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Das Coronavirus ist schneller als die Behörden

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Er ist mit dem Coronavirus infiziert, sie kommt aus einem Risikogebiet. Beide schildern ihre Erfahrungen mit Behörden, die zeigen: Die Situation ist außer Kontrolle.

Nach einem positiven Testergebnis auf das Coronavirus gilt eine zweiwöchige Quarantäne (Themenfoto). Die Suche nach Gewissheit hinsichtlich einer Infektion beschert vielen Menschen eine bange Zeit des Wartens.
Foto: macondos/stock.adobe.com
Nach einem positiven Testergebnis auf das Coronavirus gilt eine zweiwöchige Quarantäne (Themenfoto). Die Suche nach Gewissheit hinsichtlich einer Infektion beschert vielen Menschen eine bange Zeit des Wartens. Foto: macondos/stock.adobe.com  Foto: macondos/stock.adobe.com

Zwei Menschen, eine Gemeinsamkeit. Ein junger Mann hat sich mit dem Coronavirus infiziert, eine Frau besucht ihren Vater, der im Sterben liegt. Dieser hat sich mit dem Virus infiziert. Beide schildern ihre Erfahrungen mit den Behörden. Und sie zeigen aus Sicht von Betroffenen, dass es nicht mehr gelingt, die Verbreitung des Virus einzudämmen. Beide wollen aus Angst vor Konsequenzen ihren Namen nicht auf Stimme.de lesen.

Ein 30-Jähriger hat Symptome einer Grippe. Geschmacksverlust kommt hinzu. Er lässt sich beim Hausarzt auf das Coronavirus testen, das Ergebnis erhält er von einem Labor in Heilbronn. Seine Mutter ruft beim Gesundheitsamt des Landkreises Heilbronn an. Was sie bemängelt: Man habe weder nach der Adresse des Sohnes gefragt noch habe man seine Kontaktpersonen erfahren wollen. Er solle sich melden, wenn das Ergebnis des Labors vorliegt. "Das haben wir gemacht. Das Gesundheitsamt wollte abwarten, bis ihnen das Ergebnis direkt vom Labor mitgeteilt wird", sagt die Mutter.

Name der Sachbearbeiterin unbekannt

Knapp eine Woche, nachdem die Familie den Positiv-Test des Labors erhalten hatte, habe sich das Ordnungsamt der Gemeinde gemeldet mit der Aufforderung, der Sohn möge sich mit einer Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes in Verbindung setzen. "Wir haben sofort angerufen. Der angegebene Name der Sachbearbeiterin war dort nicht bekannt."

Am 24. November habe ihr Sohn die Quarantäneanordnung bekommen, die bis zum 22. November gegolten hatte. Er sei zudem verpflichtet, sämtliche Kontaktpersonen zu informieren. Die Mutter übt Kritik am Krisenmanagement des Landratsamtes Heilbronn. "Die Arbeitsweise trägt dazu bei, dass sich das Virus verbreitet. Für die Bürger ist das ein Hohn."


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Einen anderen Fall schildert ein Mann aus Heilbronn, dessen 43-jährige Partnerin in den Kosovo gefahren ist, um ihren Vater zu besuchen. Dieser habe sich mit dem Coronavirus infiziert und liege im Krankenhaus. Seine Lebensgefährtin arbeite in einem Pflegeheim im Landkreis Heilbronn. Nach ihrer Rückkehr habe sie sich auf das Coronavirus testen lassen wollen. "Sonntags hat das Testzentrum auf der Theresienwiese geschlossen.

Am Montag wollte sie zu ihrem Hausarzt. Den hat sie nicht erreicht", sagt der Mann. Er habe bei der Telefon-Hotline der Stadt Heilbronn angerufen und sei beim Gesundheitsamt gelandet. Dort sei ihm mitgeteilt worden, dass er sich beim Ordnungsamt melden solle.

Aus dem Krankenhaus entlassen worden

"Man sagte mir, dass die Informationen ans Gesundheitsamt der Stadt weitergegeben werden und ich einen Rückruf erhalte", sagt der Mann. Dies sei bis heute nicht passiert. Stattdessen vereinbart er für seine Partnerin einen Corona-Test bei einem Arzt. "Da kommt jemand zurück aus einem Risikogebiet und möchte alles dafür tun, das Coronavirus einzudämmen und von den Behörden hilft einem niemand weiter." Für ihn besonders prekär: Er sei vor zwei Wochen nach einer ausgeheilten Lungenentzündung aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ihr Testergebnis: negativ.

Das sagen Landratsamt und Stadt

Das Landratsamt Heilbronn äußert sich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht zum konkreten Fall des 30-Jährigen. Allgemein sollten sich Patienten beim Hausarzt abstreichen lassen, teilt Sprecher Manfred Körner mit. Ein positiver Befund gehe ans Gesundheitsamt beim Landratsamt Heilbronn. Danach erhalte er von dort eine mündliche Quarantäne-Anordnung. Das Ordnungsamt der Gemeinde teile dies danach schriftlich mit. Zudem werde nach Kontaktpersonen gefragt.

Die Stadt Heilbronn teilt mit, dass sich Reiserückkehrer aus einem Risikogebiet wie dem Kosovo sofort in Quarantäne begeben und beim Ordnungsamt melden müssen. Ein Test könne frühestens am fünften Tag nach der Rückkehr erfolgen. Für Menschen, die in bestimmten Berufen arbeiten, gelte eine Ausnahme. Ohne negatives Testergebnis sei die Quarantäne zehn Tage einzuhalten. Bei der Stadt Heilbronn werden auch weiterhin alle Kontaktpersonen ermittelt, teilt Pressesprecherin Claudia Küpper mit.


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