Stimme+
Hohe Durchfallerquote
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Immer mehr fallen bei Führerscheinprüfung durch: Das sagen Fahrlehrer in der Region

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Fast jeder zweite Prüfling rasselt beim Theorietest für den Führerschein durch. Fahrlehrer in der Region Heilbronn und in Hohenlohe sehen verschiedene Gründe für den Negativtrend.

Bei einer theoretischen Führerscheinprüfung der Dekra zeigt der Prüfer ein Tablet mit einer Prüfungsfrage. Fahrschüler sind im vergangenen Jahr häufiger durch die Führerschein-Prüfung gerauscht.
Foto: Archiv/dpa
Bei einer theoretischen Führerscheinprüfung der Dekra zeigt der Prüfer ein Tablet mit einer Prüfungsfrage. Fahrschüler sind im vergangenen Jahr häufiger durch die Führerschein-Prüfung gerauscht. Foto: Archiv/dpa  Foto: Bernd Wüstneck

Das rote Auto hat immer Vorfahrt. Wer vor 20 oder 30 Jahren die Führerscheinprüfung absolviert hat, kennt die zugespitzten Sprüche über den vermeintlich leichten Test, mit dem auf gedruckten Bögen die Verkehrsregeln abgefragt wurden. Stil der Fragen und Abfolge der Wissensgebiete variierten kaum, das verleitete zum Auswendiglernen. "Früher gab es vielleicht 200 Fragen", erinnert sich Mirko Skeide, Heilbronner Kreisvorsitzender im Fahrlehrerverband Baden-Württemberg. "Heute sind es bald 1300." Und die Sammlung, aus der für die Prüfung 30 Fragen ausgesucht werden, wächst stetig. Im April und Oktober kommen neue dazu, kaum welche fielen weg. "Das wird immer mehr", so Skeide, der in Neckarsulm eine Fahrschule betreibt. 

In den gestiegenen Anforderungen sehen er und seine Kollegen einen der Gründe dafür, dass immer mehr Aspiranten die theoretische Führerscheinprüfung nicht bestehen. Laut einer Erhebung des TÜV-Verbands sind 2023 beim Theorietest 42 Prozent der Prüflinge durchgerasselt. Bei der praktischen Prüfung war die Durchfallerquote 30 Prozent. Bei der Theorie werden die Fragen längst nicht mehr auf Bogen, sondern am Bildschirm beantwortet. Dazu gibt es Videosequenzen, die zeigen sollen, ob der Führerscheinneuling Gefahren im Verkehr erfasst. So wird es kniffliger, gleichzeitig nähmen viele junge Leute die Prüfung nicht mehr so ernst wie früher, als der Führerschein ein prägendes Ereignis war. "Der Stellenwert hat sich geändert", weiß Fahrlehrer Skeide. 

Fahrlehrer: Stellenwert des Führerscheins gesunken 

"Viele Jugendliche denken, sie machen das im Vorübergehen", stellt auch Achim Michelfelder fest. Der Öhringer steht dem Kreisverband der Fahrlehrer in Hohenlohe vor und sieht eine Vielzahl von Faktoren für den Trend zu immer mehr Durchfallern. Er empfiehlt Führerscheinneulingen, sich die Fahrschule sorgfältig auszusuchen. Er selbst mache Testläufe mit den Prüflingen vor der theoretischen Prüfung und empfiehlt schon mal zu warten, wenn es noch Mängel gibt. Allerdings ist ein weiteres Hemmnis weggefallen, es einfach mal zu probieren.

Wer früher durchgerasselt ist, wurde erst für zwei Wochen, dann beim nächsten Misserfolg für einen längeren Zeitraum und bis zu drei Monaten gesperrt, bevor ein neuer Versuch möglich war. Heute beträgt die Sperre immer zwei Wochen, die Prüfung kann beliebig oft wiederholt werden. Das allerdings wird auf Dauer teuer. 

Viele Durchfaller beim Führerschein: TÜV sieht Nachholbedarf 

Der TÜV-Verband sieht allerdings auch Nachholbedarf bei der Ausbildung. Im Sinne der Verkehrssicherheit müsse die Kompetenz der Fahranfänger gesteigert werden. Der Verband macht sich für verbindliche Lehrstandstests stark, damit nur Kandidaten mit echten Chancen zur Prüfung antreten. Allgemein müsse die Verkehrserziehung einen höheren gesellschaftlichen Stellenwert haben.

Eine Entwicklung beobachtet Jochen Klima mit Sorge. "Die Mitfahrerfahrung gibt es nicht mehr", sagt der Vorsitzende des baden-württembergischen Fahrlehrerverbands. Hätten Kinder früher noch die Eltern beim Fahren beobachtet und dabei gelernt, säßen sie heute meist im Fonds und seien mit Videospielen beschäftigt. Dass der Branche der Trend zu vielen Durchfallern und damit zu vielen Prüfungen gar nicht so unrecht sei, verweist Klima ins Reich der Fabel. "Die Fahrschulen haben kein Interesse daran, dass jemand durchfällt." Dafür sei der Andrang zu groß. Es können sich auch niemand leisten, dass sich eine hohe Durchfallerquote rumspricht. "Es gibt eine große Konkurrenz zwischen den Fahrschulen", sagt der Öhringer Achim Michelfelder. 

 

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben