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Die Menschen in Heilbronn-Franken haben mehr Geld in den Taschen

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Der Kaufkraftzuwachs in der Region ist enorm. Die Einzelhändler profitieren von einer guten Konsumlaune

Passanten mit Einkaufstüten. Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr etwas schwächer gewachsen als zunächst berechnet. Foto: Henning Kaiser
Passanten mit Einkaufstüten. Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr etwas schwächer gewachsen als zunächst berechnet. Foto: Henning Kaiser  Foto: Henning Kaiser (dpa)

Was zahlreiche Studien in den vergangenen Jahren schon herausgefunden haben, bestätigt nun auch die Kaufkraftanalyse der IHK. Die Region Heilbronn-Franken entwickelt sich außerordentlich dynamisch. Und das kommt inzwischen bei den Menschen und indirekt beim Einzelhandel an. Um 9,7 Prozent ist die einzelhandelsrelevante Kaufkraft zwischen Wertheim, Crailsheim und Eppingen gegenüber 2017 gestiegen - eine der höchsten Wachstumsraten im Land.

Landkreis Heilbronn ist Spitze

Bei 9,3 Prozent lag das Wachstum in Baden-Württemberg, deutschlandweit bei 7,6 Prozent. Der Landkreis Heilbronn ragt in der Region Heilbronn-Franken durch ein zweistelliges Wachstum mit plus 11,1 Prozent deutlich heraus. Alle zwei Jahre stellt die IHK Heilbronn-Franken die Untersuchung vor.

Heilbronn belegt im überregionalen Vergleich der Oberzentren einen vorderen Platz. Mit 7427 Euro steht hier jedem Einwohner mehr Geld für Konsumausgaben zur Verfügung als in Heidelberg, Konstanz oder Pforzheim. Allerdings seien Zahlen zum Einkommen, die als Basis dienen, nicht gedeckelt, wie IHK-Handelsreferent Jonas Kraiß einräumt. Somit besteht das bekannte Problem, dass die Einkommensmillionäre in Heilbronn die Statistik verzerren.

"Dieses Phänomen betrifft kleine Orte natürlich umso mehr, wenn einzelne Ausreißer den Durchschnitt nach oben ziehen", sagt Kraiß. Wo solche Faktoren eine Rolle spielen, lässt sich aber nicht so leicht zuordnen.

Bei der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft pro Einwohner behauptet Flein mit 8751 Euro seine Spitzenposition in der Gesamtregion. Zweistellige Zuwachsraten gab es in Michelfeld (7907 Euro) und Ilsfeld (7828 Euro).

 

 

Kaufkraftanalyse

Einzelhandelsrelevante Kaufkraft

pro Kopf in Euro 2019

bis 7000 €

7000–7500 €

7500–8000 €

über 8000 €

Niedernhall

Bad Wimpfen

Lehrensteinsfeld

Heilbronn

Flein

Untergruppenbach

Talheim

Beilstein

Einzelhandelsumsatz je Einwohner in Euro

2015

2017

2019

11749

10840

Euro

9854

10000

9172

9187

9040

7810

8000

6000

4000

2000

Öhringen

Heilbronn

Neckarsulm

Ilsfeld

Künzelsau

Wertheim

Schw. Hall

HSt-Grafik,

Quelle: IHK

Kaufkraftanalyse

11749

Einzel-

handels-

9854

umsatz je

Einwohner

7810

in Euro

2015

2017

2019

HSt-Grafik,

Quelle: IHK

Heilbronn

Neckarsulm

Ilsfeld

10840

9172

9187

9040

Öhringen

Wertheim

Schw. Hall

Künzelsau

 

Zuwachs kommt im Handel an

Trotz möglicher Verzerrungen durch Einzelpersonen geht der Trend fast überall deutlich nach oben. Das hat Kraiß zufolge mit zwei Faktoren zu tun: "Die Gehälter wachsen und das zusätzliche Geld zu sparen lohnt sich nicht." Entsprechend viel kommt von dem Kaufkraftzuwachs auch im Handel an.

