Als die Kugel Eis noch 25 Pfennig kostete: Stimme-Redakteure erinnern sich
Speiseeis war für viele das pure Sommer-Glücksgefühl. Sechs unserer Stimme-Redakteure schwelgen in Erinnerungen über ihre liebsten Eissorten, die Entwicklung der Eisdielen und der Preise.

Eis gehört einfach zu einem guten Sommer. Genau so wie der Cocktail aus Sonnencreme und Chlorluft im Freibad, wie die Mischung aus Sommerregen auf warmem Asphalt, wie das Zusammenspiel von Meeresbrise und Muscheln sammeln. Eine gute Kugel Eis genießen – oder gerne auch mal zwei, oder gleich einen ganzen Eisbecher – rundet einen gelungenen Sommerabend oftmals perfekt ab.
Nostalgie pur: Stimme-Redakteure erinnern sich an ihre erste Kugel Eis
Erinnern Sie sich noch an ihre allererste Kugel Eis? Welche Sorte, wieviel Sie zahlten, wie das Eis schmeckte? Wir haben sechs unserer Stimme-Redakteure mal in ihren Erinnerungen wühlen lassen und tragen hier die schönsten Geschichten zusammen. Viel Spaß bei der Lektüre – vielleicht genießen Sie diese ja in Begleitung einer guten Portion Eis.
Redakteur Thomas Zimmermann (Jahrgang 1959) über Aufbruchstimmung in Karlsruhe und Zitronen-Erdbeer-Eis
Die 1960er Jahre waren auch in meiner Geburtsstadt Karlsruhe eine Zeit des Aufbruchs. Das gilt auch für die Eisdielen und Eiscafés, die damals aus dem Boden schossen. Dominiert wurde diese Entwicklung von den italienischen Gelatieria, die Ende der 1950er Jahre nach Deutschland kamen. Ihr Eis erfreute sich bald einer großen Nachfrage.
In Karlsruhe war das nicht überall so. Dort gab es im Stadtteil Neureut die Eisdiele Nagel, die ganz traditionelles Speiseeis herstellte. Ihr Ruf wurde schnell legendär, zumindest in der Nordstadt von Karlsruhe. Und in der Tat, das Eis schmeckte unvergleichlich gut. So kam es, dass die Menschen von überall her zu Nagels Eisdiele pilgerten und sich lange Schlangen bildeten. Meine Favoriten waren die Sorten Zitrone und Erdbeere. Und so ist es bis heute geblieben, obwohl es die Neureuter Eisdiele längst nicht mehr gibt. Auch die Preise, die eine Kugel kostete, gibt es längst nicht mehr. Ganze zehn Pfennige kostete die Köstlichkeit, das war auch damals unvergleichlich günstig.
Wassereis löst bei Redakteur Kilian Krauth (Jahrgang 1962) Kindheitserinnerungen aus
Ich bin ein Kind der 60er Jahre und auf dem Land aufgewachsen. Wassereis stand damals hoch im Kurs, also gefrosteter Fruchtsaft in einer Plastikhülle. Wirklich geschmeckt hat das nicht, aber man bekam so herrlich farbige Lippen davon. Und vor allem: Das Ganze kostete schlappe zehn Pfennige. Sonntags ließen die Eltern ab und zu ein sogenanntes Steckeleseis springen, also ein Eis auf einem flachen Holzstift.
Am liebsten hatte ich Vanille, Kostenpunkt: 25 Pfennig. Nichts anfangen konnte ich mit Fürst-Pückler-Eis, das es als Schoko-Vanille-Erdbeer-Familienpackung gab. Meine Eis-Offenbarung erlebte ich, als Papa aus Neckarsulm eine Glasschüssel voller Milcheiskugeln, respektive Bollen, mitbrachte: vom Eiscafé Sommariva. "Das heißt so, weil es nur den Sommer über da ist", witzelten wir gerne, auch noch als ein Abstecher dorthin fast zum Alltag wurde. Erst auf einer Reise ins Piemont merkte ich, dass es sich um eine Ortschaft handelt − und der Wein von dort meine Zunge besser trifft, als jedes Milch- und Wassereis.
Redakteur Alexander Schnell (Jahrgang 1977) erinnert sich an Erdbeereis für 30 Pfennig
Mit Mitte 40 hat man nicht mehr die beste Erinnerung an das erste Eis. Gut, dass die Frau Mama noch ganz genau weiß, wie das damals war in Neckarsulm. Ich war wohl vier, vielleicht auch schon fünf Jahre alt und vor dem Eiscafé Sommariva in der Marktstraße im Herzen der Stadt bildeten sich damals lange Schlangen. Um die 30, 35 Pfennige haben die Eltern damals für eine Kugel bezahlt, erzählt meine Mutter. Wobei ich meistens zwei Kugeln wollte: Vanille und Erdbeere. Aus den zu Beginn noch ganz klassischen Sorten hat sich dann relativ schnell eine Vorliebe für Pistazie herausgebildet.
