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Geteilte Meinungen unter Stadträten zu Carsharing in Heilbronn

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Grüne und SPD werfen der Stadtverwaltung Heilbronn mangelhafte Motivation in Sachen Carsharing vor. Andere Stadträte sprechen von Privatsache oder lehnen solche Angebote gar ganz ab.

In Heilbronn können Carsharing-Autos bei Anbietern wie Zeag, Stadtmobil oder Flinkster zu festen Terminen reserviert werden.
Foto: Skoda Auto Deutschland GmbH
In Heilbronn können Carsharing-Autos bei Anbietern wie Zeag, Stadtmobil oder Flinkster zu festen Terminen reserviert werden. Foto: Skoda Auto Deutschland GmbH  Foto: Skoda Auto Deutschland GmbH

Autos teilen, als Carsharing, erlebt in vielen Städten einen Boom, allein in Karlsruhe oder Mannheim sind Tausende solcher Kfz unterwegs. In Heilbronn sieht es bescheiden aus: Nur 38 von 99 ausgewiesenen öffentlichen Stellplätzen werden von 59 Gemeinschafts-Fahrzeugen, die vier Firmen anbieten, genutzt. Wie berichtet hat sich die Kilometerzahl seit 2019 immerhin um 43 Prozent auf insgesamt 961.222 im Jahr 2022 erhöht, das macht pro Carsharing-Kfz 17.164 Kilometer.

Diese Zahlen kamen jetzt nach einer – bereits vor einem Jahr – gestellten Anfrage von SPD und Grünen im Bauausschuss des Gemeinderates auf den Tisch. Wegen der Verzögerung, aber auch aus inhaltlichen Gründen zeigten sich beide Fraktionen von der vorlegten Drucksache sehr enttäuscht, andere Stadträte waren milder oder lehnen solche Angebote sogar ab.

Weitere Gespräche mit Carsharing-Anbietern

Am Ende einer regen Debatte sagte Baubürgermeister Andreas Ringle zu, das Thema im Sommer erneut ins Gremium einzubringen, bis dahin weitere Gespräche mit Anbietern zu führen und zumindest einen in die Sitzung einzuladen, um deren Sicht kennenzulernen. In anderen Städten habe man Carsharing vor 30 Jahren begonnen, in Heilbronn erst vor zehn, aber wenn der "kritische Punkt von Angebot und Nachfrage" überschritten sei, dürfte es auch hier laufen, meinte Ringle.

Scharfe Kritik an der Stadtverwaltung

"Unmotiviert, ängstlich und enttäuschend" nannte Ulrike Morschheuser (Grüne) die Ausführungen aus dem Amt für Straßenwesen. Kein Wunder, dass sich das Thema in Heilbronn noch nicht etabliert habe. Die Stadt müsste es stärker bewerben, die Infos auf der Homepage etwa seien "marginal". Die Grüne wünschte sich vom Rathaus mehr Ideen und Vorschläge, auch zu möglichen Partnern und Zielgruppen, aber auch Finanzhilfen. Ein "Ärgernis" sei es, dass Stadtteile abgehängt und gleichzeitig ganze Straßenzüge zugeparkt seien. "Worauf wollen wir eigentlich noch warten?", mahnte sie. "Die Verkehrswende muss jetzt vollzogen werden."

In dasselbe Horn stieß Tanja Sagasser-Beil (SPD). Carsharing sei ein wichtiger Baustein der Verkehrswende und einer "zukunftstauglichen Mobilität", die durch die öffentliche Hand gefördert werden müsse. Unkomplizierte und dezentrale Angebote an guten Standorten, gerade in den Stadtteilen, seien gefragt, wenn möglich auch in Kooperation mit anderen Kommunen, Firmen, Hochschulen oder sonstigen Partnern. Seitens der Verwaltung wünschte sie sich "mehr Ernsthaftigkeit".

Sollte die Stadt Carsharing finanziell unterstützen?

Elke Roth (CDU) dagegen nannte die Steigerung seit 2019 "beeindruckend", sah aber freilich auch "noch Luft nach oben", gerade in einer Stadt, in der 521 von 1000 Bürgern ein eigenes Auto hätten. Finanzhilfen von der Stadt lehnte sie entschieden ab. Ähnlich Michael Seher (Pro) - "das ist Privatsache"- und Gottfried Friz (FDP): "Wir vertrauen auf den Markt. Wenn es ein stimmiges, attraktives Konzept gibt, wird es auch laufen." Herbert Burkhardt (FWV) lehnte Carsharing sogar ab, "weil es der Autoindustrie schadet". "Der Verkehr wird dadurch sowieso nicht entlastet", meinte Alfred Dagenbach (Pro), aber zumindest der ruhende, so Ringle. Konrad Wanner (Linke) sprach von einer "Notlösung". Viel effektiver sei der Ausbau des ÖPNV.

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