In Heilbronn ist das in etwa anderthalb Mal so viel wie das, was die Kaufkraft der Stadt theoretisch hergibt. Das bedeutet, Menschen aus dem Umland kommen nach Heilbronn zum Einkaufen. "Einzelhandelszentralität" lautet der Fachbegriff. Durch die starken Zuwächse bei der Kaufkraft sank dieser Wert in Heilbronn zuletzt auf 152, damit steht die Stadt allerdings auch überregional weiterhin sehr gut da. Nur Ludwigsburg liegt mit seinem Breuningerland etwas höher, bei 165.

Zuwachs verdoppelt, und trotzdem unter dem Landesschnitt

In der Region Heilbronn-Franken ist der Einzelhandelssumsatz in den letzten zwei Jahren um 6,5 Prozent angestiegen. Er verzeichnet damit ein doppelt so hohes Wachstum wie beim letzten Vergleich von 2015 zu 2017. Die aktuelle Wachstumsrate liegt über der für Deutschland (plus 6,2 Prozent), aber unter der von Baden-Württemberg (plus 7,3 Prozent).

In Heilbronn-Franken hält Neckarsulm als Kaufland-Standort trotz Stagnation die Spitzenposition mit 11 700 Euro Umsatz pro Einwohner. Die Verfolger auf den Plätzen zwei (Michelfeld) und drei (Wertheim) rücken deutlich näher an den Spitzenreiter heran. Neu in den Top Ten ist mit Ilsfeld ein weiterer Ort mit Kaufland-Verbrauchermarkt.

Lebensmitteleinkauf läuft noch stationär

Während die Umsätze im stationären Handel nur leicht zulegen, geht es im Online-Handel prozentual steiler nach oben. Allerdings liegt der Anteil des Online-Handels deutschlandweit noch immer bei vermeintlich bescheidenen 13 Prozent. "In manchen Branchen macht er aber bereits 30 oder 40 Prozent aus", sagt Kraiß. Der größte Posten, die Lebensmittel, drücken hier den Schnitt. "Sobald es auch im Food-Bereich den Durchbruch gibt, besteht ein riesiges Umsatz-Potenzial", sagt Kraiß. Das hätte Folgen für den stationären Handel, auch wenn der vom Online-Handel teilweise auch profitieren könne. Und dann gibt Jonas Kraiß noch etwas zu bedenken: "Noch ist die Konsumlaune gut. Die Frage ist: Was passiert, wenn die Konjunktur einbricht?"

 

Das Buga-Jahr bringt kleinen Sondereffekt

Besonders auffällig sind die Zahlen für die Stadt Heilbronn, die in diesem Jahr durch die Bundesgartenschau eine Sondersituation erlebte. Mehr als zwei Millionen Besucher kamen, viele von außerhalb, die Zahl der Übernachtungsgäste in der Stadt erreichte einen neuen Höchststand. Das macht sich in der Einzelhandelsbilanz bemerkbar. Um sechs Prozent gingen die Umsätze gegenüber 2017 nach oben. "Ein kleiner Teil davon dürfte auf das Konto der Buga-Touristen gehen", kommentiert IHK-Handelsreferent Jonas Kraiß vorsichtig.

Quantifizieren kann diesen Anteil auch die Stadtinitiative nicht. Vorsitzender Thomas Gauß sagt: "Die Umsätze waren während der Buga höher, sie waren aber auch nach der Buga höher." Was momentan noch Sorgen bereite, sei das Weihnachtsgeschäft. Deutschlandweit wird der Einzelhandel im Weihnachtsgeschäft 2019 voraussichtlich erstmals die 100-Milliarden-Euro-Marke übertreffen. So positiv sehe es in Heilbronn noch nicht aus. Gauß rechnet jetzt trotzdem mit einem Endspurt. "Da ist dann allerdings die Frage, wo gekauft wird - online oder im Geschäft." 

 
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