Campingpark-Manager Klaus Schmitt: "Die Ansprüche haben sich extrem gewandelt"
Campingpark am Breitenauer See ist für Klaus Schmitt Arbeits- und Wohnort. Nach 19 Jahren hört der 58-Jährige als Manager auf. Im Interview erzählt er von den Entwicklungen auf der Fünf-Sterne-Premium-Anlage.

Dort zu arbeiten, wo andere ihren Urlaub genießen, das hat Klaus Schmitt nie etwas ausgemacht. 2005 hat der 58-Jährige das Management des Campingparks Breitenauer See auf Löwensteiner Gemarkung übernommen. Im März 2024 hört er offiziell auf. "Sie und Ihre Frau haben den Campingpark hervorragend entwickelt. Er war Ihr Baby", sprach Björn Steinbach, Vorsitzender des Naherholungszweckverbands, dem Ehepaar neulich seinen "herzlichen Dank" aus. Welche Entwicklungen hat der Manager in dieser Zeit erlebt?
Herr Schmitt, eigentlich wollten Sie noch zwei, drei Jahre weitermachen. Warum haben Sie jetzt schon gekündigt?
Klaus Schmitt: Ich wollte in den letzten paar Jahren meines Berufslebens wieder meine Wochenenden haben.
Über die Kulisse ihres Arbeitsplatzes können Sie sich nicht beschweren. Nehmen Sie die noch wahr?
Schmitt: Wenn du so lange da bist wie ich, dann nimmst du das gar nicht mehr wahr. Aber abends habe ich in der Wohnung auf dem Campingpark einen freien Blick auf den See und die Weinberge. Da wird mir das immer bewusst.
Wie präsentierte sich der Campingpark 2005?
Schmitt: Er war ein gepflegter und funktionierender Platz, dem der Feinschliff fehlte. Es war zu wenig Sonne auf den Parzellen. Die ersten drei Winter haben wir viel herausgeschnitten.
Und was hat den Campingurlaub vor 20 Jahren ausgemacht?
Schmitt: Damals war er noch etwas günstiger für Leute, die finanziell nicht so gut aufgestellt waren. Diese sind oft mit Zelten angekommen und älteren Wohnwagen.
Wie haben sich die Ansprüche der Gäste im Laufe der Zeit verändert?
Schmitt: Diese haben sich extrem gewandelt. Heute sind Handwerker genauso unter den Gäste wie Bankvorstände und Professoren. Die fahren mit ganz anderen Fahrzeugen auf den Platz. Noch in den 1990er Jahren kam der Camper mit der WC-Papierrolle und kaufte Duschmünzen. Die Ansprüche sind immer höher geworden. Wir brauchen WLAN, große Stellplätze, allen erdenklichen Komfort, Abwasser-, Wasser- und Stromanschluss für jede Parzelle.
2005 bis 2008 wurden 143 neue Tourist-Plätze angelegt, so dass es mit den Zeltplätze 320 wurden. Ist damit die Kapazitätsgrenze erreicht?
Schmitt: Von der Infrastruktur her ja. Wir müssen für die Gäste eine Anzahl an Duschen und Toiletten bereitstellen. Die Anlage ist optimal aufgestellt, was die Versorgung anbelangt.
Seit der Eröffnung 1985 sind es knapp 300 Dauerstellplätze. Deckt das den Bedarf?
Schmitt: Bei weitem nicht. Wir könnten die ganze Anlage mit Dauercampern belegen. Inzwischen haben wir die Warteliste eingestellt.
Der Breitenauer See hat eine Fünf-Sterne-Premium-Anlage. Was braucht es für diese Zertifizierung durch den Deutschen Tourismus-Verband?
Schmitt: Ich habe die Anlage schon mit fünf Sternen übernommen. Damals begann der Verband, die Campingplätze zu klassifizieren. Man braucht eine klimatisierte Rezeption, zwölf Stunden Öffnungszeiten, eigene Gastronomie, mindesten 100 Quadratmeter große Stellplätze, Sanitärgebäude mit mehrfarbigen Fliesen und einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
Womit ist Ihr Tag ausgefüllt?
