Die Bauern im Heilbronner Land und in Hohenlohe müssen wegen Niederschlägen häufig pausieren
Die Ernte im Heilbronner Land und Hohenlohe hat begonnen. Erste Ergebnisse deuten auf durchschnittliche Erträge bei guter Qualität hin. Drei sehr heiße Tage haben den Weizen vorzeitig abreifen lassen.

Der Start der Erntesaison gleicht einer Zitterpartie. Die sonnenreichen Episoden, die sich für die Ernte der ersten Fruchtarten schon gut nutzen lassen, werden immer wieder von Regengüssen unterbrochen. Ein trockenes Zeitfenster hat Landwirt Lothar Kümmerle aus Schwaigern-Stetten genutzt. Er hat einen eigenen Landwirtschaftsbetrieb, führt aber auch Erntearbeiten für Kunden als Lohnunternehmer durch.
Dieser Tage war ein abgereifter Rapsschlag in der Nähe von Gemmingen dran. Es bewegt sich ein hellgrüner Koloss in mäßigem Tempo über den Acker. Die riesigen Staubwolken verraten, dass es schnell trocken und somit staubig wird, sobald die Sonne ein par Stunden für 30 Grad im Schatten sorgt.
Worauf der Mähdrescherpilot bei der Rapsernte achten muss
Unermüdlich zieht Kümmerle mit seiner 280 PS starken Maschine seine Bahnen. Er muss darauf achten, nicht zu schnell zu werden, sonst rutscht der Raps unter der Tischverlängerung - so heißt das speziell für Raps benötigte Schneidewerkzeug - hindurch und bleibt platt gedrückt auf dem Acker zurück. Dann und wann setzt der Fahrer ein Stück zurück und nimmt einen zweiten Anlauf.
Nach etwa einem Hektar ist der Bunker des Mähdreschers voll. Ungefähr 3,5 Tonnen der mattschwarzen Rapskörner müssen in den bereitstehenden Hänger umgeladen werden. Dies kann Kümmerle bequem per Joystick aus seiner klimatisierten Kabine heraus steuern. Dabei schwenkt das bordeigene Korntankrohr auf die linke Fahrerseite. Sobald die Rohrmündung über dem Hänger positioniert ist, schießen die Ölsaaten in einem oberschenkeldicken Schwall in den Hänger. Der Vorgang dauert nur wenige Minuten. Dann lenkt der Stettener das tonnenschwere Gefährt wieder an die Mähkante.

Außer dem Raps ist derzeit erst die Wintergerste reif. Und auch die noch nicht überall. Dennoch nutzen die Bauern jede Gelegenheit, fertiges Korn in Sicherheit zu bringen. Die Qualität der Wintergerste sei gut, berichtet der Getreidespezialist der Agrarhandelsgenossenschaft Agroa mit Sitz in Eppingen. Der Ertrag mit im Durchschnitt 80 Dezitonnen je Hektar sei hingegen eher durchschnittlich, so Dieter Schleihauf. Etwa ein Viertel der Wintergerste sei bereits erfasst, schätzt Schleihauf. Er nimmt auch schon die ersten Rapslieferungen entgegen. Die seien "in Ordnung".
In 14 Tagen, so schätzt Landwirt Kümmerle, folgen Sommergerste, Weizen und Hafer. Was die Erträge angeht, ist Kümmerle gespannt. "Die könnten wegen Hitze und Trockenheit nicht ganz so gut ausfallen", befürchtet er. Der Weizen war am Wochenende vom 18. auf den 20. Juni vielerorts frühzeitig ausgereift. "Wir hatten drei Tage bei 39 Grad." Der Landwirt befürchtet, dass die Kornfülle daher nicht sehr groß ausfallen könnte. Bei Backweizen und Braugerste kann dies zur Degradierung führen: Beide Getreidequalitäten müssen über eine Mindestkorngröße verfügen, um sie optimal zu vermarkten.
Wie die Lohnunternehmer mit dem gestiegenen Dieselpreis umgehen
Ein weiteres Fragezeichen ist, wie die Lohnunternehmer mit den gestiegenen Dieselpreisen umgehen. Bis zu 25 Liter werden pro Hektar verbraucht. Das bedeutet einen Preisaufschlag gegenüber der vorigen Saison von bis zu 15 Euro pro Hektar. Kümmerle ist zuversichtlich, die Mehrkosten mit seinen Kunden, zu denen er ein langjähriges vertrauensvolles Verhältnis pflegt, einvernehmlich ausgleichen zu können.

Jürgen Maurer, Vorsitzender des Bauernverbands Schwäbisch-Hall-Hohenlohe-Rems hat noch nicht mit dem Dreschen begonnen. Er sitzt aber in den Startlöchern und rechnet fest damit, dass das sonnige Wochenende den Regen vom Freitag soweit abtrocknet, dass am Sonntag oder spätestens Montag begonnen werden kann. Zehn bis 14 Tage früher als sonst sei die Wintergerste erntereif. Der Regen habe dem Korn gut getan.
"Das ist jetzt mürber, dann läuft es leichter durch den Mähdrescher", erklärt der Landwirt, der seine Flächen bei Kupferzell hat. Von seinen Kollegen, die bereits erste Äcker abgeerntet haben, weiß er, dass die Erträge zwischen 6,5 und 9 Tonnen schwanken. Das liege am Standort und der Wasserverfügbarkeit im Boden.
Warum der Regen dennoch für Optimismus sorgt
Nicht ganz so gute Erträge wie üblich erwarten die Landwirte aktuell beim Weizen. Dem habe die extreme Hitze vor etwas mehr als einer Woche nicht gut getan, erklärt Maurer. Der Weizen sei schnell hell geworden, da aber Wasser gefehlt habe, sei das Korn klein und leicht. Je nachdem, wann es regne, sei es gut oder schlecht für die Frucht.
Auch wenn der Regen die Ernte immer wieder unterbricht: Markus Läpple, Landwirt in Ilsfeld und Vorstandmitglied im Kreisbauernverband Heilbronn-Ludwigsburg, freut sich darüber. Schließlich gebe es Fruchtarten, die von den Niederschlägen noch in dieser Saison profitieren. Dazu zählt der Landwirt Gemüse, Sonderkulturen inklusive dem Weinbau, Zuckerrüben sowie all jene Getreideschläge, die bisher noch nicht abgereift sind. Ähnlich positiv blickt Lothar Kümmerle von seinem Drescher-Cockpit auf die dunklen Wolken am Horizont: "Der Regen? Der ist richtig gut!"