Monte Sole Realschule: Die ersten Fünfer von damals sind jetzt auf der Zielgeraden
Tabea Weller, Leiterin der Monte Sole Realschule, spricht über die Anfangsjahre der Bildungseinrichtung im ehemaligen Heilbronner Schlachthof-Hotel.

Nils, Luis und Moritz zeichnen konzentriert. Den Sensenmann, den Friedhof mit Bäumen und im Hintergrund einen finsteren Mond hat Nils mit Kohle skizziert. "Für den Wettbewerb zu Halloween", erzählt der Zehnjährige mit Feuereifer. "Ist aber noch nicht ganz fertig." Die "Fünferle", wie Schulleiterin Tabea Weller die Jüngsten der Realschule Monte Sole liebevoll nennt, haben heute Nachmittag Kreativ-Unterricht. Das scheint eindeutig Spaß zu machen.
Die ersten 18 "Fünferle", die vor ein paar Jahren mit Schulgründung hier begannen, sind nun der erste Jahrgang, der die Mittlere Reife im ehemaligen Schlachthof-Hotel absolviert. Was ist seitdem passiert? Wie hat sich die Schule nahe der Theresienwiese entwickelt?
Tabea Weller will eine Schulleiterin sein, die Kinder ohne Scheu ansprechen können
Die Schulleiterin, lässig in Pulli und Jeans, lächelt. Gut, findet sie. Die Nahbarkeit und Bodenständigkeit, die ihr wichtig ist, verkörpert sie auch durch ihren Auftritt. Sie will eine Direktorin sein, die Schüler ohne Scheu ansprechen können. Der sie vom neuen Haustier erzählen und mit der sie auch mal gemeinsam Mittag essen.
Das ganze Areal war kein schöner Fleck

Anfangs habe sie sich kaum vorstellen können, dass aus dem heruntergekommenen Gebäude mal eine Schule werde, aus den Pensionszimmern Klassenräume entstehen könnten. "Alles war ziemlich verfallen, eine Ruine, aber teils unter Denkmalschutz. Das Tauben-Eldorado von Heilbronn", erinnert sie sich mit Blick auf das restaurierte, glänzende Holz-Geländer im Treppenhaus. "Das ganze Areal war wirklich kein schöner Fleck." Inzwischen steht fest: Die Nähe zum Bahnhof ist ein großer Pluspunkt.
160 Schüler hat Tabea Weller inzwischen, von der siebten bis zur zehnten Klasse einzügig, die Fünfte und die Sechste sind zweizügig. Bei Gründung war die Hauptidee des Trägers, der gemeinnützigen Akademie für Kommunikation (AfK): einen Unterbau zu schaffen für das berufliche Schulwesen der Bildungseinrichtung. Nun haben die Realschüler auch die Option, später zum technischen oder auch zum wirtschaftlichen Gymnasium zu wechseln oder nach der 8. Klasse auf die Berufsfachschule mit mehr Praxis. "Man kann hier unter einem Dach viele Wege gehen."
Die Schule will gar nicht unbedingt größer werden
Die Klassen sind bewusst klein gehalten und haben zwischen 15 und 22 Schüler. 40 Kinder und Jugendliche kann Tabea Weller jedes Jahr aufnehmen, zwischen 50 und 60 Bewerbungen erhält sie dafür. "Wir sind nicht so bekannt", räumt sie ein. "Aber viel größer wollen wir auch nicht werden."
Viele Kinder kämen durch Empfehlung. Die Bandbreite ist groß. "Wir haben den Fünfer mit Hauptschulempfehlung, bei dem die Eltern denken, dass ihm individuelle Förderung gut tun würde, aber auch das Kind mit Gymnasialempfehlung, das einen geschützteren Rahmen braucht." In Konkurrenz zu den anderen Privatschulen sieht sie sich weniger. Während die Josef-Schwarz-Schule bilingual sei und das katholische Bildungszentrum nach dem Marchtaler Plan arbeite, liege der Schwerpunkt der Monte Sole Schule klar auf der Pädagogik.
80 Prozent der Schüler nutzt den offenen Ganztagsunterricht an vier Nachmittagen die Woche mit Nähen, Kochen, Sport, Theater, Spanisch oder Medien-AG. Je nach Bedarf können Schüler aber auch weniger Nachmittage belegen.
Unterrichtet wird in Doppelstunden
Unterrichtet wird in Doppelstunden. Das soll den Alltag entschleunigen und die Hausaufgaben-Belastung reduzieren. Lehrer zu bekommen, ist auch hier eine Herausforderung. Die Versorgung steht, "aber es ist immer und gerade jetzt schwierig, gute Leute zu finden", sagt die Schulleiterin. Mancher lasse sich verbeamten und an eine Privatschule beurlauben. Und: An der Monte Sole Realschule unterrichten genauso viele Gymnasial- wie Realschullehrer. Voraussetzung: "Sie müssen Lust auf Pädagogik haben."


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