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E-Zigaretten sind nicht harmlos

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Verdampfen wird häufig als die "gesündere" Variante für Raucher angepriesen. Das stimmt nur bedingt, sagt der SLK-Lungenfacharzt Axel Kempa.

Das Rauchen von E-Zigaretten ist nicht harmlos, darüber sind sich Ärzte einig, auch wenn die Variante im Vergleich zum Tabakrauchen besser abschneidet.
Foto: dpa
Das Rauchen von E-Zigaretten ist nicht harmlos, darüber sind sich Ärzte einig, auch wenn die Variante im Vergleich zum Tabakrauchen besser abschneidet. Foto: dpa  Foto: Lisa Ducret

Unter der Rubrik überprüfen wir vermeintliche Gesundheitstipps und gehen der Frage nach: Ist das wirklich medizinisches Wissen oder nur ein Mythos? Heute: Ist die E-Zigarette weniger schädlich als normale Zigaretten und kann sie womöglich sogar beim Rauchstopp helfen?

Untersuchungen zu Langzeitfolgen gibt es bisher nicht

"Es gibt keine Untersuchungen zu Langzeitfolgen", sagt Axel Kempa, Lungenfacharzt an der Klinik Löwenstein. Welche möglichen Schäden die dauerhafte Nutzung von E-Zigaretten auf den Körper habe, sei also noch gar nicht klar.

Kempa gibt zu bedenken: Mit E-Zigaretten können ganz unterschiedliche Substanzen verdampft werden - auch solche, die dafür gar nicht vorgesehen sind und die beim Inhalieren in gewissen Dosierungen Lungenschäden verursachen. In den USA ist es inzwischen zu über 40 Todesfällen gekommen, die laut der US-Gesundheitsbehörden mit dem Rauchen von E-Zigaretten in Zusammenhang stehen.

E-Zigaretten sind kein harmloses Lifestyle-Produkt

 Foto: Privat

Kempa sagt: "Das Rauchen von E-Zigaretten ist nicht so harmlos, wie uns die Werbung glauben machen will." Er kritisiert besonders den Zuschnitt auf eine junge Zielgruppe. "Die jugendaffine Werbung mit den vermeintlich tollen, abwechslungsreichen Geschmackrichtungen hat doch nur das Ziel, junge Menschen von dem Produkt abhängig zu machen."

Zur These, dass E-Zigaretten einen Stellenwert bei der Raucherentwöhnung haben könnten, sagt er: "Das ist noch weitgehend unklar." Kempa fürchtet vielmehr, dass junge Menschen durch das Lifestyle-Image der E-Zigarette erst zum Rauchen verleitet werden könnten.

Verhaltenstherapie und Nikotinpflaster zur Raucherentwöhnung

Ihre Gesundheitsfrage

Stellen Sie Ihre Gesundheitsfrage an medizin@stimme.de. Der Experte Dr. Axel Kempa (46) leitet die Klinik für Pneumologie, Beatmungsmedizin und Intensivmedizin an der SLK-Klinik Löwenstein.

Wie fällt der Vergleich mit konventionellen Tabakprodukten aus? Dazu schreibt das Deutsche Krebsforschungszentrums in Heidelberg (DKFZ): "Im Vergleich zu Tabakzigaretten sind E-Zigaretten zwar sehr wahrscheinlich deutlich weniger schädlich, dennoch sind sie keine harmlosen Life-Style-Produkte.

Nichtraucher sollten E-Zigaretten wegen der unbekannten langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit nicht verwenden." Wer mit dem Rauchen aufhören möchte, für den sei die erfolgversprechendste Methode nach aktuellem Forschungsstand immer noch eine Verhaltenstherapie, ergänzt durch Nikotinersatzprodukte wie Nikotinkaugummi oder -pflaster.

 

 
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Kommentare

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Klaus Weber am 25.11.2019 09:31 Uhr

Wenn man sich ein bisschen einliest, ist es wirklich schwer, die Vielzahl an Studien zu übersehen, die genau das Gegenteil besagen. Dr. Schnitzler hat im vorangegangenen Kommentar die wichtigsten Argumente genannt. E-Zigaretten sind nachweislich um Potenzen unschädlicher als Zigaretten. Die bedauerlichen Todesfälle in den USA sind durch Drogenmissbrauch hervorgerufen. Das hat mit herkömmlichen E-Zigaretten, wie sie in Deutschland konsumiert werden, gar nichts zu tun. Wenn Lungenärzte die Rauchentwöhnung und Nikotinpflaster empfehlen kommt es oft vor, dass sie selbst Rauchentwöhnungen anbieten. Auch die Klinik Löwenstein, bei der Herr Dr. Kempa gerade Chefarzt geworden ist, tut das übrigens. Es ist traurig, wenn die Menschen weiter an einer tödlichen Droge hängen bleiben, obwohl es hervorragende Alternativen gäbe. Die Erfolge der E-Zigarette sind in dieser Hinsicht seit über 10 Jahren phänomenal. Es gibt inzwischen Weltweit viele Millionen Dampfer, die das wissen und täglich beweisen.

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Andreas Schnitzler am 24.11.2019 14:12 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren!

