Fast nur Ungeimpfte auf der Intensivstation
Die SLK-Kliniken und die Stadt Heilbronn legen neue Corona-Zahlen vor. Von 26 schweren Fällen im SLK-Verbund seit Juli hatten 25 keine Impfung. Bei Neuinfektionen in der Stadt sind nun auch viele unter 20 und unter zehn Jahren betroffen.

Unter den Corona-Infizierten, die in Krankenhäusern behandelt werden müssen, hat die überwältigende Mehrheit keine Corona-Impfung. Das geht aus Daten hervor, die die SLK-Kliniken auf Stimme-Anfrage zusammengestellt haben.
SLK-Intensivmediziner: Die Zahlen zeigen, dass eine Corona-Impfung hocheffektiv gegen schwere Verläufe ist
"Unsere Zahlen betätigen die Daten des Robert-Koch-Institutes. Seit Juli, seit Anfang der vierten Welle, waren bei uns 26 Covid-19-Patienten auf der Intensivstation, davon waren 25 ungeimpft", stellt Oberarzt Dr. Dominik Scharpf fest. Erst Anfang dieser Woche sei ein erster älterer Patient mit einer Impfung auf die Intensivstation gekommen. Einer in drei Monaten. Der Rest: ohne Impfung, 96 Prozent. Es gehe vor allem um die schweren Verläufe, um das Verhindern von Todesfällen. Diese Zahlen belegen für den Intensivmediziner, "dass eine Impfung hocheffektiv ist gegen schwere Verläufe".
Auch aktuelle Daten der Stadt Heilbronn zeigen ähnliche Werte. Von 236 erfassten Corona-Fällen in einer September-Woche waren 214 Ungeimpfte - 91 Prozent (siehe Grafik oben). Gesundheitsamtsleiter Dr. Peter Liebert spricht von "einem hohen Risiko, an Covid-19 zu erkranken" und andere anzustecken für jeden, der sich nicht impfen lasse. Corona werde immer mehr zu einer Pandemie der Ungeimpften.
Belastung für das medizinische Personal nimmt deutlich zu
In den SLK-Kliniken weist der Trend bei Corona-Patienten seit einiger Zeit wieder nach oben - mit Schwankungen. 41 Covid-Fälle waren es insgesamt am Dienstag im SLK-Verbund, am Mittwoch 34, Dienstag vor einer Woche 31, am Montag 36. Acht Personen lagen am Dienstag auf der Intensivstation, davon sieben Ungeimpfte. Oberarzt Dr. Scharpf spricht aktuell von einer Situation, in der Corona-Patienten öfter sagten, sie hätten sich doch besser impfen lassen sollen. Einige hatten die Impfung als nicht ganz so wichtig erachtet, andere seien noch nicht dazu gekommen. Zwei hätten es wenige Tage später geplant gehabt. "Man sollte dann nicht abwarten, sondern sich umgehend impfen lassen", empfiehlt der Notfallmediziner. Nach wie vor gilt bei Covid-Patienten: Ob Langzeitfolgen auftreten und den Alltag deutlich erschweren, ist nicht vorherzusehen.
Im Land gibt es jetzt eine Warn- und Alarmstufe, wenn eine bestimmte Schwelle an Intensivbetten mit Corona-Patienten überschritten wird.206 Corona-Intensivpatienten waren es am Dienstag landesweit - ab 250 soll die Warnstufe greifen, ab der Ungeimpfte nur noch mit negativem PCR-Test Zugang zu bestimmten öffentlichen Bereichen erhalten.
Für einzelne Kliniken gibt es da keine offiziellen Alarmwerte. Aber: Man kenne es aus der ersten Welle, dass man "sehr dynamisch" reagieren müsse, sagt Dr. Scharpf. Man sei wieder an einem Punkt, der die Mitarbeiter deutlich belaste. Der limitierende Faktor sei das Personal. In der ersten Welle habe man im SLK--Verbund in der Spitze 32 Intensivpatienten mit dem Corona-Virus behandelt - damals habe man alles drumherum zurückstellen müssen. Man sollte alles dafür tun, "dass wir solche Zahlen nicht mehr bekommen".
Die Stadt Heilbronn listet in einer Übersicht auf, in welchen Altersgruppen sich die Bürger zuletzt mit dem Coronavirus infizierten. Die Jungen haben große Anteile: Von den 236 Fällen aus der besagten Septemberwoche waren 43 Infizierte unter zehn und 42 unter 20 Jahre alt. Viele Infizierte (77) stammen auch aus der Altersklasse 20 bis 40, nur 16 waren zwischen 60 und 80 Jahre alt.
Langzeitfolgen von Covid: Wie viele es betrifft, ist noch nicht seriös abschätzbar
Ein positiver Trend in der sich sonst verschärfenden Corona-Lage: Die Zahl der Menschen, die mit oder am Coronavirus sterben, ging mit der Entwicklung hin zu mehrheitlich jüngeren Patienten zuletzt zurück. In der Stadt Heilbronn (Corona-Tote insgesamt: 138) kamen seit dem 1. Juli drei weitere Todesfälle hinzu, im Landkreis Heilbronn nur einer. In Hohenlohe dagegen stieg die Zahl der Corona-Toten seit Anfang Juli um 17 an.
Wie viele Corona-Infizierte unter Langzeitfolgen leiden? Da liegen nach Angaben des Robert-Koch-Instituts noch keine ausreichenden Studienergebnisse vor. Aber: Langzeitfolgen könnten auch Erkrankte mit zunächst milden Covid-19-Verläufen entwickeln, auch Kinder. Atemprobleme, Brust- und Kopfschmerzen, Geruchs- und Geschmacksstörungen oder Erschöpfung sind Symptome. Ältere, Übergewichtige oder Menschen mit Vorerkrankungen von Lunge und Herz haben ein erhöhtes Risiko.