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Ilsfeld
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Eltern stehen hinter ihrem Kind

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Ronja Böhringer aus Ilsfeld ist als Junge geboren, fühlt sich aber dem dritten Geschlecht zugehörig. Vater Claus Müller engagiert sich in einer Selbsthilfegruppe und gestaltet Auftritte beim Christopher-Street-Day in Stuttgart mit. Sein Rat: das Kind unterstützen.

Von Jürgen Kümmerle
Sandra Böhringer und Claus Müller, die Eltern von Ronja Böhringer, stehen hinter ihrem Kind und unterstützen es. Claus Müller engagiert sich in der Selbshilfegruppe von Trans-Eltern.
Foto: Jürgen Kümmerle.
Sandra Böhringer und Claus Müller, die Eltern von Ronja Böhringer, stehen hinter ihrem Kind und unterstützen es. Claus Müller engagiert sich in der Selbshilfegruppe von Trans-Eltern. Foto: Jürgen Kümmerle.  Foto: Kümmerle, Jürgen

Sandra Böhringer und Claus Müller sitzen im Wohnzimmer ihres Bauernhofs. Die Scheune des Anwesens inmitten der Ilsfelder Weinberge ist zur Schreinerei umgebaut. Die beiden haben zwei Kinder. Das ältere wurde als Junge geboren, fühlte mit 17 Jahren, dass es sich eher dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlt, und heißt nun Ronja. >>Hier geht es zum Interview mit Ronja Böhringer (Premium)

Claus Müller kann sich noch gut an den Tag erinnern, als sich sein Kind ihm offenbarte. „Das war beim Sommerfest der Humanisten in Stuttgart. Wir saßen uns auf einer Bierbank gegenüber und mein Kind sagte zu mir: Ich weiß, was mit mir ist. Ich bin eine Frau“, erinnert sich der 53-jährige Schreiner. Für ihn und seine Frau sei es eine neue Situation gewesen. „Ich konnte nicht mehr Sohn sagen, war aber noch nicht bereit, Tochter zu sagen.“ Wie Ronja Böhringer ist auch Claus Müller in der Zeit viel im Internet unterwegs, um Antworten auf seine Fragen zu erhalten.

Treffen von Trans-Menschen

Ronja Böhringer wird von ihrem Vater von Beginn an in ihren Entscheidungen bestärkt. Er begleitet sie bei den Treffen der Trans-Menschen in Stuttgart und ist dort ehrenamtlich engagiert. Für den kommenden Umzug zum Christopher-Street-Day (CSD) in Stuttgart am 27. Juli gestaltet er gemeinsam mit der Gruppe „Mission-Trans“ den Zug der Leute, die ihr Geschlecht neu definieren. „Ich bin dort die einzige Cis-Person“, sagt Claus Müller. Zis bedeutet frei übersetzt: Übereinstimmung mit der biologischen Geschlechterrolle. Ansonsten seien es nur Trans-Frauen und -Männer.

„Die Treffen sind total lustig. Es wird über alles gesprochen.“ Die Gruppe begleitet den CSD als Schmetterlinge verkleidet. Die Spannweite der Flügel beträgt 2,90 Meter, breiter als ein Fahrbahnstreifen. Die Absicht: auffallen und für ihren Lebensweg werben. Die Idee für eine Schmetterlingsverkleidung stammt von Claus Müller. Gebastelt wird in der Schreinerei von Böhringer und Müller.

Vater nimmt die Mutmacher-Rolle ein

Sein Engagement geht über die Unterstützung des CSD-Umzugs hinaus. Müller ist Mitglied der Selbsthilfegruppe für Trans-Eltern in Stuttgart und seit dem zweiten Treffen dabei. Mittlerweile in einer Leitungsfunktion. „Ich habe mich dort von Anfang an wohlgefühlt.“ Die meisten Kinder der anderen Eltern sind jünger als Ronja Böhringer. „Ich muss mein Kind ja nicht mehr bei den Aufgaben des Alltags begleiten und nehme mehr die Mutmacher-Rolle ein.“ Zweifelnden Eltern rät er: „Steht zu euren Kindern, unterstützt sie und alles ist gut.“ Diese kämen oft aus einer schweren Krise. „Wenn ihr eure Kinder nicht unterstützt, werdet ihr sie verlieren oder sie wenden sich von euch ab.“

 


Treffen von Eltern

Die Selbsthilfegruppe von Eltern und Angehörigen von Trans-Kindern feiert am 23. Mai ihr einjähriges Bestehen mit einer Infoveranstaltung im Humanistischen Zentrum in Stuttgart, Mörikestraße 14. Internet: www.dhubw.de, E-Mail: kontakt@dhubw.de

 

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