Anfangs konnte ich das nicht richtig aussprechen und habe wohl immer "Stipazieneis" dazu gesagt. Die richtige Aussprache eignete ich mir im Lauf der Zeit an − und bis heute ist Pistazie die Lieblingssorte geblieben, weshalb ich heutzutage meist auch immer zur selben Eisdiele gehe. Denn leider gibt es nicht überall Pistazieneis zu kaufen. Und ein gutes dazu ist noch schwerer zu finden − vor allem eines, das den typischen Geschmack hat.
Redakteurin Elfi Hofmann (Jahrgang 1982) liebt schon immer Zitroneneis
Schokolade-, Vanille- oder Erdbeereis? Kam für mich als Kind nie infrage. Für mich gab es nur eine Sorte: Zitrone! Und genau für so eine Kugel habe ich mich im Juni 1988 entschieden. Meine Familie und ich waren erst vor wenigen Monaten aus der DDR nach Westdeutschland ausgereist. Das Geld war knapp, an ein Auto war damals noch nicht zu denken. Also fuhren meine Mutter und meine Großeltern mit dem Fahrrad überall hin.
An diesem sonnigen Tag sollte es das Rheinufer bei Ludwigshafen sein. Und da stand er plötzlich: ein Eiswagen. Wie viel eine Kugel in der Waffel damals gekostet hat, weiß ich nicht mehr. Aber an diesem Tag waren wir dekadent. Jeder durfte sich seine Lieblingssorte aussuchen. Und natürlich wurde dieses besondere Ereignis fotografisch festgehalten. Mein verzückter Gesichtsausdruck spricht Bände. Mein erstes Eis im Westen schmeckte mit Sicherheit richtig gut und ist nach wie vor etwas Besonderes für alle Beteiligten. Bananeneis hat mir übrigens, entgegen des Klischees, nie geschmeckt.
Redakteur Christoph Feil (Jahrgang 1985) mag Eis fruchtig und nussig
Liegt es daran, dass ich Mitte der Achtziger geboren bin und Eisdielen zu dieser Zeit nichts Außergewöhnliches mehr waren, sondern zum Stadtbild gehörten? Wann ich mein erstes Eis verzehrt habe, will mir jedenfalls nicht mehr einfallen. Wohl aber weiß ich noch, wo wir gerne hingingen, wenn wir in Mosbach, wo ich aufgewachsen bin, mal ein Eis essen wollten: ins Eiscafé Venezia am Ludwigsplatz.
Meine Vorliebe für die Sorten Himbeere, Schokolade und Walnuss muss in dieser Zeit ausgebildet worden sein. Das Eiscafé gibt es übrigens heute noch. Was den Preis einer Kugel Eis damals betrifft, bestärkt ein Anruf bei meinen Eltern meine Vermutung: Um die 50 Pfennige musste ich (oder mussten sie für mich) dafür auf die Theke legen. Cornetto, Bum Bum, Caretta Orange: Das Angebot von Langnese und Schöller zog uns als Kinder und Jugendliche beim Schwimmbadbesuch an den Kiosk. Und als Nachspeise insbesondere bei Familienfesten beliebt war lange Jahre "Heiße Liebe", also Vanilleeis mit heißen Himbeeren.
Redakteurin Katrin Draskovits (Jahrgang 1988) liebt Spaghetti-Eis
An mein erstes Eis herrscht keine Erinnerung mehr, wie bei so vielen Dingen aus der Kindheit. Vermutlich war es eine Kugel Schokoeis, die große Liebe meiner älteren Schwester. Dafür herrscht noch eine präzise Erinnerung, welchem Eis meine erste große Liebe galt: dem Spaghettieis. Die Faszination, dass etwas aussieht wie Spaghetti mit Tomatensoße und Parmesan, sich aber dann als süßes Dessert herausstellt, ist bis heute geblieben. Denn dank besagter großer Schwester, bei der es dieses immer als Belohnung gab, wenn sie mich stundenlang beim Shoppen mit dabei hatte, statt mit mir, wie versprochen, auf den Spielplatz zu gehen, verbinde ich damit schöne Momente.
Während ich mich an die damaligen Preise nicht erinnere − ich bezahlte meine Belohnung schließlich nicht selbst − muss ich heute manchmal Schlucken, wenn ich sehe, dass das Spaghettieis mich sechs Euro kostet. Aber das ist mir das Dessert, das im Gegensatz zum Eis in der Waffel eben nicht mal schnell nebenher verputzt werden kann, wert.
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