüge, keine Busse: Wer nicht musste, machte sich am Montagmorgen gar nicht erst auf den Weg, sondern blieb im Homeoffice. Das hatten offenbar viele getan: Der Autoverkehr lief zunächst weitgehend normal. Gegen 7.30 Uhr meldet die Heilbronner Polizei "keine Auffälligkeiten", die über das übliche Maß an einem Montagmorgen hinausgingen.
Autofahrer berichten allerdings durchaus von größeren Behinderungen. Auf der B293 reichte der Stau Richtung Heilbronn zeitweise zurück bis Schluchtern.
Vor Schulen rangierten zum Teil deutlich mehr Autos herum als üblich, etwa in Eppingen. Kinder mussten zur Schule gebracht werden. Schülerinnen und Schüler, die es wegen des Streiks nicht zum Unterricht schafften, durften aber auch zu Hause bleiben, wie das Kultusministerium bereits am Freitag mitgeteilt hatte. Die Schule muss in jedem Fall informiert werden.
Keine Stadtbusse und Bahnen
In der Heilbronner Innenstadt fühlt man sich in die Zeit der Corona-Lockdowns zurückversetzt: Kaum jemand ist auf den Straßen. Nur vereinzelt begegnet man gehetzt wirkenden Menschen.
In der Nähe des Hauptbahnhofs steigt Aran Cadon aus einem Auto. Der junge Mann muss schnell zur Schule, die Klassenarbeit wartet nicht. Damit er rechtzeitig kommt, habe sein älterer Bruder ihn gefahren. Normalerweise sei er auf den Stadtbus angewiesen. "Wir haben vom Streik gewusst und konnten so planen", sagt Codan, bevor er zur Schule eilt.
Zur Arbeit mit Verspätung

Im Bahnhofsgebäude sind an diesem Montagmorgen zwar nicht die üblichen Menschenmassen unterwegs, einzelne Gestrandete warten hier dennoch auf ein Weiterkommen. Ungefähr eine Stunde später als sonst kommt eine Frau zur Arbeit - wenn der Zug nach Neckarsulm gegen halb 10 Uhr fährt, wie es auf der digitalen Anzeige steht. "Ich habe einfach nicht mehr an den Streik gedacht", gesteht die Frau.
Sehr genau weiß ein SWG-Mitarbeiter über den Streik seiner Kollegen Bescheid. Da die Mitarbeiter der DB Netz die Stellwerke bestreiken, könne eben auch kein Zug fahren. Im Dienst sei er dennoch, wenn auch nur um Zeit abzusitzen. "Heute fährt definitiv nichts mehr", sagt der SWG-Mitarbeiter schulterzuckend.
Taxifahrer steht im Stau
Taxifahrer Stamatios Kalogiannidis hat das hohe Verkehrsaufkommen zu spüren bekommen. Nachdem er eine Kundin nach Schwaigern gefahren habe, sei er auf dem Rückweg in Stau geraten. So hätte er wohl eineinhalb Stunden zurück gebraucht. „Nicht ganz, das war etwas übertrieben“, sagt Kalogiannidis lachend. „Ich bin über Feldwege zurückgekommen.“ Ein Kunde habe sich am Morgen schon für 35 Euro bis zu seiner Arbeit fahren lassen. Am Abend werde dieser Kunde wohl wieder anrufen, um noch einmal denselben Betrag für die Heimfahrt zu bezahlen. Doch solche Kunden seien die Ausnahme. Die meisten seiner Kollegen seien, ebenso wie er selbst, für Krankentransporte eingeplant. „Das ist unser Hauptgeschäft“, so der Taxifahrer.
In Eppingen ist es ruhig

Ruhig ist es am Bahnhof in Eppingen. Glaubt man der digitalen Fahrplanauskunft, so haben Reisende durchaus die Möglichkeit, nach Heilbronn, Karlsruhe oder Heidelberg zu kommen. Allerdings nicht mit den sonst üblichen Stadtbahnen, sondern mit Regionalexpressen. Auch innerstädtisch und in die Stadtteile läuft der öffentliche Personennahverkehr, Bürger-Bus und lokale Unternehmen, die die Buslinien bedienen, fahren trotz des Streiks.
Die Reisenden, die gegen 9.30 Uhr eigentlich auf die Stadtbahn warten, zeigen sich optimistisch, dass die Anzeige stimmt und sie anstatt mit einem Zug des Karlsruher Verkehrs Verbundes mit einem Regionalexpress nach Heilbronn kommen. „Wir sind guter Dinge“, üben sich die Reisenden in Zweckoptimismus, „dass die Anzeige stimmt.“ Verständnis für den Streik haben sie nur bedingt. „Lohnerhöhungen ja, aber doch mit Maß und Ziel und die Durchsetzung nicht auf dem Rücken der Allgemeinheit“, formuliert es einer der Männer.
Regionalverkehr im Raum Heilbronn und in Hohenlohe betroffen
Wegen des Warnstreiks, mit dem die Gewerkschaften zwei unterschiedlichen Tarifkonflikten Druck machen wollen, fuhr in Heilbronn am Montag kein Stadtbus. Viele Regionalbuslinien waren hingegen unterwegs. Die Albtal-Verkehrsgesellschaft musste den Stadtbahnverkehr im Raum Heilbronn und in Hohenlohe einstellen. Auch im Regionalverkehr auf der Schiene drehte sich kaum ein Rad.
Go-Ahead und SWEG, die auf der Frankenbahn zwischen Stuttgart, Heilbronn und Würzburg fahren, waren zwar nicht direkt betroffen. Weil Stellwerke bestreikt wurden, kam der Bahnverkehr jedoch weitgehend zum Erliegen. Auf der Frankenbahn fuhren laut Bahnauskunft am Morgen nur einzelne Züge.