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Ein Tattoo als Symbol für Organspende

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Der Münchener Verein Junge Helden will mit einer Tätowierung das Thema Organspende in den Fokus rücken. Auch Künstler aus der Region machen mit.

Das Tattoo, das die Buchstaben O und D für "Organ Donor" (auf deutsch Organspender) beinhaltet, wird unentgeltlich unter die Haut gebracht. Es soll die Aufmerksamkeit auf das Thema Organspende lenken.
Das Tattoo, das die Buchstaben O und D für "Organ Donor" (auf deutsch Organspender) beinhaltet, wird unentgeltlich unter die Haut gebracht. Es soll die Aufmerksamkeit auf das Thema Organspende lenken.  Foto: Jesús Hellín/EUROPA PRESS/dpa

Ein Kreis und zwei weitere Halbkreise - dieses Zeichen sieht man immer öfter auf Armen, Beinen oder dem Nacken. Die geometrische Form ist allerdings kein Spaßtattoo, sondern hat einen ernsten Hintergrund: Es soll die Aufmerksamkeit auf das Thema Organspende lenken. Denn in Deutschland warten laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) über 8000 Menschen auf ein Spenderorgan. Die Bereitschaft, nach dem eigenen Tod eine Niere oder die Leber zu spenden, sinkt allerdings seit Jahren kontinuierlich.

Fast 200 Studios sind schon dabei

Ein Kreis und zwei Halbkreise sollen auf Organspenden aufmerksam machen.
Ein Kreis und zwei Halbkreise sollen auf Organspenden aufmerksam machen.  Foto: privat

Um das Thema in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, hat der gemeinnützige Verein Junge Helden die Kampagne "Opt.Ink" ins Leben gerufen. Entworfen wurde das Zeichen von dem Tattookünstler Gara. Fast 200 Studios haben sich mittlerweile bei dem Verein gemeldet und bringen die geometrische Form unter die Haut der Kunden.

Einer von ihnen ist Oliver Lung aus Lauffen. "Meine Frau hat mir davon erzählt", erinnert sich der 55-Jährige. Dann habe er sich die Website angeschaut, einen Tag darüber nachgedacht und sich schließlich bei dem Verein mit Sitz in München gemeldet. Innerhalb weniger Stunden wurde er von den Verantwortlichen in die Liste der Tätowierer aufgenommen, die man sich unter junge-helden.org auf einer Deutschlandkarte anschauen kann.

Sichtbar und trotzdem dezent

Der Clou dahinter: Das Symbol, das die Buchstaben O und D für "Organ Donor" (auf deutsch Organspender) beinhaltet, wird unentgeltlich unter die Haut gebracht. "Ich werde oft gefragt, ob es wirklich nichts kostet", sagt Oliver Lung. Lediglich Erweiterungen müssten bei ihm bezahlt werden. Außerdem kann man einen kleinen Betrag in eine Spendenbox werfen. 30 Minuten bis zu einer Stunde dauert die Sitzung, je nach Größe des Tattoos. Das Zeichen sollte leicht sichtbar sein, aber trotzdem dezent.


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"Ich würde es gerne auch mal in Verbindung mit Graffiti tätowieren", sagt Oliver Lung, der in der Lauffener Innenstadt eine Galerie besitzt, in der er sich auch der Spraykunst widmet. Er hat zwar auch einige Tätowierungen, kann aber wegen eines Gendefekts selbst keine Organe spenden: "Deshalb habe ich auch nicht ein solches Symbol."

Entscheidung wird erleichtert

Tätowierer Oliver Lung aus Lauffen beteiligt sich an der Kampagne "Opt.Ink".
Tätowierer Oliver Lung aus Lauffen beteiligt sich an der Kampagne "Opt.Ink".  Foto: Privat

Einen Spenderausweis ersetzt das Zeichen nicht und ist auch kein rechtsgültiges Dokument, stehe allerdings für eine klare Willenserklärung und sei ein Zustimmungsnachweis sowie ein deutliches Statement für die Angehörigen, heißt es auf der Website des Vereins. Im Ernstfall macht es den Hinterbliebenen die Entscheidung allerdings einfacher, ob eine Organspende erlaubt wird oder nicht. Außerdem soll das Tattoo zum Gespräch über das Thema anregen.

Im Landkreis Heilbronn gibt es neben dem Studio "Spray Art Galerie" von Oliver Lung noch eine weitere Möglichkeit, sich zu der Bereitschaft, Organe zu spenden, zu bekennen. Auch bei Sandra Green und ihrem Studio "Pandaeffekt" im Heilbronner Stadtteil Neckargartach kann man sich das Symbol stechen lassen.

"Ich habe das Symbol schon mehrmals gestochen", erzählt Oliver Lung. Eine Kundin wollte einen Smiley eingearbeitet haben, eine andere kam gemeinsam mit ihrem Freund im Studio vorbei, um sich zur Spende zu bekennen. "Es ist eine gute Sache. Theoretisch kann jeder irgendwann ein neues Organ brauchen."

Regelungen zur Organspende

Wer in Deutschland eigene Organe oder die eines Verwandten oder Ehepartners spenden möchte, muss der Entnahme ausdrücklich zustimmen. Hat sich der Verstorbene zu Lebzeiten dagegen entschieden, muss diesem Wunsch auch nachgekommen werden. In Österreich hingegen gilt die Widerspruchsregelung. Eine Entnahme ist also erlaubt, solange der Spender ihr nicht ausdrücklich widersprochen hat. Genauso wird die Spende auch in Portugal gehandhabt. In Italien hat man sich für eine ähnliche Lösung entschieden. Allerdings haben dort die Angehörigen ein Einspruchsrecht. In der Schweiz hat sich das Volk in einem Referendum für die Widerspruchslösung ausgesprochen. Die Regelung gilt frühestens ab 2024.

 
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