Ernüchterung bei den Gastronomen in der Region
Die Umsätze bleiben an den Tagen nach der Wiedereröffnung hinter den Erwartungen zurück. Die Hoffnung ruht nun auf längeren Öffnungszeiten, dem Wegfall der Testpflicht und schönerem Wetter.

Die Vorfreude bei den Gastronomen vor der Wiedereröffnung war groß - die Ernüchterung danach ist es auch. Denn das erste Wochenende, an dem auch in der Stadt Heilbronn Gaststätten, Restaurants und Biergärten mit Einschränkungen wieder öffnen durften, blieb hinter den Erwartungen zurück. "Die Testpflicht und die Sperrzeiten sind das Problem", stellt Thomas Aurich, Stadtverbandsvorsitzender des Dehoga Heilbronn, fest. Weil die Gastronomie in der Stadt derzeit nur bis 21 Uhr öffnen darf, seien Reservierungen nach 19 Uhr problematisch.
Geringere Umsätze als zu Vor-Corona-Zeiten
Der Betreiber des Food- Court in Heilbronn, schätzt seinen Umsatz am vergangenen Wochenende im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten auf rund 65 Prozent. "Kollegen, die keine Teststation in der Nähe haben und wenig Plätze im Freien anbieten können, kommen oft nur auf 20 Prozent", betont er. "Wir machen gerade Wirtschaftsförderung für die Pfalz", ärgert sich der Gastronom.
Dort gibt es keine eingeschränkten Sperrzeiten und keine Testpflicht für Biergärten und Terrassen. Am meisten ärgert sich Aurich über die bürokratischen Vorschriften: "Kein Mensch weiß, was genau gilt." So war tagelang unklar, ob die Leute, die ohne Test in der Außengastronomie sitzen dürfen, auch die Toiletten im Innenbereich nutzen können. Nun ist klar, sie dürfen. Das gilt bereits ab heute für den Landkreis Heilbronn und den Hohenlohekreis. In der Stadt fällt die Testpflicht im Außenbereich erst weg, wenn die Zahlen stabil unter der Inzidenz von 35 liegen.
Längere Öffnungszeiten gefordert
"Es war ruhig, ich weiß nicht genau, woran das lag", zieht Javier Martinez eine durchwachsene Bilanz. Auch der Betreiber der Superbude an der Heilbronner Neckarmeile sieht das Hauptproblem in der frühen Sperrzeit. "Wenn man um 21 Uhr schließen muss, ist das am Wochenende ein großes Problem", betont Martinez. Die geforderte Testpflicht macht ihm dagegen weniger Sorgen, steht eine Schnellteststation doch unmittelbar neben seiner Kneipe. "Wenn das Wetter besser wird und wir länger öffnen dürfen, kommen die Leute auch wieder", macht sich Martinez Mut.
Ganz zufrieden ist dagegen Anja Weimar. "Die Zahlen sind schwankend, wir schätzen aber, dass wir bis zu 70 Prozent des normalen Umsatzes hatten", sagt die Betreiberin des Biergartens auf Schloss Stettenfels. Dem stehen wie bei allen Gaststätten zusätzliche Mehrbelastungen durch Registrierung der Gäste, Desinfizierung der Tische und die Einhaltung der Abstandsregeln gegenüber. Eine Schnellteststation am Schloss ermöglicht es auch Kurzentschlossenen, auf dem weitläufigen Gelände zu verweilen. "Für das schnelle Bier oder den schnellen Kaffee kommt aber keiner", macht Anja Weimar klar. Sie hofft nun, dass die Besucherzahlen mit längeren Öffnungszeiten und dem Wegfall der Testpflicht, die ab heute gelten, weiter anziehen: "Wir sind froh, dass wir wieder öffnen können, aber es wird lange dauern, bis die Wunden heilen, die geschlagen wurden".
Durchwachsene Stimmung unter den Kollegen
"Die Stimmung unter den Kollegen ist durchwachsen", schildert Martin Kübler seine Eindrücke. Der Dehoga-Vorsitzende der Kreisstelle Heilbronn öffnet seine Terrasse an der Ballei in Neckarsulm erst wieder am kommenden Dienstag, rechtzeitig zum ersten EM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich.
Mit den Innenräumen der Neckarsulmer Ballei, die derzeit noch saniert werden, zieht Kübler dann eine Woche später nach. "Natürlich ist die Freude groß. Wir hoffen, dass es schnell wieder normal läuft", betont Kübler. Das größte Problem sieht auch der Neckarsulmer Gastronom in den bürokratischen Regeln der Corona-Verordnungen. "Die Dokumentationspflicht und rechtlichen Vorgaben sind lästig und schwierig umzusetzen", betont Kübler: "Das strapaziert die Mitarbeiter enorm".



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