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Die Rettung des Blauen Turms im Überblick

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Bad Wimpfen ohne den Blauen Turm? Unvorstellbar. Deshalb beschloss die Stadt Ende 2016, ihr Wahrzeichen zu sanieren. Seit dem Start des Mammutprojekts ist viel passiert. Ein Überblick über das, was bisher geschah.

von Kirsi-Fee Rexin und Lisa Reiff
 

Ende 2016


Der Turm soll sich wieder selbst tragen

Der Blaue Turm ist das Wahrzeichen Bad Wimpfens. Foto: Manuel Maier
Der Blaue Turm ist das Wahrzeichen Bad Wimpfens. Foto: Manuel Maier  Foto: Maier, Manuel

Der Zahn der Zeit nagt an dem einstigen Staufer-Wehrturm: Eine viel zu schwere Turmhaube drückt auf das bröckelige Fundament, tiefe Risse ziehen sich durchs Mauerwerk. Bislang hat ein Korsett aus Stahl alles notdürftig zusammengehalten. Um das Wahrzeichen zu erhalten, kommt die Stadt nicht um eine teure Sanierung herum. Also wird der Turm in sich stabilisiert, indem Risse im Gestein aufgefüllt werden. Kosten der Sanierung: 6,2 Millionen Euro.

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Januar 2017


Bad Wimpfen sammelt "Schotter"

Für die teure Sanierung sammelt Bad Wimpfen Spenden. Foto: Kirsi-Fee Rexin
Für die teure Sanierung sammelt Bad Wimpfen Spenden. Foto: Kirsi-Fee Rexin  Foto: Rexin, Kirsi-Fee

Einen Großteil der Kosten decken Gelder aus Förderprogrammen ab. Rund eine Million muss die Stadt aus eigener Tasche bezahlen. Darum veranstaltet die Verwaltung Spendenaktionen unter dem Motto „Schotter für den Blauen Turm“. Nicht nur Bad Wimpfen selbst unterstützt sein Wahrzeichen mit Spenden: Auch Lidl, Solvay, die Sparkassenstiftung und das SRH Gesundheitszentrum engagieren sich. Pro Spende ab 10.000 Euro bekommen die Förderer ein Gemälde von Maler Hans Scheuerlen. Der Gesamtspendenstand beträgt momentan 1,2 Millionen Euro.

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Oktober 2017


Türmerin bekommt besonderen Besuch

Für Türmerin Blanca Knodel steht fest: Nach der Sanierung will sie wieder in den Turm ziehen. Foto: Ralf Seidel
Für Türmerin Blanca Knodel steht fest: Nach der Sanierung will sie wieder in den Turm ziehen. Foto: Ralf Seidel  Foto: Ralf Seidel

Im Jahr 2017 fällt der Startschuss für das Mammutprojekt. In einem ersten Schritt wird der Blaue Turm eingerüstet. Im Oktober 2017 grüßt Türmerin Blanca Knodel deshalb täglich Gerüstbauer, wenn sie in ihrem Aufzug aus Metall an ihrem Turmfenster vorbeifahren - bis zur Turmhaube in rund 30 Metern Höhe. Und bevor Deutschlands einzige Türmerin überhaupt ausgezogen ist, kündigt Knodel bereits an: "Nach der Sanierung ziehe ich wieder hoch.“ Auszugstermin für Blanca Knodel ist November 2018.

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März 2018


Bohren bis zur Schmerzgrenze

Zu Beginn der Bohrarbeiten wird der für die Anwohner zumutbare Lärmpegel gemessen. Foto: Dennis Mugler
Zu Beginn der Bohrarbeiten wird der für die Anwohner zumutbare Lärmpegel gemessen. Foto: Dennis Mugler  Foto: Mugler, Dennis

Bis zum Ende der Turmsanierung müssen 12.700 Löcher gebohrt werden. Ob den Anwohnern Lärm von bis zu drei Bohrern zugemutet werden kann, wird bei einer Lärmmessung Anfang März 2018 getestet. Das Ergebnis der Messung: Drei Bohrer gleichzeitig können die Anwohner ertragen.

Als die Temperatur konstant zehn Grad beträgt, wird der Mörtel über zahlreiche frisch gebohrte Löcher und darin verankerten Eisenstangen eingebracht. 

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Mai 2018


Stein für Stein wird das Mauerwerk erneuert

Einzelne Steine im Mauerwerk müssen ausgetauscht werden. Foto: Ralf Seidel
Einzelne Steine im Mauerwerk müssen ausgetauscht werden. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Vom Turmaufsatz beginnend, arbeiten sich Steinmetze herunter und nehmen das Mauerwerk genau unter die Lupe. Sie arbeiten Fugen aus und entfernen stark beschädigte Steine. Diese werden durch Sand- und Muschelkalksteine von Steinbrüchen aus der Region ersetzt. Kleine Holzstücke verhindern, dass durch die entstandenen Hohlräume das Mauerwerk drum herum zusammenfällt. 

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Mai 2018


Das Mauerwerk ist klatschnass

Aufgrund von undichten Rohrleitungen konnte Feuchtigkeit ins Gemäuer ziehen. Foto: Ralf Seidel
Aufgrund von undichten Rohrleitungen konnte Feuchtigkeit ins Gemäuer ziehen. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Im Mauerwerk steckt Feuchtigkeit. Durch undichte Regen- und Abwasserleitungen konnte seit den achtziger Jahren stetig Wasser ins Innere des Turms gelangen. Nach Angaben der Experten ist das Mauerwerk inzwischen "klatschnass". Damit der Blaue Turm mittelfristig wieder trocken wird, sanieren Bauarbeiter die Rohre.

