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Heilbronn
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Der Klosterhof ist Mischung aus Erfolgsstory und vertaner Chance

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Heute vor zehn Jahren öffnete am Heilbronner Kiliansplatz der Gebäudekomplex Klosterhof mit vier Geschäften. Davor gab es ein zähes Ringen um eine Lösung für das Areal.

Von Bärbel Kistner

Hier soll das Herz der Innenstadt schlagen. Das Klosterhof-Areal mit dem Kiliansplatz ist die Drehscheibe zwischen der nördlichen und südlichen Fußgängerzone, mit einer Magnetfunktion für den Einzelhandel.

Am 5. März 2009 öffneten am Klosterhof vier große Verkaufsflächen in einem neuen Gebäudekomplex: die Modehändler C&A, Madison, New Yorker sowie der Drogeriemarkt Müller. Madison hat inzwischen geschlossen, nach gut einem Jahr Leerstand folgte Mitte 2018 Woolworth nach.

Sammelsurium und Schandfleck

Zehn Jahre Neubebauung am Klosterhof: Ist es eine Erfolgsstory oder doch eine vertane Chance für die Innenstadt? Nachdem im Jahr 2000 im Kaufhaus Beilharz die Lichter ausgingen, wurde überdeutlich: Das Sammelsurium an Nachkriegsbauten auf der Fläche von 5000 Quadratmetern hat keine Zukunft und entwickelte sich rasch zu einem Schandfleck.

Bei Beilharz öffnete ein Schuhdiscounter, der seine Waren in Kartons auf dem Boden stapelte. Auf anderen Ladenflächen wechselten sich Leerstand und Restpostenmärkte ab.

Hoffnung auf Breuninger in Heilbronn

In dem Quartier musste etwas geschehen. Bürger, Verwaltung und Kommunalpolitik waren sich fast uneingeschränkt einig, dass der Klosterhof der beste Standort für ein großes, innerstädtisches Einkaufszentrum wäre. Eine Zeit lang keimte sogar die Hoffnung, dass das Nobelkaufhaus Breuninger nach Heilbronn kommt, doch die Verantwortlichen im Unternehmen winkten ab.

In Heilbronn blockierten 80 verschiedene Einzelbesitzer eine Lösung. Erst als 2005 überraschend der Haupteigentümer Dr. Jürgen Marschner starb, kam Bewegung in die Klosterhof-Entwicklung. Die Stadt erwarb die Flächen. 2006 einigte man sich mit dem Projektentwickler ITG. Der Klosterhof wurde nach Plänen des Heilbronner Architekten Franz-Josef Mattes überbaut, der für das Gebäude eine Natursteinfassade mit rund 20.000 Sandsteinplatten vorsah. Drei Jahre dauerte es von der Planung bis zur Eröffnung.

 

 


 

Die Stadtgalerie war noch schneller und öffnete bereits 2008. Deren Gegner hatten bis zuletzt gehofft, dass das Klosterhof-Projekt den Bau des Einkaufscenters verhindern könnte. Doch für die Stadtgalerie war 2004 die Entscheidung gefallen. Für die ganz große Klosterhof-Lösung war es also zu spät.

Auch interessant: Wie das Areal zu früheren Zeiten aussah und belebt war

Schon vor zehn Jahren war man bei der Stadtinitiative nicht uneingeschränkt glücklich über die Auswirkungen auf den Einzelhandel. "Natürlich ist der Klosterhof eine wichtige Immobilie, und brachte eine deutliche Verbesserung zur Situation vorher", sagt der Vorsitzende der Händlervereinigung, Thomas Gauß. "Die Fassadenqualität ist hoch, der Kiliansplatz wurde aufgewertet"

Klosterhof ist kein Frequenzbringer für die Seitenstraßen

Dennoch erfüllte der Gebäudekomplex nur unzureichend seine Funktion als Frequenzbringer. In den Seitenstraßen Klarastraße, Kilianstraße und Kaiserstraße mache sich der Klosterhof kaum bemerkbar, so die Bilanz nach einem halben Jahr - daran hat sich bis heute wenig geändert. "Die Öffnung hat man damals ganz klar versäumt", bedauert Gauß.

Bis heute wirkt aus seiner Sicht nach, dass mit dem Klosterhof nicht wirklich neue Geschäfte gekommen sind. Vielmehr waren es Dopplungen vorhandener Filialisten oder Umzüge, die Leerstände nach sich zogen. Große Filialisten heißt für Gauß Austauschbarkeit. "Doch inhabergeführter Einzelhandel tut sich an solchen Standorten schwer." Die 12.000 Quadratmeter Verkaufsfläche im Klosterhof liegen in teurer 1B-Lage.


Wie die Zukunft des Kiliansplatzes aussehen könnte

Von Bedeutung für den Klosterhof ist auch die Entwicklung am Kiliansplatz. Für Thomas Gauß hat der Kiliansplatz die Funktion einer Transitstrecke. Dem Platz fehle es an Atmosphäre und Aufenthaltsqualität. Er werde überquert, aber nicht genutzt. Der Platz steht auch im Fokus des Masterplans Innenstadt, die verstärkte Bespielung gilt als Schlüsselprojekt. Im Gespräch ist eine Belebung durch Gastronomie, durch eine Straßenbühne für Musiker und Künstler sowie eine Illumination.

 

 

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Kommentare

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Rainer Ruoff am 05.03.2019 16:41 Uhr

Es wurde versäumt, einen Teil der Innenstadt zu restaurieren, damit Heilbronn wieder ein "Gesicht" bekommt. Es fehlt einfach an Flair in Heilbronn. Leider wurde dieser Gedanke nicht aufgegriffen. Es wäre toll gewesen, dem Areal um den Kiliansplatz wieder das Gesicht vor dem Kriege zu geben. Es war Vorauszusehen, daß in dem neuen Komplex nur Standortwechsel der Filialisten entstehen. Das Pachtrisiko kann kein Einzelunternehmer stemmen. Komisch: In anderen vom Krieg heimgesuchten Städten klappt das doch auch . . .nur in Heilbronn zählt nur der Profit . . Wie sagte angeblich Goethe: "Stadt der Krämerseelen . . "

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Peter Henschel am 05.03.2019 12:16 Uhr

Es wurde damals schon auf diese Entwicklungen hingewiesen. Diese sind
schlussendlich von der Mehrheit des Gemeinderates, mit medialer Unter-
stützung der Heilbronner Stimme mal soeben ignoriert worden. Man hat sich
aus finanziellen Gründen für die Filialpoltik entschieden, zu Lasten der
inhabergeführten Läden! Ergänzend hierzu hat noch die allgemeine
Discountisierung und nun der Onlinehandel beigetragen. Der zunehmende
Niedriglohnbereich förderte das Ganze noch, sh. Neuansiedllung Woolworth,
wird nun genannt sensible Preispolitik. Wie man sehen kann ein sehr
komplexer und nicht einfach zu lösender Themenbereich.

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