1.
Was genau bitte besagt das Argument »Mit E-Zigaretten können ganz unterschiedliche Substanzen verdampft werden - auch solche, die dafür gar nicht vorgesehen sind«? Man KANN schließlich auch z.B. einen Kuchen mit Blausäure backen. Was ist das also bitte für eine Aussage, bezogen auf die BESTIMMUNGSGEMÄSSE Verwendung von "E-Zigaretten"?

Richtig ist hingegen, dass "ENDS" (Electronic NICOTINE Delivery System) niemals für andere Zwecke denn als "Zigarettenersatzprodukt" vorgesehen, z.B. patentiert waren (Gutachten Prof. Mayer 2006).

Unbestreitbare Tatsache ist aber: die schrecklichen Todesfälle (vor allem) in den USA hängen mit GEFÄLSCHTEN E-Zigaretten zusammen, nämlich (überdies "gepanschten") "E-JOINTS".

Es ist somit eine (mMn BÖSWILLIGE) Täuschung von Verbrauchern, vor "THC-haltigen E-Zigaretten" zu warnen (CDC), da diese NIEMALS so existierten: WEM BITTE will man denn ernsthaft weismachen, die Protagonisten WÜSSTEN NICHT zwischen Joint, Zigarette oder Schokozigarette (oder ihren elektronischen Pendants) zu unterscheiden, selbst wenn diese sich TÄUSCHEND ÄHNLICH sähen?

Die "Unschuld der E-Zigarette" wurde darüber hinaus konkret BEWIESEN: z.B. enthielten 29 von 29 (100%) Lungenproben "Vitamin-E-Acetat", ein ÖL, das in "legalen" ENDS rein gar nicht vorkommt, und zumindest als "Leitsubstanz" für die Lungenerkrankungen gilt. OBWOHL sich 3/29 (11%) der Patienten NICHT ERINNERN konnten (wollten?), jemals "THC" gedampft zu haben!

2.
Die Aussage, es gäbe KEINE Studien zu Langzeitfolgen, ist zumindest diskutabel; Immerhin wurde prospektiv und über 3,5 Jahre bei NIEMALSRAUCHERN (Polosa 2017) nachgewiesen, dass absolut keine negativen Auswirkungen auftraten.

Überdies ist nicht plausibel, dass bei ENDS irgendwelche Langzeitschäden – KONKRET – zu befürchten wären, da die Folgen von Tabakzigaretten mit etlichen BEKANNTEN (ca. 80, z.B. karzinogenen, mutagenen, toxischen) chemischen Substanzen zusammenhängen, die in ENDS GAR NICHT EXISTIEREN, oder (im EINZELFALL) zumindest in Größenordnungen darunter inhaliert werden, meist in der Dimension von alltäglicher Umgebungs- bzw. Atemluft.

Auch wurde gerade jüngst nachgewiesen, dass sich z.B. die Gefäßfunktion ehemaliger Raucher bereits binnen eines Monats signifikant VERBESSERT (George 2019). Wieviel Raum für Spekulation bleibt aber, wenn sich prognostisch relevante (!) Sachverhalte nachweisbar verbessern?

Richtig ist, dass man dennoch, rein KALKULATORISCH (vorsichtshalber) ein "Restrisiko" von etwa 5% im Vergleich zur Tabakzigarette annimmt (u.a. BfR, DKFZ u.v.a.m.), wobei die konkret gemessenen Schadstoffkonzentrationen ("die DOSIS macht das Gift") eher ein Risiko von weit unter 1:100 bis 1:60.000 nahelegen.

3.
Ich selbst habe (und natürlich nach voriger eigener Erfahrung) in meinem eigenen Betrieb inzwischen bei mehreren Mitarbeitern und ohne jeden "Zwang" zumindest eine substanzielle Reduktion des Zigarettenkonsums mit Hilfe von ENDS erreichen können; auch diese Betroffenen hatten ausnahmslos langjährige, erfolglose "Entwöhnungsversuche" mit und ohne pharmakologische Unterstützung hinter sich.

Was bitte besagt es denn, dass einzelne Produkte aus der Pharmaindustrie (z.B. Nicorette Spray) VOLLKOMMEN IDENTISCH zusammengesetzt sind, wie ENDS (PG, VG, Wasser, Nikotin, Aromen)? Oder dass VG (Glycerol) zugelassener Bestandteil von Infusionslösungen ist (z.B. Lipofundin)? Oder dass PG (Propylenglycol) aufgrund seiner antiinfektiösen Eigenschaften in den 1940'er Jahre in Kinderkliniken vernebelt wurde (zit. bei Farsalinos 2019)?

Was bitte ist also FALSCH daran?

Meine – zumeist langjährigen – Mitarbeiter WISSEN aber (hier geht es um so etwas wie "Urvertrauen"!), dass ich ihnen – als Arzt und Praxisleiter – NIE UND NIMMER etwas empfehlen würde, dass nach meinem allerbesten Wissen und Gewissen, und nach heutigem Kenntnisstand, auf irgendeine Weise nicht vollumfänglich VERANTWORTBAR wäre.

_____________
Der Unterzeichner stellt ausdrücklich klar, dass a) kein Interessenkonflikt besteht, und b) auch für ihn der Schutz menschlichen Lebens unverhandelbar ist.

MfkG Dr. A. Schnitzler, FAfIM, Lüneburg

(Literatur beim Verfasser)

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