Festjahr mit vielen Facetten
"1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" mit Musik, Vorträgen, Ausstellungen, Führungen und Lesungen: Die Stadt Heilbronn beteiligt sich mit vielen Veranstaltungen am aktuellen Gedenkjahr.

Hollywood-Drehbuchautorin Victoria Wolff, die von ihrem Verwandten Albert Einstein Nachhilfe in Mathe bekam. Designerin Paula Straus, die am Bauhaus in Weimar lehrte und für Peter Bruckmann Silberwaren entwarf. Der bedeutende Mediziner Dr. Hermann Strauß. Otto Kirchheimer, ein Mitdenker der gesellschaftskritischen Frankfurter Schule. Jenny, Max und Fritz Landauer, Besitzer der Hammer-Brennerei. Was diese Menschen und viele andere verbindet? Sie waren Heilbronner. Und sie waren jüdischen Glaubens. Weshalb sie oder ihre Nachfahren ab 1933 verfolgt, vertrieben - vernichtet wurden. Ein Verlust an Chuzpe, Geist, Unternehmertum und Kreativität, der Heilbronn wie etlichen anderen deutschen Städten noch lange nach dem Krieg anzumerken war oder ist.
Jüdische Heilbronner spielen eine große Rolle
Welche Rolle jüdische Bürger für Gesellschaft, Politik und Kultur einst gespielt haben, wo es noch, oder wieder, Spuren jüdischen Lebens gibt: Das beleuchten bei Dutzenden von Veranstaltungen etliche Institutionen. Heilbronn ist Teil des bundesweiten Festjahrs "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland". Eigentlich sollte es schon im Gange sein, doch wegen Corona wurden die geplanten Veranstaltungen für Januar und Februar verschoben.
Immerhin virtuell hat das Themenjahr bereits begonnen: mit der Literarischen Mittagspause, jeweils am letzten Mittwoch jeden Monats um 12.30 Uhr, abrufbar unter www.theater-heilbronn.de. Die analoge und programmatische Premiere ist im Vorfrühling angesagt: mit "Geschichten gegen Antisemitismus" von Kurt Oesterle am 10. März im Literaturhaus. Tags darauf wird das Thema im Deutschhofkeller aufgegriffen. Am 17. März widmen sich Annette Geisler und Kerstin Müller der Autorin Victoria Wolff. Ende März wird das Stadtarchiv eine Ausstellung zum jüdischen Leben in Heilbronn eröffnen, am 15. April gibt es hierzu einen Vortrag. Bereits am 7. April lässt Thomas Schipperges die jüdische Musik in Europa anklingen. Am 18. April gibt es eine Führung über den jüdischen Friedhof Sontheim. Weitere Vorträge finden unter anderem am 27. April zum Bankier Abraham Gumbel statt, am 6. Mai zur Heilbronner Synagoge, am 18. Mai zur Silberschmiedin Paula Straus sowie am 13. November zur Bedeutung des Chanukkafestes.
Vielfältiges Programm
"Jüdinnen der Moderne" widmet sich am 10. Mai Viola Roggenkamp. Susanne Klingenstein stellt am 14. Juli den Erzähler Chaim Grade vor. Von Mai bis Juli zeigt die Stadtbibliothek im K3 am Berliner Platz Gemälde der Künstlerin Marlis Glasert. Die Filme "Germans and Jews" sowie "Rabbi Wolff" werden am 12. Mai und 16. Juni im Kulturkeller gezeigt.
Unter anderem präsentiert die Musikschule im Sommer mehrere Konzerte: am 30. Juni ein Gesprächskonzert mit Avital Toren, am 10. und 16. Juli Kammermusik im Hof der Burg Horkheim und am 18. Juli erklingen in den Räumen im K3 Werke jüdischer Komponisten. Auf einen noch nicht bekannten Termin verschoben wurde der Abend mit jiddischen Liedern der Global Shtetl Band und Gustavo Mendoza.
Komplettes Programm zum Themenjahr
www.heilbronn.de