Stimme+
Region
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Gastronomie-Betrieben laufen die Mitarbeiter weg

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Lockdown, 3G-Regel, 2G, Kontrollen am Eingang, Masken für das Personal - die Probleme, vor denen die Gastronomie steht, sind seit Ausbruch der Corona-Pandemie gewaltig. Immer drängender werden in der Lage jetzt auch noch die Personalprobleme.

Neben den Umsatzsorgen machen den Gaststätten und Hotelbetrieben auch Personalprobleme zu schaffen. Foto: lagom/stock.adobe.com
Neben den Umsatzsorgen machen den Gaststätten und Hotelbetrieben auch Personalprobleme zu schaffen. Foto: lagom/stock.adobe.com  Foto: lagom/stock.adobe.com

Viele Mitarbeiter sind in sichere Branchen abgewandert. Vor allem der Einzelhandel, der in diesen Zeiten boomt, hat sich Mitarbeiter aus der Gastronomie und Hotellerie gesichert. In der Branche herrscht Frust. "Uns fehlen allein in Heilbronn 600 Leute", klagt Thomas Aurich. Im Gegenzug müssten die Restaurants und Beherbergungsbetriebe mehr personalintensive Kontrollen durchführen und hätten deutlich mehr bürokratischen Aufwand, macht der Heilbronner Stadtverbandsvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) klar.

Deutlicher Rückgang

Ein Blick auf die nüchternen Zahlen bestätigen diese Aussagen. Wie aus einer aktuellen Umfrage hervorgeht, stellt der Fachkräftemangel inzwischen für fast 80 Prozent der Betriebe ein Problem dar. In diesem Jahr ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Gastronomie und Hotellerie auf unter eine Million gesunken: Sie lag laut Bundesagentur für Arbeit bei 944.000. Das sind 125.000 weniger als in Zeiten vor der Pandemie im März 2019. Damit verzeichnet die Branche einen Rückgang von 11,6 Prozent.


Mehr zum Thema

Die Gastronomie spürt die verschärften Corona-Regelnbereits deutlich. Vor allem Weihnachtsfeiern werden derzeit storniert.
Foto: dpa
Stimme+
Region
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Gastronomie fürchtet nach weiteren Corona-Auflagen harten Winter


Im Arbeitsamtsbezirk Heilbronn sank die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Branche vom Höchststand im September 2019 mit 5158 auf 4507 in diesem Jahr. Noch dramatischer ist der Rückgang der geringfügig Beschäftigten. Hier sank die Zahl im gleichen Zeitraum um 2168 auf knapp 5000. Gleichzeitig hat sich die Zahl der offenen Stellen im Bund seit April 2021 auf knapp 21.000 verdoppelt. Bundesweite Zahlen über die Minijobber gibt es nicht, es ist jedoch davon auszugehen, dass der Rückgang vergleichbar ist mit Heilbronn.

Besonders dramatisch ist die Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Hier stehen rund 17.000 betrieblichen Ausbildungsplätzen in Hotellerie und Gastronomie nur noch 5400 Bewerber gegenüber. Die Gründe sind vielfältig. "Die Jugendlichen sind aufgrund der Corona-Lage verunsichert. Viele fürchten auch, dass coronabedingt die Berufsausbildung nicht abgeschlossen werden kann", erläutert Manfred Grab, Leiter der Arbeitsagentur Heilbronn. Hinzu kommt, dass Betriebspraktika und Orientierungsmaßnahmen für Schüler seit 2020 nicht mehr möglich waren.

Stornierungen und Absagen

Viele Gastronomen befürchten jetzt, dass sich die Lage durch die erneute drastische Verschärfung der Corona-Verordnungen weiter verschlechtert. "Wir haben den ganzen Sommer über gerackert, um unser Personal zurückzuholen und jetzt kommt der nächste Hammer", betont Martin Kübler. Der Dehoga-Chef im Landkreis denkt inzwischen sogar darüber nach, die Ballei in den nächsten Wochen komplett zu schließen. Den Zimmerhof in Bad Rappenau, den er ebenfalls betreibt, will er allerdings auf jeden Fall offen halten. "Vor allem die Absagen praktisch aller Weihnachtsfeiern in den vergangenen Tagen machen uns schwer zu schaffen", klagt Kübler. Und der Blick in die Zukunft verheißt für ihn wenig Gutes: "Dieses Weihnachtsfest ist schlimmer für alle Kollegen wie das im vergangenen Jahr".

Das sieht Ramë Shala, der mit seinem Bruder Shaqir das Altstadthotel Wilde Rose und den Wirtskeller St. Georg in Eppingen betreibt, ähnlich. Die Hotelstornierungen und die Absage der Weihnachtsfeiern treffen uns sehr hart", sagt der Geschäftsführer. Auch für seine Mitarbeiter verheißt die Entwicklung nichts Gutes. "Wir werden wohl im Dezember in Kurzarbeit gehen", kündigt Ramë Shala an. "Andere Betriebe erweitern dagegen ihre Ruhetage wegen der Personalnot", ergänzt Thomas Aurich. Und die Sorgen werden nach den dramatischen Entwicklungen der vergangenen Tage noch größer. "Wir sind zu Corona-Nomaden geworden", wählt Aurich drastische Worte für die Lage der Branche. Zudem fürchtet der Dehoga-Stadtchef, dass viele Betriebe über die Schließung nachdenken. "Die Lokale sterben aus", lautet seine Befürchtung.

 

Gastro Abonnieren Gastro Abonnieren Kommentare öffnen
Nach oben  Nach oben