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Für Schüler: Unterstützung nimmt dank Rückenwind Fahrt auf

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Das Land setzt an Schulen auf das Förderprogramm "Lernen mit Rückenwind". Vertreter von Schulen begrüßen das Hilfspaket und hoffen auf eine Verlängerung über das laufende Schuljahr hinaus.

Mit dem Programm "Lernen mit Rückenwind" will das Land Kinder und Jugendliche nach den langen Corona-Schulausfällen unterstützen. Im fachlichen und sozial-emotionalen Bereich setzt die Förderung an. Fehlte zu Beginn vielerorts das Personal, um diese zusätzlichen Hilfen in die Schulen zu bringen, gilt Rückenwind mittlerweile an vielen Stellen als Erfolgsmodell.

Zahlreiche Rektoren hoffen auf eine Verlängerung, denn nach zwei Jahren soll es mit Ende des Schuljahres auslaufen. Förderung, so heißt es oft, ist auch gerade deshalb notwendig, weil Grundschüler bei zentralen Bildungsanalysen drastisch abgefallen sind.


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In kleinen Gruppen kommen Kinder besser mit

"Rückenwind läuft bei uns sehr gut", sagt Katja Röken von der Fritz-Ulrich-Schule in Heilbronn. Unter anderen kommen drei Studentinnen für 21 Stunden pro Woche an die Schule, um als zusätzliche Kräfte im Unterricht da zu sein. Zudem arbeitet die Bildungsstätte mit einem Nachhilfeinstitut zusammen, das vorbeikommt. Das Förderprogramm setzt an ihrer Schule hauptsächlich im Fach Mathe an, gefolgt von Deutsch und Englisch. Den Kindern tue es gut, wenn sie in kleineren Gruppen arbeiten, sagt die Lehrerin. Sie kämen häufiger an die Reihe. "Sie verstehen den Stoff besser." Zudem getrauten es sich manche Kinder eher, eine Frage zu stellen.

Auch das soziale Miteinander soll mit Rückenwind gestärkt werden

Mit dem Projekt will das Land aber nicht nur bestehende Lernlücken schließen. Kinder und Jugendliche hatten während der Schulschließung keinen Präsenzunterricht, Sportvereine und Musikschulen mussten ihren Unterricht einstellen. Zudem zeigte sich, dass alle von den außerunterrichtlichen Angeboten profitieren, die genauso weggefallen sind wie Arbeitsgemeinschaften, Schullandheime oder Feste. Deshalb sollen Kinder ebenfalls im sozialen und emotionalen Bereich unterstützt werden. Auch diesen Teil will die Fritz-Ulrich-Schule stärken - mit Angeboten im kulturellen und ästhetischen Bereich, sagt Katja Röken.


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Auch die Albert-Schweitzer-Schule in Bad Rappenau setzt auf Rückenwind. Am Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) sei eine Studentin im Einsatz. "Wir haben sie direkt angesprochen", sagt Rektor Stefan Appel. Damit drückt er aus, was genauso aus zahlreichen anderen Schulen zu hören ist: Zwar gebe es eine zentrale Plattform des Landes, über die Rektoren interessierte Personen für Rückenwind gewinnen können. Oft läuft es aber über den kleinen Dienstweg: Die Verantwortlichen greifen auf ihr bestehendes Netzwerk zurück, um Rückenwind vor Ort mit Leben zu füllen. In Bad Rappenau profitieren laut dem Rektor die Jugendlichen "in hohem Maß" davon, dass die Studentin als zusätzliche Person in den Klassen sei. "Es ist ein Zugewinn für die Schule und die Schüler." Am SBBZ gehe es vor allem darum, fachliche Lücken zu schließen. Grund sei die besondere Ausrichtung: Um die Schülerinnen und Schüler im sozialen und emotionalen Bereich zu stärken, brauche es den eigentlichen Klassenlehrer, sagt Stefan Appel.

 

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Von der GEW kommen Lob und Bedenken

Rückenwind laufe jetzt besser, sagt Harald Schröder von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Allerdings weiß der GEW-Sprecher im Kreis Heilbronn, dass es nur zahlenmäßig gut aussehe. Ansonsten laufe es nicht in dem Umfang, wie von Stuttgart erwartet. Häufig seien engagierte Personen vor Ort, die einen Bezug zu Schule und zu Bildung hätten. "Das Kultusministerium verlässt sich auf ein Personal, das oft keine Lehrerausbildung hat." Damit spiegelt sich wider, dass schon im Unterricht Fachpersonal fehlt. Harald Schröder fragt deshalb: "Was ist mit der Qualität, die das Land will?" Die vom Land angestoßene Qualitätsoffensive im Bereich der Bildung werde von immer weniger Bildungsprofis getragen, sagt er.

Am Jagsttal-Gymnasium in Möckmühl laufe Rückenwind "in ganz kleinem Umfang", sagt Direktor Marcus Dunke. Dafür hat er zwei Punkte: Erstens gebe es nur wenige Menschen, die in Möckmühl als Angestellte für die Schulen überhaupt infrage kämen. Und zweitens seien die Vorgaben im Vorjahr sehr eng gewesen. Mittlerweile seien Regeln gelockert worden, auch die Schulsozialarbeit bringe sich in Möckmühl ein. Seiner Ansicht nach bräuchten die Jugendlichen an seiner Schule die Unterstützung nicht. Die Corona-Schulschließungen hätten sie "gut verkraftet". An seinem Gymnasium verteilt er zudem Bildungsgutscheine, die über Rückenwind finanziert und in Nachhilfeeinrichtungen eingelöst werden können. Das Angebot nähmen Jugendliche in Anspruch, die schon vor Corona im Unterricht nicht mitgekommen seien.

Rückenwind bedeutet für Rektoren viel Arbeit

Die Ludwig-Fronhäuser-Schule in Bad Wimpfen setzt hingegen auf das Programm, auch wenn es für Schulleitungen viel Arbeit bedeute. Der Schwerpunkt liegt im emotionalen Bereich. "Es ist dringend nötig", sagt Schulleiterin Sabine Keidel, die eine Mutlosigkeit unter Schülern ausgemacht hat. "Kinder brauchen Selbstvertrauen." Durch Corona ist ihrer Ansicht nach das Mittelfeld der Schüler weggebrochen: Es gebe nur noch Kinder und Jugendliche mit sehr guten oder schlechten Leistungen. Rückenwind setzt an ihrer Schule bei den Abschlussklassen und den Grundschülern an, wo Kinder aus der Ukraine in spielerischer Art Deutsch lernen. Geboten werde Erlebnispädagogik, zudem gebe es das spezielle Coaching-Programm "Kindern eine Stimme geben", in dem der Nachwuchs wöchentlich betreut werde. Von Rückenwind profitierten alle, betont sie. Ihr Wunsch ist es, dass Rückenwind über die Sommerferien hinaus erhalten bleibt. "Ich fände es schön, wenn es weiterliefe."

 

 

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