"Das wird einigen Festen das Genick brechen" – Neue Gema-Kosten treffen Weihnachtsmärkte hart
Für große Weihnachtsmärkte wie in Heilbronn und Bad Wimpfen bedeuten die neuen Gema-Gebühren massive Kostensteigerungen. Manche Veranstalter könnten gezwungen sein, ganz auf Musik zu verzichten. Warum das Heilbronner Weindorf noch nicht betroffen ist.

Die Gema, die Urheberrechte von Musikern, Textern und Komponisten verwaltet, hat ihre Tarifstruktur geändert. Bisher galt die Fläche vor der Bühne als Grundlage dafür, wie viel Gebühren ein Veranstalter an die Gema für die abgespielte Musik zahlen muss. Seit 2019 hat sich das geändert. Nun fallen für die gesamte Veranstaltungsfläche Kosten an. Das bedeutet, dass Veranstalter teilweise deutlich mehr Gebühren bezahlen müssen.
Neue Gema-Gebühren: Heilbronn Marketing GmbH legt Zahlen offen
Fürs Heilbronner Weindorf spiele die Neuregelung der Gema keine Rolle, erklärt Steffen Schoch als Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH (HMG), die das größte Weinfest der Region mit dem Verkehrsverein Heilbronn veranstaltet. Rund ums Rathaus sei schon immer stets die gesamte Veranstaltungsfläche als Berechnungsgrundlage herangezogen worden.
Schoch geht für das elftägige Fest mit rund 60 Auftritten von Musikern von Gema-Gebühren zwischen 11.000 und13.000 Euro aus, also demselben Wert wie in den Vorjahren.
Heilbronner Weihnachtsmarkt: Wohl mehr als doppelt so hohe Rechnung
Problematischer sei es beim Heilbronner Weihnachtsmarkt. Hier sei bislang – in Abstimmung mit der Gema – nur der Bereich um die Auftrittsflächen als Berechnungsgrundlage herangezogen worden. Laut Schoch waren das jeweils rund 7000 Euro pro Jahr. Für 2023 erwarte die HMG indes Gema-Gebühren in der Größenordnung von 18.000 Euro, da auch die Fußgängerzonen, wo eigentlich nur Stände stehen und keine Musiker auftreten, für die Berechnung herangezogen werden.
Die neue Tarifstruktur hat bereits für einen Aufschrei in einigen Städten und Gemeinden gesorgt, inzwischen wurde der Städtetag aktiv. Der hat sich vor wenigen Tagen mit der Gema zu einem gemeinsamen Gespräch getroffen, um mögliche Lösungen zu erarbeiten. Dabei sei jedoch noch kein Konsens erzielt worden.
Altdeutscher Weihnachtsmarkt in Bad Wimpfen ohne Musik?
"Das mit der Gema ist so ein Thema", sagt Jasmin Scheuring, erste Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins (HGV) Bad Wimpfen und damit federführend für den Altdeutschen Weihnachtsmarkt in der Stauferstadt. Seit 1487 findet der Markt, ursprünglich Katharinenmarkt genannt, in Bad Wimpfen statt. Für weihnachtliche Atmosphäre sorgen rund 120 Beschicker, die vom Lammfell bis zum Weihnachtsgebäck ihre Waren zur Freude von Weihnachtsfans aus der gesamten Region anbieten.
Für die festliche Stimmung gehöre zum Weihnachtsmarkt einfach auch die weihnachtliche Musik, wie Scheuring verdeutlicht. Aktuell habe man beim HGV noch nichts geplant. "Bisher wurde nur das Gelände berechnet, wo die Beschallung stattgefunden hat", sagt Scheuring. "Wenn die Gema jetzt aber für das komplette Weihnachtsgelände Gebühren verlangt, ist das für uns nicht tragbar. Das haben wir auch schon von anderen Veranstaltern gehört", so die Vorsitzende weiter. "Das wird einigen Festen das Genick brechen."
Scheuring zeigt sich dennoch optimistisch: "Wir hoffen, dass es bei den alten Berechnungskriterien bleibt. Ansonsten muss der Weihnachtsmarkt ohne Musik stattfinden."