Interview mit der Schwäbischen Waldfee
Kim-Laura Rützler ist die amtierende Markenbotschafterin des Vereins Schwäbischer Wald Tourismus, in dem auch Wüstenrot Mitglied ist. Die 26-Jährige widmet sich auch Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

Es bleibt ihr Geheimnis. Kim-Laura Rützler verrät nicht, was Feenstaub ist. Den trägt die Schwäbische Waldfee normalerweise immer bei sich. Zum Interview in Wüstenrot ist das Täschchen an ihrem Kleid, das die unterschiedlichen Grüntöne des Waldes abbildet, leer. Dafür hat die 26-Jährige, die sich bei der Wahl 2022 gegen elf Konkurrentinnen durchsetzte, eine Rieseportion guter Laune im Gepäck.
Sie fühlt sich wohl als Markenbotschafterin des Vereins Schwäbischer Wald Tourismus. Auch in ihrer Rolle als Fee, obwohl sie meint, mit ihren 1,74 Metern nicht ganz dem Idealbild dieses Wesens zu entsprechen.
Frau Rützler, haben Sie Feenstaub dabei?
Kim-Laura Rützler: Nein, heute nicht.
Was ist das denn überhaupt?
Rützler: Am Feenkleid ist ein Täschchen, in dem ist immer ein bisschen Feenstaub. Aber den darf man nicht sehen, sonst verliert er seine Wirkung.
Der Tourismusverein wirbt damit, dass es im Schwäbischen Wald echten Feenstaub gibt. Wo?
Rützler: Auf Veranstaltungen gibt es kleine Päckchen mit Himbeerbrause. Ich habe aber einen eigenen Feenstaub.
Sie sind ganz in Grün, der Farbe des Waldes. Hatten Sie vor Ihrer Wahl schon Grün im Schrank?
Rützler: Bei der Wahl hatte ich einen knallgrünen Blazer an, den ich nicht extra gekauft hatte.
Wie gefallen Ihnen denn die Farbe und das Outfit?
Rützler: Ganz toll. Ich trage gerne Grün, und das Kleid steht einfach für eine Fee. Wenn es windet, flattert es ganz leicht.
Wollten Sie als Kind Prinzessin sein?
Rützler: Ich glaube, das will jedes kleine Mädchen, wenn man sich mal an Fasching als Prinzessin verkleidet hat.
Jetzt ist es eine Fee geworden. Ist das auch okay?
Rützler: Ja, selbstverständlich. Wenn der Traum in Erfüllung geht, irgendwann zauberhaft sein zu können.
Wie stellen Sie sich denn eine Fee vor?
Rützler: Sie hat ein Kleid an, ist immer ganz lieb, klein und zierlich. Das bin ich nicht, ich bin 1,74 Meter groß.
Aber sie haben bestimmt etwas Feenhaftes?
Rützler: Zumindest das Freundliche. Ich bin ein Mensch, der immer gut drauf ist. Ich kann es nicht leiden, wenn schlechte Stimmung herrscht.
Warum wollten Sie Schwäbische Waldfee werden?
Rützler: Mein Freundeskreis meinte, es wäre supercool, wenn das jemand von uns wird. Meine Freunde haben mich echt unterstützt.
Welche Beziehung hatten Sie vorher zum Wald?
Rützler: Ich bin wahnsinnig gerne draußen. Ich bin ein absoluter Naturmensch und gehe gerne in der Mittagspause am Waldrand spazieren.
Erkennen Sie die Bäume anhand ihrer Rinde oder Blätter?
Rützler: Nein. Es geht auch nicht darum, zu wissen, wie welcher Baum aussieht, sondern den Schäbischen Wald als gutmütige Fee zu repräsentieren.
Haben Sie einen Lieblingsbaum?
Rützler: Die Birke. Sie sieht wunderschön aus und hebt sich mit ihrer weißen Rinde von allen anderen Bäumen ab.
Laubwald oder Nadelwald: Was gefällt Ihnen denn besser?
Rützler: Laubwald, weil es in ihm im Herbst so schön raschelt.
Der Wald wird ja oft als Kraftort bezeichnet: Welche Kraft können Sie aus ihm schöpfen?
Rützler: Man fühlt sich zwischen den großen Bäumen ganz klein und merkt dadurch, dass Probleme, die einem vielleicht groß erscheinen, doch gar nicht so groß sind. Und dass man nur ein kleiner Teil von etwas Großem ist.
