Gedrückte Stimmung nach Familiendrama
Vater und zwei Söhne verletzen sich gegenseitig durch Messerstiche schwer. Das Familiendrama kostet den 15-jährigen Sohn das Leben. Einer der Beteiligten selbst meldet die Auseinandersetzung auf dem Reiterhof bei Frauenzimmern.

Ruhe und Normalität auf dem weitläufigen Reiterhof im Güglinger Ortsteil Frauenzimmern täuschen. Zwar kümmern sich Pferdebesitzer um ihre Tiere, ein Dutzend Pferde-Transporter steht bereit, drei Frauen gehen mit ihren Hunden Gassi und ein Mann in rotem Anorak kehrt den Hof vor den Ställen. Doch verdüstern sich bei Nachfragen die Minen der Menschen. "Ich sage nichts dazu, was da passiert ist", sagt ein Mann, dem ein Pferd in den Ställen gehört. "Es ist grauenhaft." Auch Bürgermeister Ulrich Heckmann fährt mit dem Auto vorbei, um sich ein Bild von der Lage zu machen - zu den Ereignissen im Wohnhaus äußern will er sich ebenfalls nicht.
In der Nacht zu Samstag haben sich bei einem Streit der Vater und seine beiden Söhne gegenseitig mit Stichen schwer verletzt. Der jüngere der beiden Söhne (15) stirbt noch am Tatort innerhalb des ummauerten Wohnhauses auf dem Reiterhofgelände, teilt die Polizei mit. Wie der Streit genau abgelaufen ist, sei aber noch unklar. Am Samstag untersuchen Ermittler der Spurensicherung die Räume - mittlerweile sei deren Arbeit abgeschlossen. "Es sind keine Beamten mehr vor Ort", sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn.
Kein Hinweis auf weitere beteiligte Person
Laut Polizeibericht waren die Beamten um kurz nach 1 Uhr in der Nacht über eine Auseinandersetzung auf dem Hof informiert worden. Man sei sicher, dass der Notruf von einer der drei am Streit beteiligten Personen abgesetzt wurde. "Nach vorläufiger Bewertung der bislang gewonnenen Erkenntnisse ist der Tatverdächtige unter den von der Polizei angetroffenen Personen zu suchen", heißt es dort. Es gebe keine Hinweise auf eine weitere beteiligte Person. Nach Angaben der Beamten lebten der Vater und seine Söhne gemeinsam auf dem Anwesen. Zur Mutter gab es hingegen keine Informationen - auch von der Familie will sich derzeit niemand öffentlich zu den Ereignissen äußern.
Der ältere der beiden Brüder und sein Vater - beide schwer verletzt - wurden in verschiedene Krankenhäuser eingeliefert und befinden sich dort nun in stationärer Behandlung, teilt die Polizei mit.
"Von Streit hat keiner etwas gesagt."
Im 1000-Einwohner-Ort Frauenzimmern ist die Stimmung bei vielen gedrückt. "Erst die schreckliche Sache in Rot am See, jetzt passiert sowas auf dem Reiterhof hier", sagt die Frau an der Theke der Metzgerei. Ihren Namen will sie nicht veröffentlicht sehen, sie schaut durch das Glasfenster der Eingangstüre vorüberfahrenden Autos hinterher. Schon seit Stunden sprächen Kunden sie auf die Ereignisse auf dem Reiterhof an. "Die allermeisten sind überrascht, wie dort so etwas passieren konnte. Von Streit hat keiner etwas gesagt."
Auch ein paar Schritte weiter herrscht Ratlosigkeit. "Familie kann schön sein, aber auch schrecklich", sagt eine Frau, die gerade Geld am Automaten an der Hauptstraße abgehoben hat. Auch sie verrät ihren Namen nicht. Sie selbst sei noch nie auf dem Reiterhof gewesen, nur ab und zu vorbeispaziert. "Aber da gibt es bestimmt eine Vorgeschichte, sowas Schlimmes passiert ja nicht aus dem Nichts. Und kann bei Arm und Reich vorkommen."
Umstände der Tat weitgehend unbekannt
Die Umstände der Tat seien noch weitgehend unbekannt, teilt die Polizei mit – so machen die Beamten zu den möglichen Tatwaffen keine Angaben. „Weder der Vater noch der Bruder des Verstorbenen sind vernehmungsfähig“, sagt der Sprecher des Heilbronner Polizeipräsidiums, Carsten Diemer, am Samstag. Die Todesursache des 15-Jährigen sei unklar. Zwar wurden Stichverletzungen festgestellt, ob er an diesen gestorben ist, werde man aber erst nach der Obduktion wissen.

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