Die Luft in Heilbronn wird besser: Stickoxide sinken klar unter den Grenzwert
Die positive Entwicklung hält in Heilbronn im zweiten Jahr an. Ein Experte sieht keinen großen Corona-Einfluss mehr. Der Flottenaustausch ist für ihn eine wichtige Größe - und auch die Luftfilter in der Weinsberger Straße hält er für "sehr wirksam".

Die positive Nachricht bestätigt den jüngsten Trend: Auch im zweiten Corona-Jahr 2021 bleibt die Heilbronner Innenstadt bei den Schadstoff-Werten für Stickoxide deutlich unter dem Grenzwert. Lag die Stadt an der zentralen Messstation Weinsberger Straße im Jahr 2020 mit 32 Mikrogramm je Kubikmeter Luft erstmals seit Jahren unter der roten Linie, so hat sich die Luft im Jahr 2021 noch einmal etwas verbessert. Auf 29 Mikrogramm ist der Jahresmittelwert gesunken - und liegt damit schon sehr deutlich von der kritischen 40er-Marke entfernt.
Die Luft sei in vielen baden-württembergischen Städten "deutlich sauberer geworden", auch an jüngsten Stickoxid-Hotspots in Stuttgart wie Pragstraße und Talstraße, teilt das Landesverkehrsministerium mit. Die einzige Stadt, die im Land jetzt noch über dem Grenzwert liegt, ist Ludwigsburg mit dem Standort Schlossstraße (44er Wert).
Umweltphysiker forderten vor Jahren schon Maßnahmen - anfangs vergebens
Heilbronn und ein Wert unter 30 - das schien vor Jahren undenkbar. Nur langsam sanken die Werte, die Physiker vom Institut für Umweltphysik der Uni Heidelberg als bedenklich hoch auch für Kinder einstuften. Das Reizgas Stickstoffdioxid kann schwere Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen auslösen. Die Stadt tat anfangs nicht viel. Dann kam die Corona-Krise mit Lockdowns und Home-Office, auch die Stadt leitete Maßnahmen ein. Plötzlich sanken die Zahlen, unter den Grenzwert. Ein Fahrverbot für Diesel-Autos, das zuvor durch eine Klage der Deutschen Umwelt-Hilfe gegen die hohen Heilbronner Werte realistisch wurde, war vom Tisch.
Inzwischen hat Heilbronn richtig gute Werte im Land. Und beim Blick auf die Zahl für 2021 "ist Corona in dem Maße kein Faktor mehr", bewertet der Heilbronner Umweltingenieur Matthias Rau auf Anfrage die Lage. Er leitet ein privates Ingenieurbüro, hat schon einige Luftreinhaltepläne für Großstädte mit erarbeitet. Es gebe immer noch Home Office, aber Daten zeigten, dass der Verkehr wieder deutlich zugenommen habe, ohne das Vor-Corona-Niveau ganz zu erreichen. Rau macht die Flottenentwicklung zu saubereren Autos mit besserer Abgastechnik mit verantwortlich. "Jeden Monat" erfolge da durch Neukäufe praktisch eine Verbesserung. In Heilbronn seien eingesetzte Luftfilter in der Weinsberger Straße "sehr wirksam" - wobei Einzelmessungen an anderen Standorten in der Stadt ebenfalls durchgängig niedrige Werte unter dem Grenzwert zeigten. Dem eingeführten Tempo 40 in der Innenstadt schreibt Rau ebenfalls einen kleinen Einflussfaktor zu.
Umweltingenieur glaubt nicht, dass der Grenzwert bald wieder gerissen wird
Aber: Ein verstärkter Umstieg auf Bus und Bahn, wie ihn das Landesministerium als Einflussgröße darstellt, bewertet Rau als "Wunschdenken". Busse und Bahnen seien auch im Corona-Jahr 2 oft relativ leer gewesen. Der Rad-Boom und ein häufiger Umstieg aufs Fahrrad habe schon einen spürbaren Effekt.
Rau glaubt nicht, dass Heilbronn demnächst wieder in Bereiche über dem Grenzwert kommen wird. Weil auch die Hintergrundbelastung mit Stickoxiden (ohne Verkehr) gesunken sei, weil der Verkehr wohl nicht mehr auf das Vor-Corona-Niveau ansteigen werde. Und die Fahrzeuge "werden kontinuierlich sauberer". Aber: Für diese positive Entwicklung sei in Heilbronn insgesamt doch "ein heftiger Druck" nötig gewesen.