Fernunterricht: Schulleiter warten nicht mehr auf Details
Das Land lässt sich mit der Verordnung noch Zeit, aber das ist Rektoren mittlerweile egal. Die ersten haben die Eltern schon informiert, dass die Kinder ab Montag zu Hause bleiben.

Viele Rektoren in der Region lassen die Familien und die Eltern nicht länger warten: Auch ohne formale Corona-Verordnung haben sie nach einem ersten Schreiben aus dem Kultusministerium reagiert und die meisten Kinder für kommende Woche in den Fernunterricht geschickt.
Die Inzidenzwerte liegen überall über der Marke von 200, und ab dieser Höhe soll es Fernunterricht geben. Wie genau die Details aussehen, für wie viele Tage die Werte drüberliegen müssen, das alles hat Stuttgart in einer ersten Information nicht mitgeteilt.
Hohenlohe-Gymnasium will nicht warten
"Ich warte nicht ab", sagt Frank Schuhmacher, der das Hohenlohe-Gymnasium in Öhringen (HGÖ). Ihm reichte, dass in dem Schreiben an die Schulleiter die 200er-Marke erwähnt wurde. "Hohenlohe liegt seit langem drüber." Fernunterricht gilt an seinem Gymnasium auf jeden Fall für die ganze kommende Woche. Das Land führt außerdem die Testpflicht für alle ein, die am Präsenzunterricht teilnehmen wollen - und das gilt unabhängig von der Inzidenz. Am HGÖ habe ein Prozent von 1200 Schülern gesagt, dass es sich nicht testen lasse.
Gewerkschaft kritisiert, dass das Land "maximal zwei Testkits" pro Schüler und Woche liefert
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat Verständnis dafür, dass Schulen schon ohne Details in den Fernunterricht schicken. "Ich kann doch nicht warten, bis die Verordnung gilt", sagt Harald Schröder, GEW-Sprecher im Raum Heilbronn. Er wundert sich, wie das Kultusministerium (KM) arbeit. Man müsste doch auf verschiedene Situationen vorbereitet sein. "Das machen doch Lehrer auch." Das KM aber scheint zu warten, was passiert. Schröder kritisiert, dass das Land nach eigenen Angaben "maximal zwei Testkits" pro Schüler und Woche liefern will. "Es nimmt sich aus der Pflicht."
Eltern sind am Ende
Aus Rektoraten ist großer Frust zu hören. Eine Schulleitung, die mit Verweis auf den Beamtenstatus namentlich nicht genannt werden will, sagt, dass sie seit einem Jahr angespannt sei. "Wir wissen nicht mehr, wie wir Eltern informieren sollen." Alle Varianten seien durchgeplant, aber man habe keine Infos. Auch Eltern sind am Ende. "Wir wünschen uns mehr Weitsicht", sagt Rebecca Kechter, Elternvertreterin der Grundschule in Brackenheim-Dürrenzimmern. Die Umsetzung von Verordnungen dauere zu lange. Das belastet. Wie lange sind Schulen zu? Welche Förderungen kommen? "Es ist nichts planbar."
„Es reicht langsam“, sagt Michaela Schädel vom Gesamtelternbeirat in Neckarsulm. „Die Luft ist raus.“ Das Hin und Her sei zermürbend. „Vielleicht ist es eine Fassungs- und Hilfslosigkeit, die die Eltern gerade stumm macht“, überlegt sie. Das Vertrauen in die Regierung und Schulpolitik gehe verloren. „Man weiß nicht mehr, woran man ist.“ Ihr Sohn sei seit Dezember zu Hause. Bei ihm klappe es, aber dessen Freunde seien genervt. Manche ließen sich kaum noch motivieren, berichtet sie. Ob er überhaupt noch in diesem Schuljahr einmal einen Unterrichtstag im Klassenzimmer erlebe, lässt sie sehr offen. Im Winter hoffte sie auf Pfingsten. Das ist mittlerweile hinfällig. „Wenn überhaupt, dann nur noch ganz knapp vor den Sommerferien.“