Der Polizeipräsident kündigt mehr Fußstreifen in der Stadt an
Beim "Ohne Ausrede"-Interview nimmt Hans Becker zu Sicherheitsthemen Stellung: Die Drogenszene am Marktplatz bereitet nach wie vor Probleme. Es sei aber kein Brennpunkt, der sogar Kameraeinsätze erlaube. Bei Einbrüchen gibt es einen Tiefststand.
Viele Kundgebungen gegen die Corona-Politik halten die Polizei auch in der Region in Atem. "Es ist eine Belastung. Da sind schon einige 100 Überstunden angefallen, die man irgendwann mit Freizeit oder Geld ausgleichen muss", stellte der Heilbronner Polizeipräsident Hans Becker am Freitag fest.
Im Live-Interviewformat "Ohne Ausrede" bei Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer verwies Becker zudem auf zunehmende Anfeindungen und Beleidigungen gegen Polizisten. Wenn es eine Grenze überschreite, "muss man Anzeige erstatten". Die Polizei habe die Aufgabe, Grundrechte wie freie Meinungsäußerung zu ermöglichen. Die Mehrzahl der Kundgebungen sei aber nicht angemeldet. Das sei eine Ordnungswidrigkeit - und stelle "alle vor Probleme". Im Stich gelassen fühle sich die Polizei von der Politik nicht. Man habe aber den Eindruck, die politische Diskussion werde schon ein Stück "auf dem Rücken" der Polizei ausgetragen.
Becker: Beste Zahlen der neun Stadtkreise im Land "ist ein Fakt"
Wie sicher ist Heilbronn wirklich? Zwischen Bürgerempfinden und Polizeistatistik gibt es Unterschiede. Becker unterstrich, bei den Kriminalitätszahlen sei Heilbronn im Vergleich der neun Stadtkreise im Land 2020 eindeutig der sicherste Stadtkreis gewesen. "Das ist ein Fakt." Subjektiv hänge es natürlich auch vom Erlebten im eigenen Umfeld ab. Man wolle das subjektive Empfinden der Bürger mit stärkerer Präsenz von Fußstreifen in den Straßen verbessern, so Becker - auch wenn es in der derzeitigen Personallage nicht einfach sei.
Was eine Drogenszene am Marktplatz betrifft, räumte der Polizeichef ein, dass man immer wieder Probleme mit vereinbarten Drogengeschäften habe. Die Polizei nehme regelmäßig Menschen fest, die aber nach zwei bis drei Jahren Haft wieder zurück seien. "Wir ermitteln ständig." Es sei aber kein Brennpunkt, "dass man Angst haben muss, dort vorbeizulaufen".
Für mehr Videoüberwachung im öffentlichen Raum sieht Becker in Heilbronn keine Grundlage. "Dazu braucht es eine erhebliche Kriminalitätslage. Die haben wir bei uns in Heilbronn nicht." Er wäre der Allerletzte, der sich bei einem Kriminalitätsschwerpunkt gegen solche Maßnahmen wehren würde.
Nadelstiche gegen Poser-Szene, Autowegnahme am wirkungsvollsten
Positiv sieht Becker die Lage bei Wohnungseinbrüchen. "Wir hatten noch nie so wenige Einbrüche im Bereich Heilbronn wie derzeit." Auch gegen die Autoposer- und Raserszene gehe man seit zwei Jahren gezielt vor. Der empfindlichste Punkt sei "Auto weg". Man setze Nadelstiche, es sei aber eine Daueraufgabe.
Die Ermittlungsanfrage einer Beamtin zu Daten der Luca-App an das Landratsamt Heilbronn räumte Becker als Fehler ein. Es sei verboten, aus Datenschutzgründen, das habe er allen Kollegen klar gemacht. „Von uns kommen da keine Anfragen mehr.“