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Bad Wimpfen
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Das ist das Mobilitätskonzept für Lidl in Bad Wimpfen

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Mit dem Bau der Lidl-Deutschlandzentrale in Bad Wimpfen sucht die Schwarz-Gruppe nach Lösungen für den Verkehr. Am Donnerstagabend wurden die Ideen im Gemeinderat vorgestellt und kontrovers diskutiert.

Das computergesteuerte Shuttle soll zwischen Bahnhof und der Lidl-Zentrale verkehren. Foto: Matthias Bitsch
Das computergesteuerte Shuttle soll zwischen Bahnhof und der Lidl-Zentrale verkehren. Foto: Matthias Bitsch

Es war wohl eine der am besten besuchten Sitzungen, die der Wimpfener Gemeinderat bislang erlebt hat: Vor den Augen einer Vielzahl an Interessenten stellte die Schwarz-Gruppe am Donnerstagabend das betriebliche Mobilitätskonzept für die Verwaltungszentrale von Lidl Deutschland in Bad Wimpfen im Detail vor. Der Gemeinderat zeigte sich angesichts der Planung gespalten.

Nachhaltige Mobilitätslösungen und den Individualverkehr reduzieren

„Die öffentliche Hand kann vieles tun, aber nicht alles. Auch die Betriebe müssen sich beteiligen“, erklärte Josef Klug, Geschäftsführer in der Schwarz-Gruppe. Das betriebliche Mobilitätskonzept fußt auf dem Mobilitätspakt, der zusammen mit Audi und dem Verkehrsministerium 2017 unterschrieben worden sei. Ziel sei die Implementierung und Nutzung nachhaltiger Mobilitätslösungen und die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs.

Angepasst auf die jeweiligen Standorte soll das Konzept an jedem Standort mit einer gewissen Anzahl an Mitarbeitern in verschiedenen Facetten umgesetzt werden. Josef Klug: „Wir sind seit zwei Jahren dabei, das Konzept für Bad Wimpfen auszurollen, zu ergänzen und zu verbessern.“ Dabei sei man schon erheblich vorangekommen, doch „es ist auch noch ein langer Weg“.

So ähnlich könnte ein autonom fahrender Shuttle-Bus aussehen. Foto:  Lidl
So ähnlich könnte ein autonom fahrender Shuttle-Bus aussehen. Foto: Lidl

Das Konzept besteht es aus folgenden Bausteinen:

  • Einrichtung eines (autonomen) Shuttlebusses vom Bahnhof zur Dienstzentrale

  • Errichtung einer Leihfahrradstation am Bahnhof Bad Wimpfen mit 50 Pedelecs und die Nutzung einer Mitfahr-App: Mit über 200 Fahrradstellplätzen habe man in der neuen Zentrale so viele wie nie zuvor. Die geplante Unterstellmöglichkeit am Bahnhof soll es allen Bürgern ermöglichen, dort ihr Fahrrad abzustellen. "Wenn hier auch Ladestationen sinnvoll werden, lässt sich auch darüber sprechen. Unsere Flexibilität ist sehr groß", verspricht Klug.

  • Prüfung, inwiefern andere Mobilitätslösungen eingebunden werden können

Schon einige Tage zuvor sorgte das autonome Shuttle für Aufsehen, als die Fraktion Wise diese Idee in einem Facebook-Post öffentlich hinterfragte. „Der vierte Baustein, das autonome Shuttle, war und ist bislang eine Idee“, betonte am Donnerstagabend Christian Pingitore, Geschäftsführer Schwarz Mobility Solutions (SMS). Bisher gebe es hierzu kein konkretes Konzept, keine konkrete Route und keinen konkreten Auftrag. „Es ist eine Idee, die wir derzeit verfolgen wollen und die dann erstmal in die Analyse geht.“

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Angedacht sei eine Kooperation mit der Hochschule Heilbronn, um das Ganze als Forschungsprojekt zu begleiten. „Wir würden uns riesig freuen, wenn wir in Bad Wimpfen dieses Zukunftsthema einführen können. Ich denke, das könnte sowohl für die Schwarz-Gruppe als auch für die Stadt ein interessantes Thema sein.“

Kann das Mobilitätskonzept den zusätzlichen Verkehr reduzieren?

