Droht der Region ein Verbot der Wasserentnahme?
Wo kommt unser Trinkwasser her? Viele Gemeinden in der Region sind auf Wasser vom Bodensee angewiesen. Wegen der Niedrigwassersituation droht eine Verfügung zur Wasserentnahme. Das hätte auch konkrete Folgen für Besitzer von Gärten und Pools.

Die Region Heilbronn hängt am Tropf der Bodensee-Wasserversorgung (BWV). Auch wenn manche Kommunen auf eigene Brunnen und Quellen setzen, beziehen ein Großteil der Städte und Gemeinden ihr Trinkwasser überwiegend aus dem 1700 Kilometer langen BWV-Leitungsnetz.
Im Hohenlohekreis verteilt der Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg (NOW) über ein 840 Kilometer langes Leitungsnetz pro Jahr rund 29 Millionen Kubikmeter Trinkwasser. Die Stadtwerke Heilbronn liefern pro Jahr rund acht Millionen Kubikmeter Trinkwasser in Heilbronn und Nordheim. Man ist hier zu über 80 Prozent von der Bodensee-Wasserversorgung abhängig, will aber den Eigenwasseranteil ausbauen.
Verbot der Wasserentnahme droht
Nicht wesentlich entspannt habe sich die Niedrigwassersituation trotz der kürzlichen Regenfälle, erklärt Lea Mosthaf vom Landratsamt Heilbronn. Einschätzungen unserer Redaktion, dass auch in diesem Jahr mit einer Allgemeinverfügung zur Wasserentnahme zu rechnen sein könnte, kann Mosthaf nicht ausräumen. "Sollte sich die Situation nicht deutlich entspannen, müssen wir im Verlauf der nächsten Woche eine Allgemeinverfügung erlassen."
In Untereisesheim sind die 4100 Einwohner stark auf die Versorgung aus dem Bodensee angewiesen, weil man über wenige eigene Quellen verfügt. An einem heißen Sommertag könnte der Wasserhochbehälter an einem Tag leer laufen. Die vertraglich vereinbarte Schüttung von sieben Litern in der Sekunde kann nicht erhöht werden. Daher hat man in Untereisesheim eine Allgemeinverfügung auf den Weg gebracht, die unter anderem das Befüllen von Pools und Gießen von Gärten aus der Frischwasser-Leitung verbieten soll. Man sei noch dabei, aktuelle Zahlen zu vergleichen, stellt Bürgermeister Christian Tretow auf Anfrage der Heilbronner Stimme fest. "Wir sind kurz davor, die Allgemeinverfügung zum Verbot der Wasserentnahme in Kraft zu setzen."
Diese Kommunen sind Selbstversorger
Nur sechs Kommunen im Landkreis sind nicht auf Wasser aus dem Bodensee angewiesen, sondern versorgen sich aus eigenen Quellen. "Eigenwasser vor Fremdwasser" - so lautet entsprechend der Beschluss der 1400 Einwohner-Gemeinde Roigheim. Das Wasser der dort angesiedelten Quellen "Brühl" und "Seebrunnen" wurden der Bodensee-Wasserkonzeption vorgezogen. Laut Anfrage bei Bürgermeister Michael Grimm liefe die Aufbereitung digital im Hochbehälter "Büchle" ab.
Dass die autarke Trinkwasserversorgung nicht immer von Vorteil sein muss, zeigt sich bei einem Blick auf Hardthausen. In den vergangenen Jahren hatte die am Kocher gelegene Gemeinde mit Versorgungsknappheit zu kämpfen. Hardthausen besitzt eine vollständige Eigenwasserversorgung, die sich aus mehreren Quellen und drei Tiefbrunnen speist. "Bei Hochwasser ist es zur Trübung der Tiefbrunnen gekommen, so dass dieses Wasser nicht mehr verwendet werden konnte. Wenn gleichzeitig ein hoher Wasserverbrauch vorlag, beispielsweise bei Rohrbrüchen, genügte unser Quellwasser nicht, um den Bedarf zu decken", erklärt der Bürgermeister Thomas Einfalt.
In solch einem Fall musste die Kommune aufwendig mit Wasserlieferungen aus den Nachbarkommunen versorgt werden. Hierzu fuhren Tanklaster zwischen den Ortschaften hin und her. In den letzten vier Jahren seien circa 1,5 Millionen Euro unter anderem in den Leitungsbau und Überarbeitungen der Brunnen investiert worden. Hinzu kommen jährliche laufende Ausgaben in der Wasserversorgung zwischen 120.000 und 250.000. Viel Geld für eine Gemeinde mit rund 4500 Einwohnern.
Trinkwasser aus eigenen Quellen
Erlenbach bezieht 20 Prozent des Trinkwassers aus eigenen Quellen. Durch Inbetriebnahme von Brunnen will die Gemeinde am Kayberg das Eigenwasser auf 50 Prozent steigern. Die Gemeindeverwaltung suche derzeit einen Standort für einen zweiten Brunnen. Der bisherige komme immer mehr an seine Grenzen. Jährlich werden von der rund 5000 Einwohner starken Gemeinde zwischen 270000 und 280000 Kubikmeter Trinkwasser benötigt.
"In Gundelsheim ist die Wasserversorgung zum jetzigen Zeitpunkt sichergestellt." Das berichtet die Verwaltung. Bei Bedarf werde man zum Wassersparen im Amtsblatt und den sozialen Medien aufrufen. Auch die Sportplatzbewässerung werde gegebenenfalls reduziert.
Renovierungen und Bauen gegen Wasserknappheit
Ein anderes Bild zeichnet sich knapp zehn Kilometer weiter in Oedheim ab. Bürgermeister Matthias Schmitt spricht von einer Neustrukturierung der Wasserversorgung, da die vorhandenen Anlagen altersentsprechend hohen Sanierungsbedarf aufweisen.
"Wenn durch lange Trockenperioden die Brunnen nicht mehr die benötigte Wassermenge schütten, dann reduziert sich unmittelbar die Leistungsfähigkeit der Wasserversorgung, so dass im schlimmsten Fall der Wasserbedarf der Bevölkerung nicht mehr gedeckt werden kann." Um dieses Szenario in Oedheim auch künftig zu vermeiden werde eine Neustrukturierung der Wasserversorgung, ein Großprojekt, angelegt auf die nächsten zehn bis zwanzig Jahre, angesetzt.