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Gestern auf der Flucht, heute im Job: Wie die Caritas Heilbronn Flüchtlingen aus der Ukraine hilft

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Eine Caritas-Einrichtung bietet Flüchtlingen aus der Ukraine eine erste Bleibe und schnelle Hilfe bei der Suche nach Arbeit.

Diese Frauen, Männer und Kinder sind in einem Jugendgästehaus der Caritas in Heilbronn untergekommen. Die Erwachsenen suchen bereits nach eigenen Wohnungen und Arbeitsplätze, manche sind bereits fündig geworden.
Foto: Adrian Hoffmann
Diese Frauen, Männer und Kinder sind in einem Jugendgästehaus der Caritas in Heilbronn untergekommen. Die Erwachsenen suchen bereits nach eigenen Wohnungen und Arbeitsplätze, manche sind bereits fündig geworden. Foto: Adrian Hoffmann  Foto: Hoffmann, Adrian

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Für die Verantwortlichen der Caritas in Heilbronn war schnell klar, dass sie Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine unterstützen und für die ersten Wochen und Monate Wohnraum zur Verfügung stellen. In einer ihrer Einrichtungen in der Heilbronner Innenstadt – dem Jugendgästehaus Jugendwohnen St. Georg – sind derzeit knapp 20 Flüchtlinge untergebracht. Leiter Dominik Hoffmann sagt, die Erwachsenen unter ihnen wollten alle möglichst schnell eigene Wohnungen und Arbeit finden wollen.

Es sei hilfreich für die Betroffenen, so Hoffmann, wenn sie sich nicht ständig mit ihren teilweise traumatischen Erlebnissen auseinander setzen müssten. Es gebe noch etwas anderes, als mit Verwandtschaft in der Ukraine zu telefonieren und danach in Tränen aufgelöst zu sein. Die Caritas unterstützt die Menschen aktiv bei der Suche nach kurzfristigen Jobs. Mehrere Flüchtlinge haben bereits Termine zur Probearbeit vereinbart.


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Letztlich ist unbürokratische Hilfe in Deutschland doch möglich

So berichtet Dominik Hoffmann, er habe eine Reihe von Firmen angerufen. "Alle haben sehr positiv reagiert", sagt der 41-Jährige. Ein Mann hilft nun auf Probe in einer Großbäckerei aus, und es gibt Möglichkeiten in anderen Branchen. Eine der Frauen, die im Jugendgästehaus untergekommen sind, sei beispielsweise in ihrer Heimat Lokführerin gewesen. Eine andere Erzieherin. Die volljährige Tochter einer Frau hoffe, ihr Abitur in Deutschland machen zu können. Aus Sicht von Hoffmann beweist dieser Krieg, dass vieles in Deutschland – bislang in der Wahrnehmung einiger ein Bürokratiemonster – letztlich doch gehe. Unbürokratisch wird geholfen.

Dominik Hoffmann kann gleich mehrere Etappenerfolge vermelden. Im April schon werden drei Frauen und ein Kind eine Privatwohnung in Löwenstein beziehen. Für die Frauen habe man Vollzeit-Arbeitsstellen in Obersulm gefunden, bei einem Brutkasten-Hersteller für Wachteln. Der Mann, der auf Probe in der Bäckerei arbeitet, bekomme dort nun eine Vollzeitstelle als Fahrer. Hoffmann organisiert Mitgliedschaften bei Krankenkassen, Steuer-Identitäten und Sozialversicherungsnummern: Damit die Flüchtlinge baldmöglichst loslegen können mit der Arbeit.

Flüchtlinge zu beschäftigen, ist für Arbeitgeber verhältnismäßig einfach

Sie seien voller Vorfreude auf die neuen Aufgaben, erzählt der Caritas-Mitarbeiter. "Ich denke, Flüchtlinge aus der Ukraine anzustellen wird noch eine große Chance für deutsche Arbeitgeber werden", sagt Hoffmann. Am Telefon erlebe er alle Firmen voller Hilfsbereitschaft und Begeisterung. Es sei aber bei manchen Arbeitgebern noch nicht angekommen, wie verhältnismäßig einfach es jetzt sei, Flüchtlinge zu beschäftigen.


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Er habe noch nie verstanden, wieso es Flüchtlingen in der Vergangenheit in Deutschland so schwer gemacht wurde, überhaupt arbeiten zu dürfen, so Dominik Hoffmann weiter. "Jeder hat doch in unserem Land eine Chance auf Perspektiven verdient", sagt er. Die jetzige Entwicklung sehe er deshalb positiv für die Flüchtlingspolitik im Allgemeinen. Für Flüchtlinge aus allen Ländern sei es gut, wenn sie nicht volle Präsenz auf die Probleme in ihrer Heimat legen müssten, sondern in einem beruflichen Umfeld ein Stück weit Ablenkung und Erfüllung finden können. Vom Erwerb eigenen Geldes ganz zu schweigen.

Im Jugendgästehaus wurden einige Zimmer umfunktioniert, um mehr Kapazität für Flüchtlinge zu haben. Inzwischen gibt es aber nach Angaben von Hoffmann einen solchen Ansturm auf Wohnraum, dass es teilweise problematisch sei. Immer wieder stünden ehrenamtliche Helfer vor der Tür, mit mehreren Flüchtlingen in ihren Autos. Man habe bisher immer eine Lösung gefunden, aber die Dinge sollten koordiniert über offizielle Stellen laufen.

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