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Große Sorgen in der Gastronomie: Branchensterben befürchtet

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Die drohende Energiepreisexplosion ist für viele Gastronomiebetriebe existenzgefährdend. Nach einer aktuellen Umfrage sind ein Drittel der Betriebe in ihrer Existenz bedroht. Die Verbände fordern schnelle Staatshilfen.

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Foto: dpa  Foto: Uwe Anspach (dpa)

Corona-Pandemie einigermaßen überstanden, Personalmangel gemanagt, in den Sommermonaten Zuversicht aufgebaut und jetzt der Energiepreis-Schock. Die Gastronomiebetriebe kommen einfach nicht zur Ruhe.

"Derzeit herrscht eine Dramatik, da kann schnell der ganz große Hammer kommen", fürchtet Rainer Mosthaf. Der Betreiber des Heilbronner Ratskellers bezieht sich vor allem auf die explodierenden Energiekosten. Sein Strompreis, den er monatlich abrechnet, hat sich bereits verdreifacht.


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Beim Gas, für das er Abschläge zahlt, rechnet Mosthaf mit drei bis vierfachen Preisen gegenüber den Kosten vor der Energiekrise. "Wir sehen, dass der Gewinn sinkt und es jetzt ans Eingemachte geht", betont der Ratskeller-Chef. Kämen jetzt noch Umsatzrückgänge hinzu, könne es in der Branche "ganz schnell gehen", fürchtet der Gastronom.

Fehlende Rücklagen sind ein Problem

Diese Befürchtungen bestätigt die jüngste Umfrage des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Baden-Württemberg. "Für mehr als ein Drittel der Betriebe ist die Energiekrise existenzbedrohend", nennt Dennis Bachmann das wichtigste Ergebnis der Befragung, die Anfang September durchgeführt wurde. "Von der Entwicklung der Gaspreise sind Hotels am stärksten betroffen", betont der Dehoga-Geschäftsführer im Land. Hier schlagen die Wellnessangebote der Branche besonders zu Buche. Auch Clubs und Discotheken seien gefährdet, da Rücklagen fehlten, weil sie schon am stärksten unter den Corona-Einschränkungen leiden mussten.

Zu den dramatisch steigenden Energiepreisen, käme die ständige Verteuerung der Waren. Die Branche fordert daher einen Belastungsausgleich und Rettungsschirme. "Die Regierung muss jetzt schnell und unbürokratisch handeln", macht Dennis Bachmann klar. In ein paar Wochen sei es für viele zu spät.

Große Unsicherheit in der Branche

"Die Unsicherheit in der Branche ist groß", hat auch der Stadtverbandsvorsitzende des Dehoga, Thomas Aurich, festgestellt. Er fürchtet, dass zu den dramatisch steigenden Energekosten noch Nachzahlungen von Corona-Hilfen kommen. Das Land hat sicherheitshalber schon einmal die Rückzahlungsfrist auf Ende Juni 2023 verlängert. "Da braut sich was zusammen", sorgt sich Aurich. "Der Trend in der Branche geht jetzt zunächst zur Verkürzung der Öffnungszeiten", hat der Heilbronner festgestellt.

Eingeschränkte Öffnungszeiten bei manchen Lokalen

Frank Dignaß hat diesen Schritt bereits beschlossen. Statt um 11 Uhr öffnet er seine Gaststätte Nordbahnhöfle im Bad Friedrichshaller Stadtteil Kochendorf künftig von Montag bis Freitag erst um 16 Uhr. Am Wochenende gelten die üblichen Zeiten. "Ich habe keine andere Wahl", betont der Gastronom, der für seine Grillhähnchen und Schnitzel bekannt ist. Zwar hat der 59-Jährige noch keine neuen Strom- und Gasabrechnungen bekommen. "Man muss aber mit dem Schlimmsten rechnen", fürchtet er. "Die Alternative wäre, 15 Euro für ein halbes Hähnchen zu verlangen, das geht natürlich nicht", betont Dignaß.


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Mit den Einsparungen bei Bedienungen und Energiekosten, hofft er nun über die Runden zu kommen - und auf bessere Zeiten im kommenden Jahr. "Auf Dauer könnte ich so nicht weiterarbeiten", macht Dignaß klar.

"Irgendwann ist Schicht im Schacht", betont auch Martin Kübler. Der Dehoga-Chef im Landkreis Heilbronn sieht die Branche vor "dramatischen Veränderungen". "Wir fühlen uns wie in einer Tretmühle", betont er mit Blick auf die anhaltende Krise. "Ein Ende ist nicht abzusehen, und die Politik lässt alles treiben", übt Kübler heftige Kritik. Frank Dignaß flüchtet sich beim Blick auf die Politik gar in Sarkasmus. "Die Beruhigungspillen, die Habeck nimmt, hätte ich auch gerne", sagt er. "Dann hätte ich auch weniger Sorgen."


Dieser Artikel wird in unserem Nachrichten-Podcast AbendSTIMME erwähnt - für weitere Nachrichten aus der Region können Sie hier den ganzen Podcast anhören.

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