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Unternehmer unter Verdacht
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Ermittlungen gegen Mitinhaber der Fitness-Kette "Remote Club" – Durchsuchungen im Raum Heilbronn

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Ein Gesellschafter der "Remote Club"-Studios steht im Verdacht, sich unberechtigt Geld verschafft zu haben. Die Vorkommnisse könnten auch Folgen für die Mitglieder der Fitness-Kette haben.

Die Staatsanwaltschaft Heilbronn verdächtigt einen 33-Jährigen zahlreicher Straftaten. Foto: stock adobe com
Die Staatsanwaltschaft Heilbronn verdächtigt einen 33-Jährigen zahlreicher Straftaten. Foto: stock adobe com  Foto: Bildwerk

Polizei und Staatsanwaltschaft Heilbronn ermitteln gegen einen der beiden Gesellschafter der Fitness-Kette "Remote Club". Mareike Hafendörfer, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, bestätigt entsprechende Informationen der Heilbronner Stimme. Der Fall ist komplex.

Welche Folgen die Vorkommnisse für die Mitglieder der Fitnessstudios haben werden, ist offen. Der Betrieb an den vier Standorten in der Region läuft bis auf Weiteres ungehindert weiter. Zwei Clubs außerhalb der Region haben zwischenzeitlich geschlossen.

Der Tatverdacht richtet sich laut Staatsanwaltschaft gegen den 33 Jahre alten Mitgesellschafter der Fitness-Kette, der außerdem Geschäftsführer mehrerer weiterer Firmen ist. Der wehrt sich gegen die Anschuldigungen. "An den Vorwürfen ist nichts dran", sagt er mehrfach in einem Telefongespräch.

Mehrere Vorwürfe gegen Unternehmer: Polizeibeamte durchsuchen Wohn- und Geschäftshaus in Wüstenrot

Das sehen die Ermittlungsbehörden anders. Vor einer Woche durchsuchen Polizeibeamte ein Wohn- und Geschäftshaus des Mannes in Wüstenrot und angemietete Räume in Neckarsulm. Der 33-Jährige soll unter anderem als "Remote"-Mitgesellschafter sich selbst, aber auch Menschen in seinem privaten Umfeld sowie seinen anderen Unternehmen unberechtigt Geld und Vermögensgegenstände verschafft haben.

Er habe zu Unrecht im Lastschriftverfahren Geldbeträge abgebucht, Verträge mit dem Namen seines Geschäftspartners unterschrieben und Darlehen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen aufgenommen, teilt Hafendörfer mit. Das Geld und Luxusgegenstände soll er für seinen eigenen Lebensstil verwendet haben.

Bei der Durchsuchung stellt die Polizei Unterlagen, elektronische Geräte und Datenträger sicher. Diese werden zurzeit ausgewertet. Festgenommen wird niemand. Strafanzeigen eines Geschäftspartners des Beschuldigten und von Vertragspartnern haben das Verfahren ins Rollen gebracht, sagt Hafendörfer. "Zur genauen Schadenshöhe können auf Grund der Vielzahl der Tatvorwürfe derzeit noch keine konkreten Angaben gemacht werden."

Volldigitalisierter Betrieb des "Remote Club" kommt ohne Servicepersonal aus

Der "Remote Club" startet im Jahr 2021 mit einem Studio in der Charlottenstraße in Heilbronn. Der volldigitalisierte Betrieb benötigt kein Servicepersonal und hat rund um die Uhr jeden Tag im Jahr geöffnet. Rasch kommen weitere Standorte hinzu: in Heilbronn in der Dieselstraße, in Schwaigern und in Zaberfeld. Dazu gibt es Einrichtungen beispielsweise in Steinheim, Aglasterhausen oder Ludwigsburg.

Beim zweiten Mitgesellschafter und Mitbegründer der Fitness-Kette handelt es sich um einen 44 Jahre alten Mann aus Beilstein. Die Ermittlungen richten sich nicht gegen ihn, sondern nur gegen den 33-Jährigen. Von den auf der Internetseite aufgeführten zehn Standorten ist der Betrieb in Aschaffenburg geschlossen, sagt der 44-Jährige. Weil die Rechnungen nicht bezahlt worden seien, habe der Energieversorger den Strom abgestellt. Im geschlossenen Studio in Stuttgart habe der Leasingpartner die Trainingsgeräte abgeholt, nachdem die Raten dafür nicht bezahlt worden seien.

Ziel: Betrieb in den Sportstudios der Fitness-Kette "Remote Club" aufrechterhalten

Der Beilsteiner gehört zu denen, die Anzeige gegen den Beschuldigten erstattet haben. Er sei benutzt worden genauso wie die Marke "Remote", sagt er. Sein Ziel sei es, den Betrieb der Sportstudios aufrechtzuerhalten. Ihm zufolge trainieren etwa 8000 Mitglieder in den Clubs. Der Umsatz betrage gut 400.000 Euro im Monat. Die Firma sei profitabel. "'Remote' ist ein Erfolgsrezept."

Nun habe die Bank jedoch das Geschäftskonto eingefroren. Laufende Rechnungen etwa für die IT-Ausstattung oder Pachtverträge würden nicht bezahlt. Er habe beim Amtsgericht einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren gestellt. Die Hoffnung des Mannes ist es, dass ein vom Gericht eingesetzter Verwalter die Geschäfte vorläufig übernimmt und der Betrieb weiterläuft.

Verbraucherzentrale klagt wegen AGB der Fitness-Kette "Remote Club"

Die Ermittlungen gegen den 33-jährigen Mitgesellschafter bringen die Heilbronner Fitness-Kette "Remote Club" in die Bredouille. Unabhängig davon hat die Verbraucherzentrale (VZ) Baden-Württemberg vergangenen Oktober gegen die Kette eine Klage beim Oberlandesgericht Stuttgart eingereicht. Auslöser waren Beschwerden von Kunden, sagt Gabriele Bernhardt von der VZ-Rechtsabteilung. Die Beratungsstelle hält 31 Punkte in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen für unzulässig.

So würden beispielsweise jegliche Haftung und Rechtswege pauschal ausgeschlossen. Strittige Punkte betreffen unter anderem Angaben zu Videoüberwachung, Kündigung oder Preiserhöhungen während der Mitgliedschaft. Im Oktober dieses Jahr soll über die Klage verhandelt werden.

 

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