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"Auch wir stoßen an Kapazitätsgrenzen": Lage bei Flüchtlingsunterkünften ist angespannt

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Die Zahl der Flüchtlinge wird in den kommenden Monaten in Baden-Württemberg deutlich steigen. Im Stadt- und Landkreis Heilbronn ist die Lage angespannt. Die zuständigen Behörden sind auf der Suche nach Personal und geeigneten Unterkünften. Hohenlohe hat noch Platz.

Die Lage bei den Flüchtlingsunterkünften im Stadt- und Landkreis Heilbronn ist angespannt.
Die Lage bei den Flüchtlingsunterkünften im Stadt- und Landkreis Heilbronn ist angespannt.  Foto: Mario Berger/ Sabine Friedrich

Die Zahl der Flüchtlinge wird in den kommenden Monaten in Baden Württemberg deutlich steigen. Davon geht die Landesregierung aus. Das setzt auch die Stadt Heilbronn, den Landkreis Heilbronn und den Hohenlohekreis bei der Suche nach Unterkünften unter zusätzlichen Druck.

In der Stadt Heilbronn sind derzeit schon knapp 1600 Menschen in der vorläufigen sowie in der Anschlussunterbringung untergekommen. Darunter ist mit 461 Personen etwa ein Drittel aus der Ukraine. Die weiteren Herkunftsländer sind Syrien (333), Irak (183), Türkei (121) Afghanistan (71) und Nigeria (47). Die Flüchtlinge leben in der Stadt in sieben größeren Gebäuden und rund 100 Wohnungen, die Heilbronn als Gemeinschaftsunterkünfte angemietet hat. In städtischem Eigentum befinden sich eine große Gemeinschaftsunterkunft und einige Wohnungen.

Die Lage bei der Flüchtlingsunterbringung ist angespannt

Die Turnhalle im Heilbronner Augärtle ist eine von zwei Notunterkünften in der Stadt Heilbronn.
Die Turnhalle im Heilbronner Augärtle ist eine von zwei Notunterkünften in der Stadt Heilbronn.  Foto: Berger, Mario

Die Lage ist aktuell bereits angespannt. "Die Stadt kann ihre Aufnahmeverpflichtung für maximal zwei Monate erfüllen", macht Achim Bocher klar. Man befinde sich daher fortlaufend in der Anmietung weiterer Objekte, unterstreicht der Leiter des Amts für Familie, Jugend und Senioren. "Auch wir stoßen an Kapazitätsgrenzen", warnt Bocher. Leer stehende Unterkünfte, die zur weiteren Unterbringung genutzt werden, gibt es momentan keine. "Derzeit wird lediglich eine umgebaute Nothalle im Unteren Industriegebiet und die Turnhalle im Augärtle für die Unterbringung von Geflüchteten genutzt", erläutert Bocher. Nur zu Beginn des Ukrainekrieges habe man auch Hotels, Pensionen und die Jugendherberge herangezogen.

Von einer Überlastung will Bochert derzeit noch nicht sprechen, aber von "einer großen Herausforderung". "Der Flüchtlingszuzug hat große Auswirkungen auf die gesamte Infrastruktur", betont der Amtsleiter. "Ebenso stößt die Verwaltung beim erforderlichen Fachpersonal an Grenzen."


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Die Turnhalle im Heilbronner Augärtle (oben) ist eine von zwei Notunterkünften in der Stadt Heilbronn. Mehr als 100 Flüchtlingen Platz bietet das ehemalige Seniorenheim in Pfedelbach (links), das im Herbst erstmals belegt werden soll. Die geplante Flüchtlingsunterkunft im Greuthof in Wüstenrot ist dagegen vom Tisch. Bis zu 70 Plätze sollten in dem Gebäude geschaffen werden.
 Fotos: Berger, Friedrich, Reichert
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Viele Flüchtlinge durch Krieg: Das Landratsamt sucht nach Personal 

Die geplante Flüchtlingsunterkunft im Greuthof in Wüstenrot ist dagegen vom Tisch. Bis zu 70 Plätze sollten in dem Gebäude geschaffen werden.
Die geplante Flüchtlingsunterkunft im Greuthof in Wüstenrot ist dagegen vom Tisch. Bis zu 70 Plätze sollten in dem Gebäude geschaffen werden.  Foto: Sabine Friedrich

Das sieht im Landkreis Heilbronn nicht anders aus. "Wir sind regelmäßig auf der Suche nach Personal, aktuell haben wir einen erheblichen Bedarf in der Ausländer- und der Leistungsbehörde", sagt Landratsamts-Sprecherin Lea Mosthaf. Hätte die Behörde die Personaldecke im vergangenen Jahr nicht aufgestockt, wäre "das hohe Arbeitsaufkommen, verursacht durch die Kriegssituation in der Ukraine, nicht zu stemmen gewesen".

