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Firmenturnier in Weinsberg endet mit Kopfnuss, Faustschlag und Tritten – Polizei ermittelt

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Eine Partie beim Fußball-Firmenturnier des TSV Weinsberg artet aus. Zuschauer stürmen auf den Platz, zwei Spieler werden verletzt. Statt der Siegerehrung gibt es einen Polizeieinsatz.

Fußball in der Weibertreuhalle: Beim Firmenturnier in Weinsberg lief eine Partie völlig aus dem Ruder.
Fußball in der Weibertreuhalle: Beim Firmenturnier in Weinsberg lief eine Partie völlig aus dem Ruder.  Foto: HSt/Archiv, dpa / Montage: Stimme.de

Statt der Siegerehrung gab es einen Polizeieinsatz und zwei Verletzte: So geschehen am Samstagabend in der Weibertreuhalle. Beim Fußball-Firmenturnier des TSV Weinsberg kam es bei einer Partie zu einer Tätlichkeit. Diese gipfelte in einem Tumult, in den auch Zuschauer involviert waren, die aufs Spielfeld gestürmt waren. In diesem Gerangel wurde ein weiterer Spieler verletzt. Jetzt ermittelt das Polizeirevier Weinsberg wegen Körperverletzung. Bislang gibt es zwei Beschuldigte. Der Veranstalter ist entsetzt ob der Geschehnisse bei einer sportlichen Veranstaltung, bei der Spaß und Teamgeist im Vordergrund stehen sollten.

"Wir als ganze Familie sind natürlich sehr geschockt über so eine rohe, sinnlose Gewalt, von der man bisher nur aus der Ferne gehört oder gelesen hat", heißt es in der E-Mail an die Heilbronner Stimme, in der die Mutter der beiden verletzten Spieler den Sachverhalt aus deren Sicht schildert. Ihr 17-jähriger Sohn habe durch einen Schlag ins Gesicht eine Rötung und Schwellung auf der rechten Gesichtshälfte davongetragen. Unterhalb des Auges ziehe sich ein blauer Fleck. Bis Montag habe er starke Kopfschmerzen gehabt. Der Arzt diagnostizierte geprellte Rippen, gibt der Jugendliche gegenüber der HSt zur Auskunft. Sein 20-jähriger Bruder bekam von einem gegnerischen Spieler eine Kopfnuss verpasst, nachdem der Getroffene vorher gefoult hatte, berichtet die Mutter. Das war der Auslöser für die Ausraster.

Schläge und Tritte: Brutale Szenen in der Weibertreuhalle

Edis Zjajo, Fußball-Abteilungsleiter beim TSV Weinsberg, erzählt, dass sich die brutalen Szenen vor mehr als 400 Leuten zwei Meter vor ihm abgespielt hätten. "Ich habe direkt gemerkt, dass die Aggressivität auf dem Platz da war." Die beiden ambitionierten Teams hätten noch um den Turniersieg gekämpft. Ein Spieler habe nach einem Zweikampf überreagiert und die Kopfnuss gesetzt, die beim 20-Jährigen eine dicke Beule auf der Stirn verursachte. "Dann hat sich sofort eine Traube aus Spielern gebildet", schildert Zjajo. Sehr schnell seien Zuschauer aufs Spielfeld gerannt.

Der 17-Jährige wollte seinem Bruder zu Hilfe eilen, schildert dieser selbst. Aus dem Pulk habe er einen Schlag gegen den Kopf erhalten. "Dann wurde mir schwarz vor Augen." Als er am Boden lag, habe er Tritte aus allen Richtungen abbekommen. Er habe versucht, den Jugendlichen, der später von einem Notarzt untersucht wurde, zu schützen, sagt Zjajo. Turnierleitung und Spieler hätten die Parteien schließlich voneinander trennen können. "Zu einem derartigen Stress gehören zwei", kann Zjajo keine der beiden Mannschaften in Schutz nehmen.

Als die Polizei um 20.45 Uhr eintraf, seien etwa 80 bis 100 Leute aus der Halle gekommen. Eine Bedrohungslage für die drei Streifenwagenbesatzungen, von der die Mutter schreibt, bestätigt Annika Schulz vom Polizeipräsidiums Heilbronn nicht. "Die Stimmung war aufgeheizt, jedoch konnte durch das beherzte Eingreifen einiger Kollegen eine Eskalation der Lage verhindert werden", ergänzt sie.

TSV Weinsberg fragt Firmen nach Videomaterial und sucht Zeugen

Der TSV Weinsberg kam dem Vorschlag der Mutter nach, bei den teilnehmenden Firmen nachzufragen, ob es Videomaterial gebe oder Zeugen, die sich bei der Polizei melden würden. Es seien keine Hinweise eingegangen, sagt Schulz.

"Ich bin stinksauer", sagt Abteilungsleiter Zjajo. Der Vorfall schade dem Verein. Dieser distanziere sich von jeglicher Gewalt und verurteile die Geschehnisse aufs Schärfste, heißt es auch in der Mail an die Firmen. Dass der TSV den Vorfall herunterspiele, diesen Eindruck der Familie verneint Zjajo, der sich bei den Verletzten nach dem Befinden erkundigte.

 


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Turnier in Weinsberg: Abbruch und keine Siegerehrung

Das Turnier wurde nach dem Tumult abgebrochen, die Siegerehrung abgesagt. Der Gewinner bekam den Pokal formlos überreicht. "Diese Mannschaften werden von uns nicht mehr eingeladen", stellt Zjajo klar. Der Württembergische Fußballverband (WFV) hat sich eingeschaltet, soll doch der Spieler, der die Kopfnuss verteilte, zur aktiven Mannschaft eines Vereins aus der Umgebung gehören.

TSV Weinsberg will Konsequenzen ziehen

Die TSV-Fußball-Abteilung will Konsequenzen aus dem Vorfall ziehen: Schon bei der Einladung die Teams des Firmenturniers mit den Regeln briefen, darauf hinweisen, dass Spaß und Teambildung im Vordergrund stehen, sagt Abteilungsleiter Edis Zjajo. Jede Mannschaft soll künftig immer eine Frau mit auf dem Platz haben, Teams sollen nicht mehr durch Spieler außerhalb der Firma aufgefüllt werden.

Schon seit etwa 15 Jahren veranstaltet der TSV Weinsberg dieses große, dreitägige Hallenturnier, diesmal waren 47 Mannschaften dabei. Den Auftakt bestreiten immer die Alt-Herren beim Frank-Baumgärtel-Gedächtnisturnier, dann folgt der "Hallenzauber" mit Bambini und Jugendteams. Den Abschluss bildet das Firmenturnier. Etwa 50 Helfer waren im Einsatz, unter anderem bei der Bewirtung.

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