Corona hat bei Clubs, Discotheken, Bars und Gastronomie tiefe Spuren hinterlassen
Die Leidtragenden der Pandemie waren vor allem Musiker, Clubs und die Eventgastronomie. Viele hoffen nun auf einen Neustart.

Die Corona-Pandemie kennt viele Verlierer. Die Gastronomie und Hotellerie gehören genauso dazu wie die Einzelhändler und die Tourismusbranche. Zu den größten Verlierern zählen aber die Beschäftigten in der Event-Branche sowie freiberufliche Musiker, Schauspieler und sonstige Künstler.
Denn nahezu zwei lange Jahre gab es für Agenturen und Veranstalter, die von Musikveranstaltungen, Sport- und Marketingevents sowie Messen und Modeschauen leben, praktisch nichts zu tun.
Leben von der Substanz
Einer, den es richtig heftig erwischt hat, ist Patrick Simons. Der Sänger aus Ostwestfalen, der seit über zehn Jahren in Heilbronn lebt, hatte 2019 gerade seine neunte CD "Aussteiger" fertig und wollte auf Tour gehen, als die Corona-Pandemie das Land lahm legte. Auch die Hoffnungen auf einen Neustart in der zweiten Jahreshälfte 2020 sowie im folgenden Jahr, zerschlugen sich für den 62-Jährigen Sänger mit der tiefen Stimme, der sich selbst als rockigen Country-Musiker einordnet. "Das waren einfach zwei beschissene Jahre", nimmt Simons kein Blatt vor den Mund. "Wir konnten nicht auftrete, und die CD lief halt auch nicht ohne Promotion", klagt er.

Unterstützung vom Staat hat er wie viele Freiberufler gar nicht erst beantragt, sondern von den Ersparnissen und einigen Aufträgen als Hörbuch- und Synchronsprecher gelebt. "Es war eine sehr schwierige Zeit, auch weil man überhaupt nichts planen konnte und die Politik mit dem Hin und Her unsere Branche noch zusätzlich verunsichert hat", ärgert sich der Sänger.
So blieb ihm nur, an einem weiteren Album zu arbeiten. Seine zehnte CD "Down-Under" soll jetzt im Mai oder Juni auf den Markt kommen und endlich den vielfach verschobenen Neustart bringen. "Ein paar Anfragen für Auftritte habe ich jetzt schon", betont Simons. Er hofft nun nur eines: "Jetzt darf wirklich nichts mehr passieren."
Sorgenvoller Blick in die Zukunft
Nichts mehr passieren darf auch in der Eventgastronomie. "Caterer und Anbieter, die von Veranstaltungen leben, sind auf jeden Fall die Verlierer", sagt Thomas Aurich. Der Dehoga-Stadtverbandsvorsitzende sieht auch den Trend bei jungen Leuten, Feiern kurzerhand in den öffentlichen Raum zu verlegen, kritisch. "Pizza oder Burger wird im Restaurant gekauft, kühle Getränke beim Discounter oder Lieferservice bestellt, und schon geht die Party los", sagt Aurich. Sollte dieser Trend über die Corona-Pandemie hinweg anhalten, sind das keine guten Aussichten für die gesamte Branche. Deshalb blickt vor allem die Veranstaltungsgastronomie mit Sorge in die Zukunft.
"Wir hatten noch das Glück, dass wir etabliert und gut aufgestellt waren, bevor Corona kam. Für neue Unternehmen, war das viel schwieriger", sagt Uschi Schröter, die zusammen mit ihrer Schwester Hanne Schröter-Wagner die traditionsreiche Veranstaltungsgastronomie Schröter betreibt. "Durch staatliche Hilfen und Öffnungszeiten, die teilweise auch in der Pandemie möglich waren, kommen wir mit einer schwarzen Null aus der Sache raus", zieht Uschi Schröter Bilanz.

Mit den verbliebenen zwei Angestellten konzentrieren sich die Schröters auf die Standorte am Media Markt und auf Kiosk sowie Seeterrasse am Breitenauer See. Auch Speisen zum Mitnehmen hat das Unternehmen, das Alfred Schröter 1955 gegründet hat, angeboten. "Durch den Wegfall aller Feste und Veranstaltungen haben wir aber kräftig Federn gelassen", sagt Uschi Schröter. In Glanzzeiten hat das Team im Jahr 90 Veranstaltungen gestemmt, darunter die Großveranstaltungen Weihnachtsmarkt, Pferdemarkt, Weindorf und Winterdorf. "Das einzige Positive war, dass wir mehr Zeit für die Familien und uns selbst hatten", betont die 61-Jährige und verspricht: "Wir lassen den Kopf nicht hängen und machen weiter."
Umbau als Chance
Das Motto gilt auch für den Inhaber des Mobilat Michael Brähne. Er hat die mehr als zweijährige Pandemie-Zeit dazu genutzt, seinen Club in der Salzstraße umzubauen und zu modernisieren. So wurden die Eingänge verbreitert, die Veranstaltungsräume neu gestaltet und Lüftungsanlagen eingebaut. Brähne konnte sich das leisten, weil er 90 Prozent der Kosten über Förderprogramme abrechnen konnte. "Mir haben die Hilfsprogramme sehr geholfen", bekennt er.

Dabei hatte auch ihn der Ausbruch der Pandemie hart getroffen. "Plötzlich brach alles weg, und wir standen vor einer völlig neuen Situation", sagt der 42-Jährige. "Das hat viel Kraft und Nerven gekostet." Neben dem Umbau konnte Brähne sich auch auf sein zweites Standbein, eine Plattenfirma, konzentrieren. Jetzt freut er sich, dass der Betrieb "seit einem Monat wieder gut angelaufen ist". "Ich habe Glück gehabt", bekennt der Mobilat-Chef , "aber der Krieg macht uns Clubs zusätzliche Sorgen." Von "bleibenden Spuren", spricht auch Kollege Mathias Kern. Der Chef der Heilbronner Laube kritisiert rückblickend "ein nicht nachvollziehbares Regelwirrwarr". Auch deshalb sieht Kern "mit einem bangen Blick" in Richtung Herbst. "Die Pandemie wird einen lauten Nachhall bekommen, und wir stecken noch mitten drin", lautet seine eher düstere Prognose.