Das sind die Reaktionen zur Journalismus-Kampagne
Die Zeitungsbewegung "Journalismus zeigt Gesicht" hat bei ihrem Start viele Reaktionen in der Leserschaft ausgelöst. Hier fassen wir Lob, Tadel und Anregungen zusammen.
Überraschung für viele Leser am Mittwochmorgen: Fast alle Tageszeitungen in Baden-Württemberg, darunter auch die Heilbronner Stimme/Hohenloher Zeitung/Kraichgau Stimme sind mit der gleichen Titelseite erschienen. "Die beste Zeit für guten Journalismus ist jetzt", lautet die gemeinsame Schlagzeile.
Der Verband Südwestdeutscher Zeitungsverleger (VSZV) will mit der außergewöhnlichen Aktion auf den Wert der Redaktionen vor Ort hinweisen: "Wer professionellen Journalismus vor Ort wertschätzt, der verteidigt die Meinungsfreiheit und damit eine der tragenden Säulen der Demokratie."
Heute sieht die Zeitung mal ganz anders aus .... Es lohnt, sich mit den Inhalten und dem gemeinsam von allen Chefredakteuren verfassten Text auseinanderzusetzen! #vszv @stimmeonline pic.twitter.com/gPiqFYd9TW
— Uwe Ralf Heer (@UweRalfHeer) November 6, 2019
Der VSZV-Vorsitzende Valdo Lehari jr. erklärte: "Weltweit werden Pressefreiheit, Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit angegriffen und auf verschiedenste Weise bedroht." Auf vielen sozialen Medienplattformen sei die Grenze zwischen Lüge und Wahrheit oft nicht mehr unterscheidbar. Daher sei es wichtig, verlässlichen Qualitätsjournalismus zu stärken.
Die Kampagne unter dem Motto "Journalismus zeigt Gesicht" bezieht viele Redakteurinnen und Redakteure der Zeitungen, darunter zehn Journalisten des Medienunternehmens Heilbronner Stimme, mit ein: Sie geben in Porträtanzeigen ihre eigenen Statements ab.
Leser melden sich zu Wort
Ausgeprägt war das Feedback unserer Leser − sowohl auf der Facebook-Seite oder auch im direkten Kontakt zur Redaktion per Mail oder Brief. Manch einer bemängelt Zensur, wenn ein Leserbrief abgelehnt wird. "Wir können aus Platzgründen nicht alle Leserbriefe abdrucken. Mitunter enthalten sie auch falsche Behauptungen, dann müssen wir sie ablehnen", sagt Chefredakteur Uwe Ralf Heer, der in einem SWR4-Interview die Hintergründe der Initiative erklärte.
Weitere erste Reaktionen: Beim Klimaschutz sei man tendenziös − manch einer findet die Zeitung zu ökologisch, andere vermissen Unterstützung für Klimaziele. Daneben gab es konkrete Nachfragen zu lokalen Themen, die man gerne stärker im Fokus sehen würde.
Teil einer funktionierenden Demokratie
Mitunter wird auch bemängelt, so weit sei es mit der Qualität ja nicht her, wenn es viele dpa-Artikel in den Zeitungen geben würde. "Der Eigenanteil unserer Redakteure ist sehr hoch, das belegen Untersuchungen. Aber wir greifen dann auf dpa-Korrespondenten zurück, wenn sie von Orten oder Ereignissen berichten, bei denen wir nicht live dabei sein können", sagt Heer.
Lob gab es auch. "Ohne die Tageszeitung, gleichgültig ob in Papierform oder als E-Papier, wären die Informationsquellen für den interessierten Bürger unvollständig. Neben der Legislative, Exekutive und Judikative ist der freie Journalismus als vierte Staatsgewalt unverzichtbar. Soziale Medien sind Ergänzung, aber keine Quellen, in denen objektiv recherchiert und neutral berichtet wird. Für den Bestand der Demokratie sind Zeitungen unabdingbar", sagt Alfred Kulka.