So steht es um die EnBW-Kraftwerksprojekte in Heilbronn, Stuttgart und Altbach
Ein Gaskraftwerk ist schon fertig, zwei sind in Bau, ein weiteres dürfte kommen und noch mehr werden gefordert.
Stuttgart, Altbach, Heilbronn – an diesen Standorten entstehen neue, wasserstofffähige Gaskraftwerke. Nun ist auch solch ein Neubau für Karlsruhe im Gespräch. Experten sind sich einig, dass das nicht reicht. So ist der Stand:
Altbach/Deizisau: Quasi ein Klon zum Heilbronner Bauprojekt entsteht auf dem Gelände des Kohlekraftwerks Altbach/Deizisau, neckaraufwärts von Stuttgart. Das Vorhaben hat gegenüber dem Heilbronner Pendant einige Monate Vorsprung und dürfte bereits Ende nächsten Jahres fertiggestellt sein. Spatenstich war im November 2023. Die neue Anlage soll bis zu 710 Megawatt elektrische und etwa 120 Megawatt thermische Leistung liefern. Durch Fernwärmeauskopplung entsteht zusätzlich eine Wärmeleistung von etwa 180 Megawatt. Zurzeit bestehen zwei Kohleblöcke, von denen der neuere auf Gas umgerüstet wird, um als Reservekraftwerk bereitzustehen.
Stuttgart-Münster: Nach zwei Jahren Bauzeit hat die EnBW Mitte April das erste wasserstofffähige Gaskraftwerk in Betrieb genommen. In Stuttgart-Münster war dazu eine neue Anlage neben den bestehenden Gebäuden errichtet worden, die große neue Wärmepumpe wurde aber in einem Altbau untergebracht. Die neue Anlage liefert 124 Megawatt elektrische Leistung (Strom) und 370 Megawatt thermische Leistung, also Wärme. Voraussichtlich Mitte der 2030er Jahre wolle der Konzern die Anlage mit bis zu 100 Prozent Wasserstoff betreiben, sofern dieser dann in ausreichendem Umfang zur Verfügung steht, so Peter Heydecker, Vorstand Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur bei der EnBW. Zunächst läuft ein Parallelbetrieb mit dem Kohleblock sowie den heizölbetriebenen Gasturbinen des alten Heizkraftwerkes. Sie sollen dann im Frühjahr 2026 stillgelegt werden.
Heilbronn: Etwas in Verzug geraten sind die Arbeiten am neuen Gaskraftwerk in Heilbronn. Ursprünglich ging der EnBW-Vorstand aber davon aus, dass die Anlage Ende 2026 in Betrieb gehen kann. Wie in Altbach/Deizisau auch entsteht hier ein Block mit einer Leistung von 710 Megawatt elektrisch und 190 Megawatt Fernwärme. Spatenstich war allerdings erst im Februar vorigen Jahres und somit drei Monate nach dem Parallelprojekt am oberen Neckar. Die Rohre für den Anschluss an die neue Süddeutsche Erdgasleitung sind bereits verlegt, die Umstellung auf Wasserstoff ist für Mitte der 2030er Jahre vorgesehen - sofern genug zur Verfügung steht. Insgesamt investiert die EnBW in diese drei Projekte etwa 1,6 Milliarden Euro.
Karlsruhe: Auch für das Rheinhafen-Dampfkraftwerk bei Karlsruhe, kurz RDK, werden nun die Pläne für eine Umstellung des Brennstoffs konkret. Mit RDK 8 ist dort der jüngste Kohleblock des Konzerns in Betrieb - er ging erst 2013 ans Netz. Vor wenigen Tagen erst stimmte der Karlsruher Gemeinderat dem Vorhaben grundsätzlich zu. Ende 2026 will die EnBW mit dem Bau des Kraftwerks beginnen. Vier Jahre später soll das Werk mit einer Leistung von 850 Megawatt Strom und 220 Megawatt Fernwärmeleistung dann in Betrieb gehen. Die Umstellung auf Wasserstoff wird Ende der 2030er Jahre angestrebt - mit den bekannten Vorbehalten. Noch ist der Bau aber nicht sicher: Das Projekt muss sich erst gegen andere bundesweit geplante Vorhaben in einem wettbewerblichen Ausschreibungsverfahren durchsetzen, erläutert ein EnBW-Sprecher. Die entsprechende Auktion werde im nächsten Jahr erwartet.
Weitere Projekte: Insgesamt erwartet der Energiekonzern, dass in Baden-Württemberg rund 6,5 Gigawatt zusätzliche regelbare Stromerzeugungsanlagen für die Netzstabilität benötigt werden. Rein rechnerisch müssten demnach noch weitere drei Kraftwerke wie in Karlsruhe gebaut werden.