FDP-Dreikönigstreffen in Eppingen: Marie-Agnes Strack-Zimmermann findet deutliche Worte
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann wirbt in Eppingen für Europa – und übt trotzdem scharfe Kritik.

Große Traktoren mit Protestschildern stehen am Samstagnachmittag vor dem Palmbräu-Ahnenkeller in Eppingen. Die Empörung der Landwirte gegen die Sparmaßnahmen der Bundesregierung gehen auch am diesjährigen Dreikönigstreffen des FDP Stadt- und Kreisverbandes Heilbronn nicht vorbei.
Bereits um 16 Uhr sind ungefähr zehn Landwirte in Eppingen vor Ort, eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn. Für den Pressesprecher der FDP Heilbronn Markus Betz kamen die Protest-Traktoren überraschend - "aber auch nicht aus heiterem Himmel", erklärt er. Mit den Zugeständnissen der Bundesregierung sind die anwesenden Bauern nicht zufrieden. "Weil wir die ganzen Jahre schon vieles gestrichen bekommen haben. Da geht uns viel Geld verloren", erklärt Landwirt Daniel Stein.
FDP-Dreikönigstreffen in Eppingen: Marie-Agnes Strack-Zimmermann sucht das Gespräch mit den Landwirten
Hauptrednerin des Dreikönigstreffens ist in diesem Jahr FDP-Politikerin Marie- Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag und designierte EU-Spitzenkandidatin. Als sie eintrifft, gilt ihr erster Blick trotz Verspätung den Protestierenden. Strack-Zimmermann nimmt sich Zeit für die Männer, hört lange zu, diskutiert und versucht zu erklären. "Wir müssen im Gespräch bleiben", ergänzt sie später in ihrer Rede.
Die aufgestellten Bierbänke und Stehtische im Ahnenkeller sind gut gefüllt, circa 80 Personen sind gekommen. Bevor die Hauptrednerin an der Reihe ist, ergreift Georg Heitlinger, Landwirt und FDP-Landtagsabgeordneter aus Eppingen, das Wort. "Vor kurzem bin ich Opfer eines Shitstorms im Internet geworden", erklärt er. Grund sei eine im Netz zerschnittene Rede gewesen. Dadurch seien ihm Worte in den Mund gelegt worden, die er "so nie gesagt" habe. Der Politiker scheint sichtlich betroffen: "Sowas will man nicht erleben."
"Wir müssen mehr dahin schauen, wo wir hinwollen" – Strack-Zimmermann über Krisenzeiten
An diesen Punkt knüpft Strack-Zimmermann zu Beginn ihrer Rede an, sie kritisiert die immer heftigeren Anfeindungen und Angriffe gegen Politiker im Netz. Diese Entwicklung sei unter anderem ein Grund dafür, dass man junge Leute nicht mehr für die Politik gewinnen könne. Und das sei "eine demokratische Katastrophe". Angesichts vieler Krisen und einer schwierigen Weltlage zögen sich viele Leute ins Private zurück, doch Strack-Zimmermann appelliert: "Wir müssen mehr dahin schauen, wo wir hinwollen. Nicht dahin, wo wir nicht hinwollen."
Ihre vielen Reisen in Krisengebiete wie in den Südsudan, die Ostukraine oder den Nahen Osten hätten sie geprägt und seien ein Grund, weshalb sie so für Europa brenne. "Europa ist unsere Zukunft. Wir haben keine andere", fasst sie es mit den Worten von Hans-Dietrich Genscher zusammen.
Strack-Zimmermann kritisiert EU-Kommissionspräsidentin Von der Leyen: "Das Problem hat einen Namen"
Doch sie macht auch deutlich, dass das Europäische Projekt sich verändern muss. Man müsse wehrfähiger werden, autarker von den Amerikanern, denn die "haben im Indopazifik genug zu tun".
Daneben müsse die EU dringend unbürokratischer werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. "Das Problem hat einen Namen: Ursula von der Leyen", kritisiert Strack-Zimmermann die EU-Kommissionspräsidentin scharf. Die Frage der Migration sei ebenfalls zentral, aber hochkomplex, einfache Lösungen gebe es nicht. Wie man mit hohen Migrationszahlen künftig umgehen wolle, lautet eine spätere Frage aus dem Publikum. Die Antwort übernimmt Michael Link, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. "Ziel muss es sein, dass mindestens 50 Prozent weniger auf die Kommunen verteilt werden." Die Verfahren müssten endlich an den EU-Außengrenzen stattfinden.
Aufruf zur Europawahl von Strack-Zimmermann: "Wählen sie demokratisch"
Zum Schluss bittet Strack-Zimmermann das Publikum mit Blick auf die Europawahlen um eines: "Egal wie, wählen Sie demokratisch." Die AfD, das Bündnis Sarah Wagenknecht oder auch eine geplante Werteunion um Hans-Georg Maaßen würden weder ein gemeinsames Europa noch die Nato wollen. "Lassen Sie sich nicht blenden."
Woher kommt das Dreikönigstreffen der FDP?
Die Tradition des Dreikönigstreffens ist älter als die Partei der FDP und besteht bereits seit dem Jahr 1866. Ursprünglich gegründet wurde sie damals von den württembergischen "Demokraten" gegen die "Liberalen. Die "Liberalen" wünschten sich einen Zentralstaat unter preußischer Führung, was für die "Demokraten" als undenkbar galt. 1911 vereinten sich Demokraten und Liberale erstmals auf der Landesversammlung des 6. Januar.