GDL-Streik: Vorläufige Bilanz in der Region überrascht – auf den ersten Blick
Der dreitägige Streik der Lokführergewerkschaft GDL endet am Freitagabend. Bundesweit gab es massive Störungen. In der Region waren vor allem Stadtbahn-Kunden gebeutelt. Ein ungewohntes Bild zeigt sich im Regionalverkehr.

Am Freitag, 12. Januar, müssen Bahnpendler in der Region noch einmal mit Einschränkungen rechnen. Im Stadtbahnnetz zeigte sich bisher, dass die Betreiberin Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) mit ihren Prognosen zu den Auswirkungen des GDL-Warnstreiks richtig lag. Probleme gibt es vor allem auf den Linien S41 und S42, also der Heilbronner Stadtbahn Nord Richtung Sinsheim und Mosbach. Hier sind viele Lokführer unterwegs, die bei der DB beschäftigt sind und die sich am Streik beteiligen. Anders als bei früheren Ausständen fallen die Bahnen hier nicht ganz aus, sondern sind meist im Zwei-Stunden-Takt unterwegs.
Weniger Störungen gibt es bei der Stadtbahn S4 von Karlsruhe über Eppingen und Heilbronn nach Öhringen. Dafür ist die Westfrankenbahn, ein DB-Unternehmen, massiv betroffen. Auf der Hohenlohebahn Richtung Schwäbisch Hall und Crailsheim fahren nur vereinzelt Züge. Auch der Regionalexpress von Heilbronn nach Karlsruhe fährt nicht.
GDL-Warnstreik: Auf der Frankenbahn sind die Züge pünktlicher als sonst
Auf der sonst so anfälligen Verbindung zwischen Stuttgart und Heilbronn zeigt sich ein ganz anderes Bild. Zwar gibt es auch hier einzelne Ausfälle. Die meisten Züge fahren, und sie sind pünktlich wie selten. Ein ungewohntes Hochgefühl für Pendler auf der notorisch störungsanfälligen Strecke. Die sogenannte Frankenbahn gilt wegen Mängeln an der Infrastruktur als eines der größten Sorgenkinder im baden-württembergischen Bahnnetz.
Dass die Züge hier trotz des GDL-Streiks fahren würden, war absehbar. Regionalexpress- und Metropolexpresszüge werden hier von der landeseigenen SWEG und dem privaten Bahnkonkurrenten Go-Ahead betrieben. Beide haben separate Tarifverträge mit der GDL abgeschlossen, ihr Personal ist vom aktuellen Arbeitskampf nicht betroffen. Immer wieder gab es in der Vergangenheit trotzdem Ausfälle, wenn Bahnpersonal an den Stellwerken streikte, was den kompletten Verkehr lahmlegt. Hier ist aber vor allem die zweite Bahngewerkschaft EVG vertreten, während die GDL ihren Schwerpunkt beim Fahrpersonal hat.
Bahnstrecke im Neckartal: Weniger Betrieb, mehr Zuverlässigkeit
Dass die Pünktlichkeit zunimmt, verwundert auch nur auf den ersten Blick. Auf der Strecke im Neckartal sind sonst auch Güter- und Fernverkehrszüge unterwegs, nahe Stuttgart zudem die eng getaktete S-Bahn der Landeshauptstadt. Jetzt ist Platz auf der Strecke. „Seit der ersten Coronaphase im Frühjahr 2020 ist eindrucksvoll zu beobachten, wie zuverlässig der Schienenverkehr läuft, wenn die dichtbefahrenen Strecken im Stuttgarter Netz weniger überlastet sind als üblich", bestätigt eine Go-Ahead-Sprecherin.
Weniger Überholverkehr bedeute weniger Verspätungen, die sich oft in einer Kettenreaktion im Netz fortpflanzen. Die Pünktlichkeitswerte des Bahnunternehmens belegen: Weniger dicht befahrene Strecken bedeuten letztlich pünktlichen Zugverkehr. Im jüngsten Qualitätsranking des Landes hatten SWEG und Go-Ahead schlecht abgeschnitten, insbesondere mit den Strecken im Neckarteil lagen sie bei der Pünktlichkeit weit abgeschlagen.