Welches ist Ihre liebste Jahreszeit im Wald?
Rützler: Der Frühling, wenn es langsam warm wird und alles blüht.
Beschreiben Sie diese Stimmung.
Rützler: Es ist der Beginn von etwas Neuem. Die Farben kommen langsam durch, auch alle anderen Pflanzen fangen an zu wachsen.
Es gibt in der Schweiz Waldseminare, bei denen gesagt wird, Bäume sind wie Heiligtümer. Wer mit ihnen spricht und zuhört, erfährt die Wahrheit. Ist das auch Ihre Erfahrung, oder ist das Humbug?
Rützler: Das ist ein ganz schön tiefgründiger Spruch. Bäume sind auf jeden Fall wie Heiligtümer. Wir brauchen den Wald, gerade in Zeiten, in denen sich jeder des Klimawandels bewusst ist. Jeder Baum erzählt seine eigene Geschichte. Ein Baum muss sich durchkämpfen im Wald. Und am Erscheinungsbild eines Baumes kann man auch erkennen, wie stark er ist.
Was macht denn die Mystik des Waldes aus?
Rützler: Dass man die Ruhe auf sich wirken lassen kann. Wenn man im Wald steht, es ansonsten ruhig ist, hört man es überall knacken und rascheln. Dann kann man dem Alltagsstress entfliehen.
Gibt es auch in anderen bekannten Gebieten, wie im Schwarzwald, dem Taunus, im Harz oder im Thüringer Wald eine Waldfee?
Rützler: Ich kenne keine, auch auf der Tourismusmesse CMT in Stuttgart ist mir keine andere begegnet.
Sie wollen nicht nur Werbefigur sein, sondern haben eine Botschaft: sich für den wertschätzenden Umgang mit der Natur einzusetzen, indem Sie es vorleben. Woran hapert es denn?
Rützler: Ich glaube, dass wir das, was wir haben, für viel zu selbstverständlich nehmen. Dass wir im letzten Jahrzehnt unsere Privilegien viel zu ausführlich gelebt haben. Wenn jeder ein bisschen zurücksteckt, kann man Großes bewegen.
Wie sollten sich die Menschen im Wald verhalten?
Rützler: Das fängt schon im Kleinen an, seinen Müll mitzunehmen, auf den Wegen zu bleiben und den Lebensraum von Tieren und Pflanzen zu achten.
Und wie verträgt sich diese ernsthafte Botschaft mit dem Bild einer Fee? Ist ein solches Fabelwesen die richtige Imagefigur bei Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz?
Rützler: Ja, weil wir vor allem den Kindern vorleben müssen, die Natur wertzuschätzen. Wenn Kinder mich fragen, wo ich wohne, sage ich: Ich wohne im Wald, und wir müssen gucken, dass meine Heimat bestehen bleibt.
Eigentlich kann man den Wald nicht glorifizieren, er ist ein schwerkranker Patient.
Rützler: Das ist richtig. Wir müssen miteinander dafür kämpfen, dass der Wald sich wieder regeneriert.
Was war Ihr schönstes Erlebnis als Schwäbische Waldfee?
Rützler: Als im Naturkindergarten Maubach ein Mädchen zu mir kam und erzählte, dass sie sich bei der letzten Waldfee gewünscht habe, ihren Schnuller abzugeben. Sie stand vor mir, grinsend über das ganze Gesicht, weil es geklappt hat.
Und was war das Skurrilste?
Rützler: Der Einmarsch beim historischen Handwerkermarkt in Grab. Die Darsteller waren voll in ihrem Element und in ihren Rollen. Sie haben keine Miene verzogen und lakonisch die Befehle erteilt.
Zur Person
Kim-Laura Rützler wohnt in Oppenweiler im Rems-Murr-Kreis. Sie ist 26 Jahre alt und heiratet in diesem Sommer. Die junge Frau hat Eventmanagement studiert und arbeitet im Marketing bei einer Online-Druckerei. Ehrenamtlich engagiert sich Rützler als Sanitäterin beim Deutschen Roten Kreuz. Sie leitet auch eine DRK-Jugendgruppe. In ihrer Freizeit ist sie zudem gerne in den Bergen unterwegs. Bis 1. Mai dauert ihre Amtszeit als Markenbotschafterin des Vereins Schwäbischer Wald Tourismus, der 21 Mitglieder hat - vorwiegend im Rems-Murr-Kreis - von A wie Alfdorf bis W wie Wüstenrot.