Plötzlich ist die Stadt Heilbronn beim Impfen Spitzenreiter
Bei Erstimpfungen liegt Heilbronn seit Anfang August auf Rang 1 in Baden-Württemberg. Auch bei den vollständig Geimpften ging es von Rang 39 auf Platz 13 hoch. Woran liegt das?
Es ist ein Lichtblick in der wieder verdüsterten Corona-Lage mit sehr hohen Inzidenzzahlen und Kliniken an der Belastungsgrenze: Die Stadt Heilbronn hat bei den Corona-Impfungen einen steilen Aufstieg hingelegt und ist auf zwei Feldern jetzt Spitzenreiter in Baden-Württemberg.
Seit der Impfbus Ende Juli den Dienst aufgenommen hat und weitere dezentrale Impfangebote ohne Terminpflicht dazukamen, haben sich die Impfquoten in der Stadt klar verbessert. Das ergeben Stimme-Berechnungen nach Zahlen des Landes-Gesundheitsministeriums.
Vom Tabellenkeller an die Spitze
Die Daten zeigen: Vom 1. August bis 28. November hat die Stadt Heilbronn nicht nur bei den Erstimpfungen mit Abstand landesweit den höchsten Wert je 100.000 Einwohner. Auch bei den voll Geimpften liegt Heilbronn zumindest beim prozentualen Zuwachs in der Impfquote vorne (siehe Grafiken).
War Heilbronn Anfang August mit einer Impfquote von 48,1 Prozent im Vergleich der Stadt- und Landkreise im Südwesten noch auf Rang 39 von 44 tief im Tabellenkeller, steht die Stadt Ende November auf Rang 13 (Impfquote: 65,7 Prozent). Ein Sprung um 26 Plätze. Und: Beim Impfzuwachs in dieser Zeit liegt Heilbronn mit einem Plus von 17,6 Prozentpunkten landesweit auf Platz 1 - keine Stadt und kein Landkreis schafften eine höhere Impfleistung bezogen auf die Einwohnerzahl.
Woran liegt dieser Aufstieg? Hausärztesprecher Dr. Martin Uellner, der auch medizinischer Leiter der Impfangebote ist, überraschen die Zahlen nicht. Er sehe in wöchentlichen Videokonferenzen mit der Kassenärztlichen Vereinigung und anderen Pandemiebeauftragten, dass Heilbronn die meisten Impfungen schaffe.
Niederschwellige Angebote und Sonderaktionen als großes Plus
Für ihn sind die einfachen, niederschwelligen Angebote wie der Impfbus, der Impfvan, die Impfpunkte in Kaiserstraße und Harmonie sowie die Sonderaktionen von Ärzten und Impfteams "in Summe" der entscheidende Pluspunkt. Selbst aus Stuttgart oder Karlsruhe kämen Menschen zum Impfen ohne Termin nach Heilbronn.

Der Impfbus sei ein Erfolgsmodell, zuletzt habe man am Tag bis zu 775 Menschen impfen können. Mit den weiteren Impfpunkten seien es zuletzt bis zu 1400 Bürger am Tag gewesen. "Ein sagenhafter Wert." Im großen Kreisimpfzentrum in Horkheim waren es im Schnitt 500 Bürger am Tag, an Spitzentagen mal bis zu 1000.
"Schlanke und effiziente Angebote" seien die beste Strategie. Und auch beim Impfstoff sehe es gut aus. Bis Jahresende sei "auf jeden Fall" genug da. Für Uellner lösen die Zahlen ein gutes Gefühl aus. "Es motiviert, auf dem Weg weiterzumachen."
Sozialbürgermeisterin Agnes Christner führt die Entwicklung auf die Kombination aus niederschwelligen Angeboten und enger Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft zurück. Gemeinsam habe man als eine der ersten Städte Ende September das Konzept entwickelt, den Impfbus nach Schließung der Kreisimpfzentren weiter fahren zu lassen.
Sozialbürgermeisterin setzt auf verlässliches Angebot sieben Tage die Woche
Angebote ohne Terminpflicht sprächen auch Menschen an, "die keinen Hausarzt haben und keine Termine machen wollen oder können". Christner hofft, dass eine gestiegene Impfquote und hohe Zahlen an Drittimpfungen bald zu einem Rückgang der hohen Inzidenzwerte führen. Aktuell sei keine weitere feste Impf-Anlaufstelle geplant. Wichtig sei, dass es "ein verlässliches Angebot an sieben Tagen in der Woche gibt". Dezentrale Sonderaktionen von Ärzten soll es weiter geben.
Die Angebote lässt sich die Stadt einiges kosten. Beim Impfbus entstehen pro Monat Kosten von rund 25.000 Euro für Busmiete, Fahrer und Wartung (ohne Personal). Für die Impfpunkte Kaiserstraße und Harmonie zahlt die Stadt rund 20.000 Euro im Monat (Miete und laufende Kosten, ohne Personal). Mit dem Land sei das Konzept abgestimmt. Christner geht davon aus, dass es die Kosten erstatten wird.
Oberbürgermeister Harry Mergel nennt das Impfen "die stärkste Waffe im Kampf gegen die Pandemie". Deshalb tue man alles, die Impfangebote in der Stadt weiter zu verbessern. In der kalten Jahreszeit soll der Impfbus zum Beispiel möglichst dort halten, wo ein überdachter Wartebereich vorhanden ist - wie an den Rathausarkaden.



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