Der Scherenschleifer Romeo Weiß macht derzeit in Heilbronn Station
Am Standort auf dem Parkplatz vor dem Freibad Gesundbrunnen werden bis 26. März Messer, Scheren, Haushalts- und Gartengeräte geschliffen. Familienbetrieb übt das Handwerk in siebter Generation aus.

Der Beruf des Scherenschleifers blickt auf eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Es entwickelte sich häufig aus dem Handwerk des Waffenschmieds. Da die Scherenschleifer später häufig als Wanderhandwerker unterwegs waren, hatten sie nicht immer den besten Ruf.
Romeo Weiß stört es dennoch nicht, wenn er Scherenschleifer genannt wird - ganz im Gegenteil. Er ist stolz auf seinen Beruf, den er in sechster Generation ausübt. "Das Handwerk kriegt man in die Wiege gelegt. Man muss einfach ein besonderes Fingerspitzengefühl haben und braucht mindestens ein halbes Jahr Erfahrung", sagt der 50-Jährige in seinem typischen Pfälzer Dialekt. Zum Beweis nimmt er ein stumpfes Messer und zieht es über den Schleifstein, dass die Funken sprühen. Dann wird das Werkzeug mit der Polierscheibe wieder ausgehärtet. "Meine Kunden sagen hinterher oft, so scharf war das Messer noch nie", erzählt Weiß. Um das zu zeigen, nimmt er anschließend ein Blatt Papier und zerschneidet es in der Luft, als wäre es warme Butter.
In den Fußstapfen seines Vaters
"Mir macht das einfach Spaß und ich bin froh, dass ich in die Fußstapfen meines Vaters getreten bin", betont er. So zieht er mit seinem Servicebus mit Schleifsteinen, Polierscheiben, Wellenscheiben und Kompressor von Stadt zu Stadt und hofft auf Kundschaft.
Ab sofort macht er bis zum 26. März in Heilbronn Station, täglich von 11 bis 17 Uhr (samstags bis 15 Uhr) auf dem Parkplatz vor dem Freibad Gesundbrunnen. Wer Messer, Scheren, Gartenscheren, Rasenmähermesser, Heckenscheren oder Sägeketten schärfen lassen will, kann einfach vorbeikommen. Auch Fleischwolf, Kuttermesser, Aufschnittmaschinenmesser und Brotschneider schärft Romeo Weiß. Bei größeren Aufträgen oder um Wartezeiten zu vermeiden, empfiehlt sich eine telefonische Terminvereinbarung unter 0176 773 41001.
Service für hochwertige Messer
Den Standplatz hat Weiß bei der Stadt Heilbronn ganz offiziell beantragt. "Wenn einer nachweisen kann, was er macht und das passt, stellen wir den öffentlichen Raum zur Verfügung", macht Roland Gränitz klar, der vor Ort nach dem Rechten schaut. "Die Standgebühr wird nach dem letzten Tag per Rechnung zugestellt", erläutert der Mitarbeiter der Stadtwerke.

Bei größeren Aufträgen fährt Romeo Weiß auch zum Kunden nach Hause. Zu seinen Stammkunden zählen Metzger, Restaurants, Lebensmittel-Großbetriebe und Haarstudios, die ihre Scheren schleifen lassen. Fünf bis zehn Euro kostet der Schliff pro Messer. "Einmal war ich beim Friseur in Miltenberg am Main und wollte mir die Haare schneiden lassen", erzählt der Pfälzer. "Als ich gemerkt habe, dass die Schere ziept, habe ich sie erst einmal richtig geschliffen, dann ging das einwandfrei", erzählt der Handwerker lachend. Auch in Neustadt an der Weinstraße, wo der gebürtige Landauer wohnt, nimmt er Aufträge an, die er in seiner Werkstadt im Keller bearbeitet.
Schöne Erlebnisse
Naturgemäß kommt der 50-Jährige aber mit seinem mobilen Schleifservice viel herum. "Einmal war ich in Bibione und habe zwei Wochen lang morgens geschliffen. Das hat sich rumgesprochen, so dass sogar Deutsche, die im Wohnmobil unterwegs waren, vorbeikamen", erzählt er. Nachmittags habe er dann im Ferienort an der Adria Urlaub gemacht.
In Heilbronn war Weiß das letzte Mal vor rund 40 Jahren mit seinem Vater. Damals machte die Familie an der Bootsanlegestelle am Neckar Station. "Wir sind morgens in die Wanderschule gegangen, mittags haben wir unserem Vater geholfen", erzählt er. "Das war eine schöne Zeit", erinnert er sich gerne zurück. Und auch, wenn die Zeiten härter geworden sind und sein Geschäft unter Corona gelitten hat, den Mut verliert der 50-Jährige nicht. "Ich schleif" jetzt seit 35 Jahren. Für mich ist nichts mehr schwierig, und meine Kinder Jordano und Maurice machen dann in siebter Generation weiter", sagt er lächelnd.


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