Das Abfischen des Breitenauer Sees vor 25 Jahren war eine Knochenarbeit
Angler Thilo Busch erinnert sich an die Aktion vor 25 Jahren, als der Breitenauer See für die Revisions abgelassen werden musste. Der Fischereiverein Breitenauer See musste rund zehn Tonnen Fisch aus dem Gewässer holen.

Sie standen mit ihren Wathosen bis über den Bauch im Wasser oder im Schlamm. "Man war saichnass", bringt es Thilo Busch auf den Punkt. Seine Worte machen deutlich, welche Knochenarbeit es für den Fischereiverein Breitenauer See war, rund zehn Tonnen Fisch aus dem Gewässer zu holen. Das war vor 25 Jahren, als das Hochwasserrückhaltebecken zuletzt komplett abgelassen worden war. Busch gehörte damals zu der vielköpfigen Helfermannschaft und wird auch in diesem Frühjahr wieder dabei sein, wenn eine etwa gleich große Menge Fische vor der wieder anstehenden Revision in Übergangsdomizile umgesetzt werden muss.
Mancher landete im Wasser
Solange man im Restwasser stand, sei es in Ordnung gewesen, sagt der Affaltracher. Aber sobald die Helfer an Land kamen, seien sie schnell ausgekühlt, vor allem wenn der Wind spürbar wehte. Natürlich blieb es beim glitschigen Untergrund nicht aus, dass mancher auch mal im Wasser landete oder im Schlamm stecken blieb und nur mit vereinten Kräften herausgezogen werden konnte.
An Witterungsbedingungen erlebten die Vereinsmitglieder alles: Sonne, Regen, Schnee und Eis. "Damals hatte man ein Zelt aufgestellt, um sich aufzuwärmen und zu vespern." Das wird unter Corona-Bedingungen diesmal nicht möglich sein. "Es gibt keine Bewirtung und keinen Verkauf", sagt Vereinsvorsitzender Markus Friedle. Vor 25 Jahren konnten Gastronomen, Privatleute und Angelvereine Zander, Hecht, Wels, Aal und Co. erwerben. Diesmal werden auch keine Schaulustigen das Spektakel verfolgen können.
Mit Motorbooten war nichts auszurichten

Im August 1995 rückten das THW und die DLRG mit ihren Motorbooten an, um das Schleppnetz durch das Restwasser zu ziehen. "Da hat sich nichts bewegt. Die Boote standen fast senkrecht", erzählt Busch. So konnte es nicht funktionieren. Also legte man mit Ruderbooten das 60 Meter lange Netz, eigens für diesen Anlass angeschafft, in einem Bogen aus. Und eine lange Kette von aufgereihten Helfern zog es dann an einem Bergsteigerseil mit der "Beute" an Land. "Da haben manche dicke Backen gemacht", beschreibt Busch die Kraftanstrengung.
Aus den Erfahrungen von damals habe man gelernt. Denn bei den ersten Arbeitseinsätzen gingen fast keine Fische ins Netz. So ging es erst Anfang Dezember richtig los. "Jeden Samstag und Sonntag waren zwischen 50 und 70 Leute dabei", weiß Busch. Der Verein hatte für diesen Einsatz Pflichtarbeitsstunden angesetzt. "Viele haben ihr Stundensoll weit überschritten", berichtet der 61-Jährige. Trotz aller Mühen habe das Abfischen Spaß gemacht: "Das hat das Gemeinschaftsgefühl im Verein gefördert."
Teichmuscheln wurde auch gerettet

"Ich war eigentlich überall, meistens am Netz oder an der Vorsperre oder der Rampe", erinnert sich Busch. Mit dem Kescher gelangten die eingefangenen Fische in die mit Wasser gefüllten Traubenbottiche, wurden abgespritzt, in Netzgehege gesetzt und zur Vorsperre transportiert. Helfer marschierten den Bachlauf der Sulm im Hochwasserrückhaltebecken ab, um eingegrabene Fische herauszuholen, und umrundeten mehrmals die Woche den See, um die unter Naturschutz stehenden Teichmuscheln zu retten.
Verein steht vor großer Herausforderung
"1995 war kein einziger Krebs im See", weiß Busch. Von der heutigen Plage des Roten Amerikanischen Sumpfkrebs noch keine Spur. Dass dieser allesfressende Schädling durch das Ablassen beseitigt wird, glauben er und Friedle nicht. "Normalerweise wird ein See im Frühjahr nicht abgelassen. Die Jahreszeit ist nicht günstig", sieht der Vorsitzende den rund 420-köpfigen Verein vor einer großen Herausforderung. Aber man profitiere von den Erfahrungen von 1995. "Wir werden uns von unserem Fischlieferanten beraten lassen", ergänzt Friedle. Und Busch hofft, dass das Abfischen wieder so gut funktioniert wie vor 25 Jahren.
Welche Fischarten gibt es im See?

Am 1. Dezember 2020 hat der Wasserverband Sulm damit begonnen, den Breitenauer See abzulassen. Bis Mitte April soll das Hochwasserrückhaltebecken für die vertiefte Sicherheitsüberprüfung geleert sein. Zuvor muss der Fischereiverein Breitenauer See den Besatz im See abfischen. Es handelt sich um Weißfische wie Rotaugen, Rotfedern, Brachsen, Giebel, Karauschen sowie um Edelfische: Karpfen, Hechte, Zander und Aal. An Weihnachten 2020 hatte ein Angler einen Wels mit 1,87 Meter Länge und 48 Kilogramm am Haken.


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