Damm des Breitenauer Sees ist in einem Top-Zustand
Die Wartungsarbeiten am Hochwasserrückhaltebecken Breitenauer See haben begonnen. Zuerst wird Sediment abgegraben. Die Schäden am Ufer sind nicht sehr groß.
Links erhebt sich eine steile Böschung, steil geht es auch die Pegeltreppe 17 Meter hinunter bis zum Seegrund. Am Ablassbauwerk beißt sich die Baggerschaufel unermüdlich in den Schlamm und befördert ihn auf den Lkw. Ist dieser voll beladen, fährt er auf der eigenes angelegten Baustraße Richtung Bootsverleih und schüttet das Material entlang der Strecke wieder ab. Dort wird es später mit der Raupe auf der Fläche verteilt. Das Abgraben des Sediments ist Teil eins der Sanierungsarbeiten des Hochwasserrückhaltebeckens Breitenauer See.
Sicherheitsüberprüfung wenig spektakulär
"Das Spektakuläre an der ganzen Geschichte war das Wasser abzulassen", sagt Stefan Thoma, Vorsitzender des Wasserverbands Sulm. 138 Tage dauerte es, bis die 2,3 Millionen Kubikmeter aus dem See geflossen waren und dieser sich in eine Kraterlandschaft verwandelte. Die müffelt unangenehm und erinnert an den Geruch bei einer Wattwanderung.
Wer geglaubt hat, die vertiefte Sicherheitsüberprüfung sei ebenso spektakulär, wird enttäuscht. "Es sind Wartungsarbeiten an technischen Einrichtungen. Das ist wie bei der Inspektion eines Autos: Teile werden ausgetauscht, man guckt, ob alles funkioniert", erklärt der Weinsberger Bürgermeister. Taucher hatten bereits vor dem Ablassen das Bauwerk mit dem Rechen untersucht und vermessen, um aktuelle Daten zu liefern.
Entschlammung nicht notwendig
Die Firma Erdbau Wolf aus Obersulm gräbt seit vergangener Woche die Sedimente am Ablassbauwerk ab. Eine Entschlammung des Sees sei nicht notwendig, weil sich der Schlamm in der Vorsperre absetzt, gibt Sabrina Theel, Betriebsbeauftragte des Wasserverbands, zur Auskunft. Dort wird er alle paar Jahre entfernt.
"Die Schäden sind nicht sehr groß", sagt Theel und zeigt auf die Ufer. Nur im östlichen Teil werden im oberen Bereich Steinschroppen eingebaut, um das Ufer für die Zukunft zu sichern. "Damit es durch Wellenschlag nicht abrutscht", erklärt Betriebsleiter Johannes Kübler. "Man sieht keine Rutschungen, keine Risse, kein Sickerwasseraustritt an der Landseite", wendet sich Theel dem 420 Meter langen, 220 Meter breiten und 21,5 Meter hohen Damm zu. "Er ist in einem Top-Zustand."
Acht Meter hoher Stahlturm
Nach der Ufersanierung beginnen die Stahlarbeiten. Der alte Rechen am Ablassbauwerk wird durch einen neuen mit kleinerer Maschung ersetzt, die die Fische abhält. Ein etwa acht Meter hoher Stahlturm wird errichtet, der komplett im Wasser verschwindet. Er hat in der Mitte ein Rohr und ein Klappe. Mit dieser kann die mittlere Wasserschicht abgenommen werden, um bei Niedrigwasser den See mit Sauerstoff anzureichern. Denn in heißen Sommern entwickelt sich im unteren Bereich des Sees Schwefelwasserstoff. Auch die drei Felder für die Sauerstoffanreicherung mit Kompressoren, die sich jenseits des Damms befinden, werden instand gesetzt, im Stollen unter dem Damm wird der Schieber ausgetauscht.
Arbeiten dauern drei bis vier Monate
Weil es coronabedingte Lieferschwierigkeiten beim Material gibt, geht Theel davon aus, dass die Arbeiten drei bis vier Monate dauern. Trockenes Wetter wünscht sie sich in dieser Phase. Danach darf es ruhig kräftig regnen. "Wichtig ist, dass Wasser wieder schnell reinkommt, auch wegen der Bäume", sagt Verbandsvorsitzender Thoma. Vier Mal ein Starkregenereignis wie 2016, als innerhalb weniger Stunden 500.000 Kubikmeter Wasser in den See gelangten - und der See wäre wieder fast voll. Und dann vielleicht doch eine Badesaison 2022 möglich.
Daten und Fakten
Alle Gewerke für die Sicherheitsanpassung beim Hochwasserrückhaltebecken Breitenauer See sind ausgeschrieben. Steigende Baupreise führen zu höheren Kosten. Stefan Thoma, Vorsitzender des Wasserverbands Sulm, geht jetzt von einer halben Million Euro aus, 100.000 mehr als gedacht. Ein Großteil der Kosten trägt das Land. Für die Sicherheitsüberprüfung sind 90 Prozent der förderfähigen Kosten bewilligt, für die Sanierung gibt es 70 Prozent der förderfähigen Kosten.
Die Verbotsschilder haben weiterhin ihre Gültigkeit. Der Seegrund ist gesperrt. Sabrina Theel, Betriebsbeauftragte des Wasserverbands, mahnt deshalb eindringlich: "Es besteht weiterhin die Gefahr, einzusinken. Nur die obersten Zentimeter sind trocken." Zudem sollten die Krebspestsporen, die an Schuhen haften bleiben, nicht in andere Gewässer übertragen werden. "Das Ganze ist eine Baustelle. Da besteht generell eine Gefahrensituation", macht Theel deutlich.