Bei den Unterkünften sei die Lage im Landkreis Heilbronn derzeit aufgrund der hohen Zugangszahlen angespannt, so Mosthaf. Aktuell gebe es noch 190 freie Plätze für Asylbewerber ohne den restlichen Zugang für August von rund 90 Personen. Für ukrainische Geflüchtete seien zurzeit etwa 150 Plätze frei, zu denen noch Plätze in der Kirche der Notunterkunft in Beilstein kämen. "Bei gleichbleibend hohem Niveau wird spätestens zum Jahresende die Kapazitätsgrenze erreicht sein", schildert Mosthaf.

Immer auf der Suche nach geeigneten Unterkünften für Flüchtlinge

36 Objekte stehen dem Landkreis Heilbronn zur Verfügung, darunter Notunterkünfte wie die Sporthalle der Christian-Schmidt-Schule in Neckarsulm. Der Aufbau neuer Angebote gestalte sich schwierig: "Aufgrund der aktuellen Zugangszahlen und des Bedarfs an Unterbringungskapazität sind wir ständig auf der Suche nach geeigneten Unterkünften."

Entspannter sieht die Lage noch im Hohenlohekreis aus: "Wir sind personell, materiell und strukturell in der Lage, die aktuellen Aufnahmen zu bewältigen", erklärt Landkreis-Sprecherin Madleen Federolf. "Die Belastung für die Mitarbeitenden ist hoch, aber noch leistbar." Nur: Weitere Unterkünfte und Fachkräfte zu finden, werde "zusehends herausfordernder".

Diese Flüchtlingsunterkünfte gibt es in Hohenlohe

Mehr als 100 Flüchtlingen Platz bietet das ehemalige Seniorenheim in Pfedelbach, das im Herbst erstmals belegt werden soll.
Mehr als 100 Flüchtlingen Platz bietet das ehemalige Seniorenheim in Pfedelbach, das im Herbst erstmals belegt werden soll.  Foto: Reichert, Ralf

Derzeit gibt es im Hohenlohekreis 15 Sammelunterkünfte mit 722 Plätzen, von denen nur 578 vergeben sind. Seit Ende 2021 schwankt die Zahl der tatsächlich zugewiesenen Asylbewerber, die der ukrainischen Kriegsflüchtlinge liegt dort deutlich unter den Prognosen. Neue Unterkünfte zu finden, ist aber schwer, und sie herzurichten, dauert seine Zeit. Bis die Objekte bezugsfertig sind, flachen die Flüchtlingszahlen immer wieder ab. Dies führt zu vorübergehenden Leerständen und betrifft vor allem die Unterkünfte für Ukrainer, deren Zuweisungen am unzuverlässigsten sind und am stärksten nach unten korrigiert wurden. Hinzu kommt, dass Ukrainer in der Regel nicht mit anderen Asylbewerbern in einem Trakt untergebracht werden.

13 Unterkünfte für Asylsuchende im Hohenlohekreis sind aktuell zu 89 Prozent ausgelastet, die zwei für Ukrainer nur zu 58 Prozent. "Eine Auslastung von 80 Prozent bedeutet im Prinzip eine Vollbelegung, da gewisse Leerstände durch Renovierungen oder Familienkonstellationen nicht vermieden werden können", erklärt Kreissprecherin Madleen Federolf.

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Die Unterkünfte im Überblick

Der Hohenlohekreis verfügt derzeit über 15 Sammelunterkünfte mit 721 Plätzen. Da die Zuweisungen bis Dezember deutlich steigen sollen, geht das Landratsamt davon aus, "zum Jahresende bis zu 950 Plätze zu benötigen", so Sprecherin Madleen Federolf. In Heilbronn leben die Flüchtlinge in sieben größeren Gebäuden und rund 100 Wohnungen, die die Stadt angemietet hat. In städtischem Eigentum befinden sich eine große Gemeinschaftsunterkunft und einige Wohnungen.

Der Landkreis Heilbronn hat zum 15. August 1453 Menschen in der vorläufigen Unterbringung, davon 13 Spätaussiedler und 104 Geflüchtete aus der Ukraine. Sie leben in den 36 Unterkünften. Dem Kreis gehören lediglich eine Containeranlage, eine Leichtbauhalle und eine Sporthalle als Notunterkunft.

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