Die CDU erkannte im Konzept der Schwarz-Gruppe eine Chance, das Verkehrschaos in Bad Wimpfen einzudämmen und Vorreiter in Sachen integrativer Mobilitätslösungen zu sein. „Wir begrüßen das Konzept und finden es gut, dass die Betriebe so ebenfalls in die Verantwortung genommen werden. Über die konkrete Ausgestaltung der einzelnen Punkte werden wir später ja auch noch kritisch diskutieren“, äußerte sich Gabriele Kellhammer.

Die Fraktion Wise sah das anders. „Wir dürfen nicht den Fehler machen, zu denken, dass uns Lidl nun von der Verkehrsproblematik entlastet“, sagte Martina Burkert. „Durch die 1500 Mitarbeiter bekommen wir ja erst noch viel mehr Verkehr. Und von diesem viel mehr Verkehr wird dann vielleicht ein bisschen durch das Mobilitätskonzept reduziert.“ Fraktionskollegin Bettina Scheid-Mosbacher ergänzt: „Fraglich ist auch, wie man den Individualverkehr reduzieren will, wenn man gleichzeitig so viele Tiefgaragenstellplätze anbietet.“

Bürgermeister Claus Brechter erinnerte an den Beschluss von 2018: „Wir haben entschieden, das Thema Radwegführung entsprechend dem Radverkehrskonzept des Landes weiterzuverfolgen, und dabei über die Altstadt eine Verbindung zum Landgraben herzustellen, um dort wieder an das Landesradwegnetz anzuschließen. Das war schon damals unabhängig vom jetzigen betrieblichen Mobilitätskonzept im Gespräch. Was sollen wie denn tun, wenn wir nicht diese alternativen Verkehrsmöglichkeiten zum Auto einräumen?“

Vorreiter sein

SPD-Stadträtin Cornelia Bär-Stoll sah hierin eine sinnvolle Lösung, auch angesichts der Wimpfener Topographie: "Es braucht Flankierendes zur Stadtbahn und da ist das Shuttle sicher ein adäquates Mittel." Martin Feuerstein (GOL) wünschte sich ein Gesamt-Mobilitätskonzept für Bad Wimpfen. "Das Shuttle sollte nicht nur Lidl-Mitarbeitern zur Verfügung stehen, sondern der ganzen Bevölkerung."


So stimmte der Gemeinderat ab:

  • Das vorgestellte Mobilitätskonzept wurde mit sechs Gegenstimmen begrüßt.

  • Mit drei Gegenstimmen votierte der Rat dafür, das Mobilitätskonzept zu unterstützen und eine Fläche für das Unterstellen von Pedelec-Rädern am Bahnhof zur Verfügung zu stellen.

  • Einstimmig beschloss der Gemeinderat die Errichtung einer Unterstellhalle an der Haltestelle Bürgerbus für den künftigen Shuttleverkehr.

  • Die Planungen für die Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes und die Wege durch die Altstadt  werden weiterverfolgt (drei Gegenstimmen, zwei Enthaltungen). Angestrebt wird, die Planung im Jahr 2020 abzuschließen und ab 2021 an die bauliche Umsetzung zu gehen.

  • Die Anlage einer Bushaltebucht im Bereich des Scheffelwegs wird weiterverfolgt (zwei Enthaltungen).

  • Autonomer Shuttleverkehr: Einstimmig wurde beschlossen, dass in Abstimmung mit der Schwarz-Gruppe ein Besichtigungstermin bei der Firma Bosch in Abstatt vereinbart wird.

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