Schmitt: Mit Dienstplänen erstellen, Mitarbeiterführung, Maschinenreparaturen, Bestellungen von Gebrauchsartikeln, Verwaltung der Dauercamper. Man ist auch Seelentröster.
Die Gäste kommen doch sicherlich mit kleinen und großen Wehwehchen auf Sie zu.
Schmitt: Ja. Weil sie die Waschmaschine nicht bedienen können, eine Sicherung am Wohnwagen defekt ist, im Winter das Gas nachts leer ist, der Wohnwagen bei Starkregen undicht ist oder ein Sommergewitter das Vorzelt wegfegt.
Was hat Ihnen an dieser Aufgabe gefallen?
Schmitt: Zuallererst der Umgang mit Menschen und die Vielseitigkeit, die der Beruf hergibt. Man muss vieles können. Meine Herausforderung war, vieles selbst zu machen.
Was kennzeichnet den klassischen Camper?
Schmitt: Wer Camping macht, möchte die Freiheit genießen. Er geht raus in die Natur zum Wandern. Für Familien ist der See unser Kapital. Der Camper baut sein Vorzelt und den Holzkohlegrill auf und sitzt gemütlich bei einem Trollinger vor dem Zelt.
Der Campingpark hat harte Zeiten erlebt mit der Pandemie und dem trocken gelegten See. Wie schwer ist es, die Urlauber zurückzugewinnen?
Schmitt: Wir haben dadurch massive Einbußen gehabt. Wenn man drei Jahre keine Badegelegenheit hat, machen das die Leute ein Jahr mit, dann suchen sie sich andere Plätze, und wir sind weg vom Fenster. Da haben wir Federn gelassen. Durch Werbung und Messeauftritte müssen wir die Gäste zurückholen.
Stellplätze für Wohnwagen und -mobile, Blockhäuser, Schlaffässer, Mobilheime: Das alles hat der Campingpark zu bieten. Was fehlt noch?
Schmitt: Ich wollte immer ein kleines Plantschbecken für die Kleinkinder. Auch für sie muss man auf dem Platz etwas bieten. Man sollte weiter auf Mobilheime setzen, weil junge Leute mit dem normalen Führerschein keinen Wohnwagen mehr ziehen dürfen. Da geht die Tendenz auch zu exklusiver Ausstattung mit Whirlpool. In Italien machen sie uns das erfolgreich vor.
Wo sehen Sie dringenden Handlungsbedarf?
Schmitt: Wir müssen uns etwas einfallen lassen, um an Personal zu kommen, attraktiver werden was Zeitmodelle und Flexibilität betrifft. Heute kann man nur über Geld und Work-Life-Balance vernünftiges Personal rekrutieren.
Wie war die erste Saison im Rondell-Biergarten?
Schmitt: Der Biergarten wurde sehr gut angenommen. Aber von der Optik her ist er kein Aushängeschild für eine Fünf-Sterne-Anlage. Pläne und Idee für Verbesserungen sind vorhanden.
Sie arbeiten auf einem Campingplatz und machen selbst Campingurlaub. Warum?
Schmitt: Alle zwei Jahre fliegen meine Frau und ich auch mal weg, bevorzugt nach Fuerteventura. Ich gehe campen, weil ich aufstehen und frühstücken kann, wann ich will.
Zur Person
Klaus Schmitt und seine Ehefrau Karin, die an der Rezeption des Campingparks arbeitet, haben zwei erwachsene Söhne. Der 58-Jährige ist gelernter Gas- und Wasserinstallateur. Bei der Industrie- und Handelskammer hat er sich zum Campingpark- und Freizeitmanager fortgebildet. Wer die Fünf-Sterne-Anlage leitet, hat Residenzpflicht, das heißt er zieht in die Wohnung über dem Verwaltungsgebäude ein.