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Erster Tag für moderne Regionalzüge verläuft nicht ohne Verspätungen

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Zwischen Frust und Zuversicht: Zum Start der neuen Regionalzug-Ära gibt es am ersten Werktag neben pünktlichen Zügen einige Verspätungen und Irritationen. Gründe sind technische Störungen und ein Personenschaden.

von Carsten Friese , Christoph Donauer und Alexander Hettich
Ein Mix aus Rot und Gelb im Heilbronner Hauptbahnhof: Die neue Welt der Regionalzüge ist komplex. Es fahren moderne Züge von Abellio ...
Ein Mix aus Rot und Gelb im Heilbronner Hauptbahnhof: Die neue Welt der Regionalzüge ist komplex. Es fahren moderne Züge von Abellio ...  Foto: Mugler, Dennis

Am ersten Werktag im neuen Zeitalter des regionalen Zugverkehrs mit mehreren Anbietern war in Heilbronn und Region gestern noch einiges an Sand im Getriebe. Züge fuhren im Heilbronner Hauptbahnhof auf dem falschen Gleis ein, teilweise bekamen die Fahrgäste keine Informationen. Und neben pünktlichen Zügen am frühen Morgen gab es an Tag 1 auch einige Verspätungen.

und Go Ahead ....
und Go Ahead ....  Foto: Mugler, Dennis

Die Verwirrung am Heilbronner Hauptbahnhof ist groß. Auf Gleis 5 soll um 7.15 ein Regionalzug eigentlich auf dem Weg nach Stuttgart einrollen. Doch stattdessen kommt ein moderner Regionalzug mit neuem gelbem Design auf Gleis 4 an - wo als Abfahrtszeit 7.29 Uhr nach Stuttgart angegeben ist. Und jetzt? Viele Fahrgäste steigen auf dem Nachbargleis in den Zug, andere warten auf die etatmäßige Linie. "Ich muss meinen Anschluss kriegen", ist eine junge Frau verwirrt. Plötzlich fährt der gelbe Zug los - und die, die gewartet haben, sind sauer. Informationen über Lautsprecher? Fehlanzeige.

"Das kann nicht sein, dass ein Fahrdienstleiter den Zug aufs falsche Gleis schickt", ärgert sich ein Heilbronner, der seit 30 Jahren Zug fährt. Seine Frau habe am Morgen schon rund 25 Minuten Verspätung auf dem Weg nach Mannheim erlebt. Das fange nicht gut an, ärgert sich der Mann. Im Januar, hofft er, werde das System besser laufen.

Aus Gewohnheit in den falschen Zug gestiegen

.... und alte aus dem Bestand der Deutschen Bahn.  Fotos: Dennis Mugler
.... und alte aus dem Bestand der Deutschen Bahn. Fotos: Dennis Mugler  Foto: Mugler, Dennis

Einige Züge sind am frühen Morgen pünktlich. Daniel Hoefer (28) hat Bekannte auf dem Weg nach Hamburg zum Zug nach Würzburg gebracht. Sie haben dort sechs Minuten Zeit zum Umsteigen in den ICE. Der Zug ist pünktlich, es sieht gut aus. Dass es nach Würzburg nun einen Stunden-Takt gibt, sieht Hoefer positiv. Auch Valerie Sauer (22) hat Glück. Ihr Regionalzug Richtung Mannheim fährt nur eine Minute nach der Fahrplanzeit um 8.07 Uhr ab. Sie ist aus Gewohnheit zunächst in den falschen, einen alten, roten Zug gestiegen. Dann merkte sie, dass der moderne gelbe der Richtige ist. Die Polster im neuen Zug von Abellio findet sie nicht so weich wie die alten. Aber: Dass es hier Steckdosen gibt, gefällt ihr gut.

An das Sammelsurium aus gelben und roten Zügen müssen sich die Fahrgäste erst einmal gewöhnen. Neben den neuen Gelben von Go Ahead und Abellio mit WLan und Klimaanlage fahren auch weiterhin die alten Doppelstockwagen der Deutschen Bahn und einstöckige rote DB-Züge - weil die Zughersteller noch nicht alle bestellten Züge geliefert haben.