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November 2018


Vogelkot frisst sich ins Gemäuer

Bad Wimpfens Wahrzeichen ist auch für Vögel ein beliebtes Ausflugsziel - mit Folgen. Foto: Ute Plückthun
Bad Wimpfens Wahrzeichen ist auch für Vögel ein beliebtes Ausflugsziel - mit Folgen. Foto: Ute Plückthun  Foto: Plückthun, Ute

Der Blaue Turm ist auch bei Turmfalken, Krähen und Tauben beliebt. Die setzen sich auf den Zinnenkranz in 32 Metern Höhe und machen ihre Häufchen. Im Vogelkot sind Nitrate enthalten, die sich ins Gemäuer des Blauen Turms fressen. Mit speziellen Kompressen wird das Salz wieder aus den Steinen gezogen.

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November 2018


Holztreppe gewaschen und gestrichen

Die historische Treppe musste abgewaschen werden. Foto: Ralf Seidel
Die historische Treppe musste abgewaschen werden. Foto: Ralf Seidel  Foto: Ralf Seidel

Die historische Holztreppe mit ihren 134 Stufen ist wesentlicher Teil des Kulturdenkmals. Damit sie nicht von anderen Arbeiten in Mitleidenschaft gezogen wird und erhalten werden kann, wird sie ausgebaut und in Stuttgart restauriert - heißt, sie wird mit Kernseife gewaschen und neu gestrichen. Auf einen feuerhemmenden Funktionsanstrich wird verzichtet, weil das Holz unbehandelt länger hält.

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November 2018


Lücken im Mauerwerk wieder füllen

Löcher im alten Gemäuer werden mit neuen Steinen aufgefüllt. Foto: Ralf Seidel
Löcher im alten Gemäuer werden mit neuen Steinen aufgefüllt. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Steinmetze passen restaurierte Steine und neue Sandsteine aus Steinbrüchen der Region in die Hohlstellen ein. Monate zuvor hatten sie an diesen Stellen stark beschädigtes Gestein aus dem Mauerwerk herausgelöst. In Form gebracht werden die Quader mit Drucklufthammer und Meißel, später mit Steinkleber und Kalkmörtel verfugt.

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April 2019


Der Turm hat seine Silhouette zurück

Mit dem fertig sanierten Dach hat der Blaue Turm zumindest seine Silhouette wieder zurück. Foto: Ralf Seidel
Mit dem fertig sanierten Dach hat der Blaue Turm zumindest seine Silhouette wieder zurück. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Das Wahrzeichen Bad Wimpfens hat seine charakteristische Silhouette mit den Spitzentürmchen wieder. Die Arbeiten am Turmhelm sind abgeschlossen, das Gerüst ist vom oberen Drittel des steinernen Riesen entfernt. Damit ist die Form des Blauen Turms nicht länger verdeckt. 

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April 2019


Damit der Turm kein drittes Mal brennt

1850 und 1985 wurde der Blaue Turm vom Blitz getroffen und geriet in Brand. Foto: privat
1850 und 1985 wurde der Blaue Turm vom Blitz getroffen und geriet in Brand. Foto: privat

Sowohl 1850 als auch 1985 geriet der Turm durch einen Blitzeinschlag in Brand. Der Dachstuhl brannte komplett aus. Um das zu verhindern, wurde der Blitzableiter erneuert und ein Brandschutzkonzept erarbeitet.

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September 2019


Was die Turmmauern zusammenhält

Ankerstangen erhöhen die Tragfähigkeit des Mauerwerks. Foto: Ralf Seidel
Ankerstangen erhöhen die Tragfähigkeit des Mauerwerks. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Schon 1971 wurden sogenannte Ankerstangen in den Blauen Turm eingemauert. Mit massiven Stahlplatten verschraubt, sollen sie das Mauerwerk festigen. Auch bei der aktuellen Sanierung werden Ankerstangen eingebracht, weil die alten zwar noch intakt sind, aber für eine sichere Tragfähigkeit des 800 Jahre alten Mauerwerks nicht ausreichen würden. Zusätzlich wird das Gestein mit Mörtel verfüllt. Doch hat das aufwendige Prozedere den gewünschten Effekt?

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September 2019


Bohrkerne werden analysiert

Anhand der Bohrkerne erkennen die Experten, ob die Risse im Mauerwerk verschlossen sind. Foto: Ralf Seidel
Anhand der Bohrkerne erkennen die Experten, ob die Risse im Mauerwerk verschlossen sind. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Die Antwort kommt anhand von Bohrkernen aus dem Mauerwerk ans Licht. Der Bohrkern erinnert optisch an einen heterogenen Teig mit hellgrauen Linien, die mal dick und mal haarfein zu erkennen sind. Das ist der Grund, warum der Mörtel bei der Injektion ganz dünnflüssig sein muss: Nur so kann er in die feinsten Ritzen laufen und sie verfüllen. Anschließend wandern die Bohrkerne in nummerierte Holzkisten, damit sie von Experten geprüft werden können.

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November 2019


Viel Plastik und vier Heizlüfter

Über die Wintermonate umhüllt eine Plastikplane den Blauen Turm. Foto: Ralf Seidel
Über die Wintermonate umhüllt eine Plastikplane den Blauen Turm. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Die zehn Meter hohe Plane dient dazu, die Injektion des Mörtels zur Mauerwerksicherung auch über den Winter fortzuführen. Damit der Mörtel fest wird, benötigt das Gestein eine Temperatur von zehn Grad. Dafür sorgen unter der Folie nun vier Heizlüfter. „Diese Maßnahme eröffnet zusammen mit anderen die Chance, die Bauzeit um bis zu ein Jahr auf Mitte 2021 zu verkürzen“, erklärt Bad Wimpfens Bürgermeister Claus Brechter.

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