Was Fahrgäste in Heilbronn zum Bahnstreik sagen
Ein Bahnstreik sollte Großteile des Schienenverkehrs lahm legen. Das große Chaos blieb in der Region aus. Was Fahrgäste in Heilbronn am Donnerstagmorgen erlebt haben.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat einen 20-stündigen Warnstreik bis Donnerstag um 18 Uhr ausgerufen. Im Schienenverkehr der Region lief es besser als erwartet, viele Strecken werden hier von anderen Unternehmen bedient. Die Fahrgäste sind verunsichert.
Ein österreichischer Fahrgast, der zurück in Richtung Heimat aufbrechen will, steht mit zwei Koffern am Bahnsteig der Station Heilbronn Harmonie. "Es ist ziemlich ungünstig", sagt er. "Ich muss morgen arbeiten und bin auf die Pünktlichkeit der Züge angewiesen". In der DB-App seien für die Züge keine Verspätungen verzeichnet. Jedoch könne man keine Fahrkarten kaufen, da der Zug laut Zahlverfahren nicht existiert. "Ein ziemliches Durcheinander. So habe ich mir meinen Aufenthalt hier nicht vorgestellt", sagt der Österreicher.
Bahnstreik: Manche Fahrgäste zeigen Verständnis
Peter Holzinger fährt täglich mit der Bahn von Leingarten nach Heilbronn zum Einkaufen. Heute wurde jedoch aus der gemütlichen Morgenroutine ein regelrechtes Chaos. "Ich fahre ganz normal mit der Bahn hierher, und auf einmal heißt es: Endstation Hauptbahnhof", erzählt der Leingartener. Den Weg zur Innenstadt muss er nun zu Fuß bewältigen. Jedoch zeigt Holzinger Verständnis für den Streik. "Es ist doch klar, dass sie mehr Geld wollen, denn sie verdienen es schließlich auch", sagt der regelmäßige Fahrgast. "Das Leben wird immer teurer, also sollten auch die Löhne steigen".
Vom Streik noch nicht betroffen ist Jürgen Kasznel. Jedoch kann er Verständnis für beide Parteien empfinden. "Die berufspflichtigen Fahrgäste sind natürlich hart getroffen, aber die Lokführer haben auch einen Punkt", sagt der Rentner aus Böckingen. "Ob ihre Geldforderungen in der Höhe passend sind, bleibt fragwürdig".
Stadtbahnlinien S41/42 am stärksten betroffen
Die Strecken der S41/42 leiden am meisten unter dem Streik. Dies erfährt eine Rentnerin aus Ellhofen am eigenen Leib. Eine Bahn fährt nur alle 30 Minuten und pendelt zwischen Kaufland Neckarsulm und dem Heilbronner Hauptbahnhof. "Ich wollte ins Kaufland und muss nun eine halbe Stunde warten", sagt die 80-Jährige. "Als Rentnerin ist das nicht so schlimm. Ich hoffe nur, dass die Lokführer einen guten Grund haben".
Marco Westfal beendete gerade seine Nachtschicht als Krankenpfleger. Beim letzten Streik habe er statt einer drei Stunden Fahrt, ganze acht benötigt. "Ich bin mal gespannt was passiert", sagt der Pfleger belustigt. Tatsächlich habe er jedoch vollstes Verständnis für den Streik. "Ich würde als Pfleger selbst gerne streiken und protestieren, aber das kann ich ja wegen meinen Patienten nicht", so Westfal. Deshalb wünsche er sich, dass bei so einem Protest auch Solidarität für die Pflegekräfte gezeigt wird.



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