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Für die islamkritische Autorin Necla Kelek ist Familie unheilig

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Necla Kelek kritisiert im Deutschofkeller das Familienbild des Islam. Sie sieht Frauen auch hierzulande in Traditionen gefangen und entrechtet.

von Bärbel Kistner
Autorin Necla Kelek (li.) präsentierte am Dienstag im Deutschhof ihr Buch "Die unheilige Familie" und diskutierte mit VHS-Mitarbeiterin Katrin Gilliar.
Foto: Matthias Heibel
Autorin Necla Kelek (li.) präsentierte am Dienstag im Deutschhof ihr Buch "Die unheilige Familie" und diskutierte mit VHS-Mitarbeiterin Katrin Gilliar. Foto: Matthias Heibel  Foto: Heibel, Matthias

Familie ist für die meisten uneingeschränkt positiv besetzt, verbunden mit Werten wie Unterstützung und Verlässlichkeit. Die Soziologin und Frauenrechtlerin Necla Kelek stellt dagegen eine andere Seite in den Mittelpunkt. "Die unheilige Familie" ist der Titel ihres neuen Buchs, das sie auf Einladung von Volkshochschule und Buchhandlung Osiander im Heilbronner Deutschhofkeller vorstellte. "Wie die islamische Tradition Frauen und Kinder entrechtet" lautet der Untertitel. "Wir haben ein anderes Bild im Kopf als die orientalische Familie", ist die 51-Jährige überzeugt.

Keine Keimzelle gleichberechtigter Partner

Familie werde in der islamischen Tradition nicht als Keimzelle gleichberechtigter Partner verstanden, betont sie mit Verweis auf Zwangsverheiratung und Kinderehen, die in 45 von 52 islamischen Ländern üblich seien: "Für eine Milliarde Menschen ist das gesellschaftlicher Konsens." Auch Genitalverstümmelungen von Mädchen geschehen unter dem Dach der Familie. Das islamische Familienrecht weise der Frau den Platz im Haus und nicht in der Öffentlichkeit zu. Ein selbstbestimmtes Leben sei für Frauen nicht vorgesehen. Männer seien durch das Familienrecht gezwungen, die Rolle als Wächter der Frauen auszuüben. Die viel beschriebene Gleichheit von Männern und Frauen im Islam gelte jedoch nur im Jenseits. "Im Diesseits stehen Frauen unter der Obhut von Vätern, Brüdern oder Onkeln."

Familienzusammenführung sieht sie kontraproduktiv

Die unheilige Macht der Familie ist für Kelek auch der Grund, warum sie Familienzusammenführung von Flüchtlingen ablehnt. Ihrer Erfahrung nach meiden junge Männer, sobald die Familie nachgekommen ist, Strukturen in Deutschland, die integrierend wirken. Die Familien blieben unter sich und hätten an Integration und an Bildungsangeboten für ihre Kinder wenig Interesse.

Petition für Kopftuchverbot für unter 18-Jährige

Auch Islamunterricht an Schulen ist für Kelek alles andere als eine Lösung: "Man muss die Schulen von dem Einfluss des Islam befreien." Verkrustete Vorstellungen von Religion dürften dort nicht befördert werden. Kelek unterstützt eine Aktion der Frauenrechtsorganisation "Terre des Femmes" für ein Kopftuchverbot für unter 18-Jährige an Schulen. Schauspielerin Sibel Kekili ist Erstunterzeichnerin der Petition.

VHS will Debatten führen

Für VHS-Leiter Peter Hawighorst sind Veranstaltungen wie mit Kelek unverzichtbar für notwendige Debatten in unserer Gesellschaft. Das zeigten auch die Diskussionsbeiträge. Kritikerinnen der türkischstämmigen Autorin waren an dem Abend allerdings nicht dabei. Muslimische Frauen hatten sich im Vorfeld bei der städtischen Stabsstelle für Partizipation und Integration über den VHS-Ankündigungstext beschwert. Ähnliches erlebe sie fast überall, wo sie spreche, berichtet Kelek. Doch nicht nur Anfeindungen gehören bei ihren Auftritten dazu: Der Abend im Deutschhof war von zwei Security-Kräften begleitet, auch die Heilbronner Polizei war über den Besuch der Islamkritikerin informiert.

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