Bei der Pünktlichkeit hakt es immer wieder: Gegen 11.45 weist die große Anzeigentafel am Heilbronner Hauptbahnhof vier der folgenden sechs Regionalzüge mit Verspätungen zwischen zehn und 20 Minuten aus. Ein Zug aus Mannheim fuhr wegen eines Personenschadens nach Angaben eines Pendlers erst 35 später als geplant ab.

Ein Grund für Ausfälle: Zwei spät gelieferte Züge hatten noch Mängel

 Foto: Mugler, Dennis

Was die Ursache für Verspätungen sind? Abellio-Sprecherin Hannelore Schuster spricht gegen 14.30 Uhr von einer Oberleitungs- und einer Weichenstörung im Raum Mannheim. Zudem habe Bombardier zwei der Züge erst am Samstagabend mit Mängeln geliefert, die noch behoben werden müssen und nicht auf die Strecke konnten. Aber: Ansonsten habe man die Züge gut auf die Strecke bekommen. Die Verspätungen seien bedauerlich. Man sei aber zuversichtlich, dass es in den nächsten Tagen besser laufe.

Eine Frage, die Pendler umtreibt: Ist der Platz zu knapp bemessen? Der Go-Ahead-Zug von Stuttgart nach Heilbronn ist am frühen Morgen voll, aber nicht überfüllt. "Die modernen Wagen sind toll", findet Fahrgast Frank Staiger. Fahrgäste mit Behinderung könnten viel leichter einsteigen. "Das mit den Fahrrädern könnte aber schwierig werden", erwartet Staiger. Heute Morgen hat keiner sein Rad dabei. Die Klappsitze in den Abteils, wo Räder stehen könnten, sind größtenteils besetzt. Skeptisch ist ein Pendler, der in Stuttgart wohnt und in Heilbronn arbeitet. "Zuletzt lief es auf der Strecke eigentlich ganz gut", sieht er keinen Anlass für einen Wechsel. Verlässliche Verbindungen sind ihm wichtiger als neue Züge.

Mit der Bahn um 5.57 Uhr ist der Leingartener Uli Breuning zur Arbeit nach Stuttgart gefahren. Sein Zug war fast pünktlich, ein Wagen, der aus Osterburken kam, sei noch angekoppelt worden. Wenn die Stadtbahn pünktlich fahre, "wird alles gut", ist er optimistisch.

Personenschaden in Mannheim bringt Fahrplan durcheinander

In Mannheim brachte ein Personenschaden die Fahrt eines Regionalexpresses von Abellio nach Heilbronn durcheinander. Um 8.35 Uhr rollte der Zug mit kleiner Verspätung ein, dann ging erstmal nichts mehr. Den Einsatz der Rettungskräfte mussten alle Züge im Mannheimer Hauptbahnhof abwarten. Bereits am Sonntagabend fiel ein Regionalexpress (RE) von Abellio nach Heilbronn wegen eines Personenschadens aus.

Update:
Am Abend dauern die Probleme auf der Frankenbahn an. Grund ist laut Durchsage eine Oberleitungsstörung bei Ludwigsburg. Der Regionalexpress von Go-Ahead, der Heilbronn verspätet gegen 17.35 Uhr nach Stuttgart verlassen hat, fuhr nur bis Bietigheim-Bissingen und wendete dort. Fahrgäste Richtung Landeshauptstadt müssen in die S-Bahn umsteigen. 

Anzeigetafel zeigt „nicht einsteigen“

Das Zugteam nutzte währenddessen die Gelegenheit, sich mit den digitalen Anzeigetafeln vertraut zu machen. Die zeigten zunächst nur den Schriftzug: „Fahrtende – nicht einsteigen“. Immer wieder stolperten deshalb Pendler in den Waggon und fragten: „Ist das der Zug nach Heilbronn?“ Mit „Ja“ antworteten manche, „Ich weiß es auch nicht“, entgegneten andere. Das gelb-schwarze Design, das die Landesfarben von Baden-Württemberg symbolisieren soll, kommentierte eine Frau mit den Worten: „So sah der noch nie aus.“

Schließlich tauchte Heilbronn auf der Anzeigetafel als Ziel auf und der RE konnte seine Fahrt mit 35 Minuten Verspätung starten. Die Zugbegleiterin zeigte sich erleichtert: „Halleluja!“

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