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Corona-Impfkampagne: Zahnärzte wollen impfen, werden aber ausgebremst

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Bürokratische Hürden verhindern einen Impf-Start in Zahnarztpraxen. Gemeinschaftspraxen, die einen Mediziner mit kassenärztlicher Zulassung im Team haben, haben einen Vorteil.

Oralchirurg Manuel Troßbach kann Patientin Vanessa Fischer nur gegen Corona impfen, weil er eine Kollegin mit ärztlicher Zulassung im Praxis-Team hat.
Foto: Mario Berger
Oralchirurg Manuel Troßbach kann Patientin Vanessa Fischer nur gegen Corona impfen, weil er eine Kollegin mit ärztlicher Zulassung im Praxis-Team hat. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Viele Zahnärzte in der Region stehen in den Startlöchern und wollen sich an der Impfkampagne gegen Corona beteiligen. Im Dezember hatte die Bundesregierung bereits beschlossen, dass die Impfberechtigung unter anderem auf die Zahnmediziner ausgeweitet wird. Trotzdem kann sich bisher noch kein Patient nach der Wurzelbehandlung oder dem Prophylaxe-Termin eine Corona-Impfung geben lassen. Der Knackpunkt: Reine Zahnarztpraxen haben keine kassenärztliche, sondern eine kassenzahnärztliche Zulassung. Damit können sie weder Impfstoff bestellen noch Impfungen abrechnen, erklärt Eberhard Montigel, Bezirksvorsitzender der Landeszahnärztekammer aus Heilbronn. Auch die Übermittlung der Daten ans Robert-Koch-Institut (RKI) sei noch nicht möglich. "Das Sozialministerium will die Voraussetzungen bald schaffen", sagt Eberhard Montigel.

 


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Warum das so lange dauert, versteht Manuel Troßbach nicht. Der Fachzahnarzt für Oralchirurgie bietet in seiner Praxisklinik seit kurzem Corona-Impfungen an. Das geht aber nur, weil es sich dabei um ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) handelt und zu Manuel Troßbachs Team die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgin Nicole Lahn gehört. Sie hat eine doppelte Approbation und damit auch eine kassenärztliche Zulassung.

Zahnärzte müssen Qualifizierung durchlaufen

Trotzdem durften Manuel Troßbach und seine Zahnarztkollegen im MVZ nicht einfach mit der Impfung loslegen. Sie mussten eine Theorieschulung und eine praktische Einweisung absolvieren. Seit Beginn des Jahres können Zahnärzte ein sogenanntes Curriculum online machen, berichtet Torsten Tomppert, Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg. "Die Nachfrage ist riesig." Eberhard Montigel weiß, dass auch in der Region Heilbronn "ein erheblicher Teil der Zahnärzte die Qualifizierungsmaßnahmen macht". Er geht davon aus, dass im Februar die ersten Kollegen beginnen können.

 


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Dieser Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie ist auch weiterhin wichtig, ist Eberhard Montigel überzeugt. "Es muss noch viel geboostert werden." Die Nachfrage ist da, versichert Manuel Troßbach. Er und seine neun Kollegen bieten inzwischen eine offene Impfsprechstunde im MVZ in der Moltkestraße 12 an. Auch Erstimpfungen kämen vor. Zum Klientel gehöre zum Beispiel medizinisches Personal, das bis März, wenn die Impfpflicht in diesem Bereich in Kraft treten soll, immunisiert sein müsse.

Zahnärzte wollen sich seit 2020 beim Impfen einbringen

"Die Patienten vertrauen uns", sagt Manuel Troßbach. In der Praxisklinik gehöre es zum täglichen Geschäft Medikamente oder Narkosemittel zu verabreichen. Auch Tetanusimpfungen seien nach Unfällen manchmal notwendig. Wie in Notfallsituationen zu reagieren ist, wisse also auch der Zahnarzt, erläutert Manuel Troßbach. Deshalb sei er froh, dass der Gesetzgeber die Zahnärzte nun angesprochen hat. "Wir wollten schon länger gerne mithelfen", betont er.

Auch Torsten Tomppert fordert das seit 2020, sagt er. Es habe aber Vorbehalte gegeben, da das Impfen nicht zu den ureigenen Aufgaben eines Zahnarztes gehöre. "In Baden-Württemberg hat es mit der Ärzteschaft aber nie Schwierigkeiten gegeben", betont er. Die Voraussetzungen für das Impfen beim Zahnarzt müssten jedoch vom Bund geschaffen werden. Nun komme aber Schwung in die Thematik.

Dass Zahnärzte sich bei der Impfkampagne beteiligen, ist auch deshalb sinnvoll, weil sie "eine hohe Durchdringung" haben, sagt Manuel Troßbach. Die Kollegen hätten im Gegensatz zu ihm Stammpatienten, die jedes Jahr mindestens ein oder zwei Mal kommen. Da sei die Möglichkeit zur Corona-Impfung ein zusätzliches niederschwelliges Angebot für die Menschen.

Land will Modellversuche auf den Weg bringen

Das Land Baden-Württemberg will das Impfen in Modellversuchen in Apotheken, durch Tierärzte und durch Zahnärzte erproben, teilt eine Sprecherin des Sozialministeriums mit. Auch in der Region Heilbronn werden nach Informationen unserer Zeitung Praxen daran teilnehmen.

Für die Monate Februar und März rechnet das Land mit einem Bedarf von zwei Millionen Impfungen pro Monat, teilt die Ministeriumssprecherin mit. "Das ist die Hälfte dessen, was allein im Dezember in Baden-Württemberg verimpft wurde." Deshalb gelte es nun, die Infrastruktur robust und krisenfest, aber dennoch flexibel aufzustellen. Es werde evaluiert, in welcher Höhe und an welchen Standorten die Impfkapazitäten dauerhaft erhalten bleiben sollen, um die niedergelassenen Ärzte weiter zu unterstützen.

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